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Antibiotikaresistenz ruft Ministerien auf den Plan

12.06.2000  00:00 Uhr

- Politik

Antibiotikaresistenz ruft
Ministerien auf den Plan

von Karl H. Brückner, Berlin

Das Thema Antibiotikaresistenz bleibt brisant. Nach dem Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) besteht weiterer Handlungsbedarf. Die Experten empfehlen mehrere Maßnahmen. Adressaten sind Forschung, Ärzte und Politik. Die Autoren prognostizieren im Human- und Veterinärbereich zunehmende und neue Resistenzprobleme.

So sei mit einer weiteren Zunahme der bisher nur vereinzelt aufgetretenen mehrfachresistenten Hospitalstämme von Staphylococcus aureus und deren Verbreitung auch in Alten- und Pflegeheimen zu rechnen - mit der Gefahr, dass diese von dort wieder zurück in Kliniken eingeschleppt werden. Auch mit dem Auftreten von Pseudomonas aeruginosa mit breiter Mehrfachresistenz, die alle gegenwärtig zugelassenen antibakteriellen Chemotherapeutika einschließt, sei zu rechnen. Eine dritte Prognose: Weitere Zunahme der Chinolonresistenz bei allen bakteriellen Erregern einschließlich Salmonella enterica.

Sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin ist dem Bericht zufolge in den letzten Jahren ein signifikanter Anstieg antibiotikaresistenter Keime festzustellen, der die Therapie lebensbedrohlicher Erkrankungen ernsthaft in Frage stellen könne. Schwerwiegende Folgen seien längere und schwerere Krankheitsverläufe sowie eine Vielzahl von zusätzlichen Risiken bis hin zu Todesfällen. Zudem würden die sozialen Sicherungssysteme dadurch finanziell belastet.

Übereinstimmend, so der Report, gehe die Wissenschaft davon aus, dass zur bedrohlichen Zunahme mehrfach resistenter Bakterienstämme "die (Über-)Anwendung von Antibiotika auf jeden Fall begünstigend beiträgt und sie sogar zum großen Teil dadurch verursacht wird". Wesentliche Zentren der Resistenzentwicklung im Bereich der Humanmedizin seien nicht nur Krankenhäuser: "Auch im ambulanten Bereich findet eine Selektion bestimmter resistenter Infektionserreger in wesentlichem Umfang statt." Gestiegene Lebenserwartung und medizinischer Fortschritt haben dazu beigetragen. So werden heute sehr viel mehr alte und auch mehr immunsupprimierte Patienten behandelt als früher.

Was ist zu tun? Der Bericht listet ein ganzes Maßnahmenbündel auf: Bessere Infektionsprävention, die Neubelebung der Infektiologie als klinischer Disziplin, die Optimierung der Diagnostik, den verstärkten Einsatz von Resistenztests zur Sensivitätsprüfung sowie für die Entwicklung standardisierter Testsysteme und die Entwicklung rationaler Therapieschemata. Ein weiterer Ansatzpunkt könnte demnach die Entwicklung von Alternativen zur Antibiotika-Anwendung sein, insbesondere durch verstärkte Propagierung von Impfprogrammen (etwa: Pneumokokken, Typhus).

Auch Änderungen des Arzneimittelgesetzes regen die Experten an. Demnach könnten bei der Antibiotikazulassung eine ausreichend effektive Dosierung sowie die Therapiedauer fixiert werden. Überlegenswert wäre demnach auch, Anwendungsgebiete auszuschließen, bei denen antibiotische Behandlung nicht als gesichert angezeigt sei.

Im nächsten Jahr werden gleich zwei neue Antibiotikaklassen verfügbar sein – Oxazolidinone und Everninomycine. Die Arbeitsgruppe hält es für überlegenswert, EU-weit die Anwendung dieser Innovationen auf Patienten zu beschränken, deren Behandlung mit anderen Antibiotika nicht vertretbar sei. Das könnte dazu beitragen, die Effektivität der neuen Präparate möglichst lange zu erhalten. Top

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