Streit um Arzneikosten im Osten |
04.06.2001 00:00 Uhr |
dpa Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind uneins über die Ursachen der steigenden Arzneimittelkosten in Ostdeutschland. Schmidt forderte die ostdeutschen Ärzte auf, beim Verordnen von Medikamenten sparsamer zu sein. Die KBV vertritt dagegen die Ansicht, dass mehr Krankheiten im Osten höhere Ausgaben nach sich ziehen.
Im Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Samstagausgabe) sagte die Ministerin: "Die ostdeutschen Ärzte verschreiben einfach noch zu wenig wirtschaftlich." Eine aktuelle Untersuchung belege, dass in den neuen Ländern zu wenig Generika verschrieben würden. In manchen Regionen Deutschlands werden nach Aussage der Ministerin nur 50 Prozent Generika verordnet, obwohl der Anteil "leicht auf 60 oder 70 Prozent" erhöht werden könnte. Schmidt warnte, ein Arzt müsse entweder nachweisen, dass eine Überschreitung seines Arzneimittelbudgets therapeutisch notwendig sei, "oder er muss bezahlen."
Der erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Manfred Richter-Reichhelm, entgegnete in der "Leipziger Volkszeitung", er könne "nicht bestätigen, dass die ostdeutschen Kollegen zu wenig Generika verschreiben". Im Gegenteil: Einer Erhebung seines Verbandes zufolge habe der Generika-Anteil im Jahr 2000 im Osten bei rund 80 Prozent gelegen. Das sei "im europäischen Vergleich eine Spitzenposition".
Um ihre Patienten mit dem medizinisch Notwendigen versorgen zu können, müssten die niedergelassenen Ärzte in den neuen Bundesländern "extrem wirtschaftlich verordnen", sagte Richter-Reichhelm. Im Osten seien mehr Menschen stärker erkrankt als im Westen. Ihnen müssten daher mehr Medikamente verschrieben werden. Dafür stünden aber weniger Mittel zur Verfügung, erläuterte der KBV-Vorsitzende.
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