Hausärzte nennen Politik der KBV patientenfeindlich |
03.05.1999 00:00 Uhr |
Politik
PHARMAKOTHERAPIE
Die Arzneimittelpolitik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heizt den Konflikt mit den Hausärzten weiter an. Für den Berufsverband der Allgemeinärzte (BDA) betreibt die KBV nur noch eine "hausarztfeindliche Patienten-Vertreibungsstrategie" und liefert der Politik in vorauseilendem Gehorsam Stichworte für weitere Einschränkungen bei der Pharmakotherapie.
Wie berichtet, hat die Spitzenorganisation der Kassenärzte kürzlich empfohlen, die Verordnungen deutlich zurückzufahren, um Arzneimittelregresse wegen Budgetüberschreitungen abzuwenden. Der Gesamtvorstand des Hausärzteverbandes reagierte darauf mit geharnischtem Protest. Er forderte die Mediziner dringend auf, die "verfehlten Rationierungsvorschläge der KBV abzulehnen und das Wohl des Patienten in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen". Gleichzeitig sicherte der BDA den Kollegen volle Unterstützung zu, denen wirtschaftliche Nachteile drohen, weil sie entsprechend ihrer ärztlichen Verantwortung gegenüber dem Patienten gehandelt hätten.
Die Arzneimittelpolitik der Kassenärzte-Spitzenorganisation sei "insgesamt fehlerhaft und nicht mehr nachvollziehbar", so der Hausärzteverband. Durch ihre bisherige Mitwirkung bei der Erarbeitung rigider Arzneimittel-Richtlinien suggeriere die KBV, daß ohne Nachteile für die Patienten auf Verordnungen und damit Ausgaben in Milliardenhöhe verzichtet werden könnte. Damit werde die Politik geradezu herausgefordert, die Arzneibudgets noch weiter zu senken. "Die Politik drückt sich vor Entscheidungen, und die KBV drängt sich geradezu eilfertig, der Politik diese Entscheidungen abzunehmen", kritisiert der BDA-Gesamtvorstand.
Die KBV erkenne nicht, moniert der Verband weiter, daß sich ihre Politik gezielt
nachteilig für die Hausärzte auswirke. Die Therapie mit mild wirksamen Medikamenten
solle unmöglich gemacht werden, während gleichzeitig Fachärzten Freiräume zur
Verordnung "sogenannter Innovationen von teilweise fragwürdiger Notwendigkeit mit
immensen Ausgabensteigerungen" eröffnet würden. Nach Einschätzung des
Hausärzteverbandes wäre die KBV gut beraten, wenn sie statt dessen künftig alle Kraft
für die Beseitigung der Arzneimittelbudgets einsetzen würde.
© 1999 GOVI-Verlag
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