Morbiditätsrisiko soll in RSA eingebaut werden |
03.04.2000 00:00 Uhr |
Politik
Der Risikostrukturausgleich (RSA) erschüttert die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV): Orts-, Innungs-, Betriebs- und Ersatzkrankenkassen kämpfen um eine Korrektur der Ausgleichszahlungen, die 1998 netto 16 Milliarden DM ausmachten. Hauptzahler sind die Ersatzkassen (rund 11,7 Milliarden DM), Empfänger die AOKen (13,7 Milliarden DM) und die Bundesknappschaft (2,4 Milliarden DM).
Der RSA-Umverteilungsmechanismus gleicht heute vor allem die Faktoren Alter, Geschlecht, Grundlohn und mitversicherte Familienangehörige aus. Im Frühjahr nächsten Jahres soll eine Expertise über Wirkungsweise und erforderliche Korrekturen des RSA-Systems vorliegen, das 1996 zur Absicherung der freien Kassenwahl der Versicherten eingeführt worden ist.
Insbesondere die beiden größten deutschen Krankenkassen, die Barmer (BEK) und die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) setzen jetzt auf eine "gezielte Verfeinerung des RSA". Die BEK möchte Morbiditäts-Kriterien in den RSA einbauen. Wesentliche Elemente sind dabei Kassenwechsler-Profile und ein separater Ausgabenausgleich von "Schwerstrisiken" statt Berücksichtigung von Erwerbs-/Berufsunfähigen. Darüber könnte Einvernehmen mit den AOKen erzielt werden, wird vermutet.
Die DAK hält das Barmer-Konzept für riskant, da die vorgelegten Modellrechnungen über die finanziellen Auswirkungen auf einer hohen Zahl von unsicheren Annahmen beruhten. Statt dessen setzt die DAK auf die Umverteilung von zu hoch oder zu niedrig zugeteiltem rechnerischen Beitragsbedarf zwischen den Kassen in einem zweiten RSA-Rechenschritt. Dies könnte beispielsweise in einem "Korridor" von Beitragsbedarfs-Deckungssätzen zwischen 97 und 103 Prozent erfolgen.
Die "Traditionalisten" unter den Ersatzkassen halten dagegen an dem Ziel des RSA-Abbaus fest und lehnen jede Einbringung von Morbiditäts-Kriterien in den RSA strikt ab. Dazu gehören Techniker-, Handels-, Gmünder- und Buchdrucker-Krankenkasse.
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