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Gesundheitsportale sind im Kommen

19.03.2001  00:00 Uhr

INTERNET

Gesundheitsportale sind im Kommen

von Gerd Moser, Frankfurt am Main

Das Internet ist eine Herausforderung und eine Chance zugleich. So sieht es die Fachabteilung Selbstmedikation des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung in Frankfurt war deshalb das Netz das zentrale Thema.

"In Zukunft werden die Menschen bei gesundheitlichen Problemen nicht nur Arzt, Apotheker und Freunde fragen, sondern auch das Internet", sagte Ottmar L. Mergel von OTC Top Consulting aus Eutingen. Die Qualität der Beratungsgespräche in Arztpraxis und Offizin werde sich ändern, da die Patienten sich immer besser und umfassender informieren könnten. Zwar gebe es keine verlässlichen Daten zum Konsumverhalten der surfenden Patienten, ein genereller Trend sei aber deutlich. So habe etwa die Gesellschaft für Konsumforschung festgestellt, dass von den derzeit 22 Millionen Surfern in Deutschland 15,6 Prozent Informationen zur Gesundheit nutzen. Und: "Der gesundheitsbewusste Surfer ist weiblich", betonte Mergel. Während der Anteil der Frauen unter den Internet-Nutzern nur bei 39 Prozent liege, seien die gesundheitsinteressierten Nutzer zu 54 Prozent weiblich. 

Gesundheitsboom im Internet

"In den USA ist das Internet bereits die erste Quelle für Gesundheitsinformationen", sagte Mergel. "Das Thema liegt dort auf Platz drei - hinter Sex und Finanzdienstleistung." Dies habe auch Auswirkungen auf die Informations- und Werbestrategien der Pharmabranche. "Wurden bisher die Informationen mit dem Wasserschlauch verteilt, so müssen sie im Internet in Info-Swimming-Pools angeboten werden", umschrieb Mergel die Situation. In den herkömmlichen Medien, also in Zeitungen, Zeitschriften, Funk und Fernsehen, werden Informationen breit gestreut. Im neuen Medium Internet komme es aber darauf an, gezielt und zielgruppenorientiert zu informieren. "Der Verbraucher entscheidet, in welchen Info-Pool er springen will." Deshalb seien sachliche, unabhängige und verständliche Inhalte wichtig. Das Konsumentenverhalten werde auch zu einer Differenzierung der Angebote führen: "In Zukunft wird es nur einige wenige umfassende Gesundheitsportale geben. Und daneben zahlreiche Special-interest-Seiten", resümierte Mergel. 

Wie die nahe Zukunft in Sachen Gesundheitsportale aussehen wird, demonstrierten Dr. Henrik Meyer-Hoeven, Gehe Pharma Handel, Stuttgart, und Elmar Esser Leiter der Öffentlichkeitsabteilung bei der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Eschborn. 

"Die Apotheke hat gute Chancen, sich im Internet als der Gesundheitsberater schlechthin zu positionieren", sagte Meyer-Hoeven bei der Vorstellung von apotheke.com. Die Site existiert zwar bereits, wird aber demnächst, so Meyer-Hoeven, als "Apothekenportal für Apotheken, Arzneimittel und Gesundheit" online gehen. In Kooperation mit Apotheken, Krankenkassen und Pharmaunternehmen will Gehe sein bisheriges Engagement ausbauen. Weitere Kooperationspartner von apotheke.com sind vorgesehen, beispielsweise Reiseveranstalter und Reisebüros, wenn es um das Thema "Reisemedizin" geht. 

Im Sommer startet APOnet.de, das Gesundheitsportal der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. "Wir unterscheiden uns von allen anderen Anbietern, weil wir das Portal der 21.800 deutschen Apotheker sind", sagte Elmar Esser. Bei APOnet.de gehe es vor allem um die Frage, wie der hohe Standard der Arzneimittelversorgung in Deutschland aufrecht erhalten werden könne. "Die Apotheker wollen ihre Beraterfunktion stärken, den Kundenkontakt intensivieren, weiterhin Arzneimittelsicherheit garantieren und im Internet präsent sein", so Esser weiter. Entsprechend sei das Konzept der Internet-Site ausgerichtet.

APOnet.de: Kompetent und seriös

"Im Mittelpunkt stehen die Apothekenkunden, auf deren Wünsche wir eingehen, die wir seriös über Medikamente und Medikationen informieren wollen." Esser betonte, dass es nicht um den Versandhandel von Medikamenten gehe. Mit APOnet.de seien keinerlei ökonomische Interessen verbunden. Die Site verfüge aber über eine Vor-Bestellfunktion. Medikamente könnten auf einfache Weise in der Apotheke der Wahl vorbestellt und dann dort abgeholt werden. 

Funktionen wie der Zuzahlungsrechner und die Datenbank-gestützte Online-Beratung sind ebenso Teil des Angebots wie die Web-Apothekerin und der Web-Apotheker. Die noch namenlosen, mit klaren Konturen gezeichneten Figuren helfen den Besuchern, sich auf der Site zurecht zu finden. Und die kann sich jeder Nutzer nach eigenen Vorstellungen optimieren: "Mein APOnet" heißt die Möglichkeit zur Individualisierung des Angebots. Last but not least wird das neue APOnet auch die Funktion eines Intranets erfüllen, Kommunikation und Information für Apothekerinnen und Apotheker bieten.

Die ABDA wird demnächst einen kostenlosen E-Mail-Newsletter zum Fortschritt des Portals anbieten. Interessierte Apothekerinnen und Apotheker werden dann regelmäßig über den Stand der Dinge unterrichtet. Die aus den erhofften Rückmeldungen gewonnenen Erfahrungen und Anregungen sollen in das Konzept von APOnet.de einfließen. In der späteren Testphase besteht zudem die Möglichkeit, dass Apotheken die neue Site bereits vor dem offiziellen Start nutzen. Ausführliche Informationen erhalten alle Apothekerinnen und Apotheker in den nächsten Wochen in einem Rundschreiben der ABDA. Top

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