Das Gesundheitswesen braucht ein "neues Denken" |
18.09.2000 00:00 Uhr |
Im Zuge einer persönlichen Initiative schlagen sie vor, dass sich alle Beteiligten des Gesundheitswesens in offener und gleichberechtigter Atmosphäre zu einem "runden Tisch" zusammen finden. Ziel dieser Diskussionen müssten "Lösungen sein, die das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen wieder herstellen", stellten Hoppe und Fiedler bei einem Gespräch in Berlin übereinstimmend fest.
In der Diskussion bestätigte sich die Einschätzung von Fiedler und Hoppe, dass es zwischen Ärzten und Krankenkassen viel mehr Gemeinsamkeiten gibt, als die aufgeregten Grabenkämpfe der vergangenen Monate, etwa um die Gesundheitsreform 2000, vermuten ließen.
Fiedler zeigte sich überzeugt, dass es bis zur Bundestagswahl 2002 keine große Gesundheitsreform mehr geben werde. Aber schon heute müssten sich die Akteure für weitere Reformprojekte in der Zeit danach positionieren. Auf zwei grundlegende Probleme, die demographische Alterung und die strukturelle Einnahmenschwäche der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssten auf mittlere Sicht befriedigende Antworten gegeben werden, so die übereinstimmende Analyse der Diskutanten.
Einig sind sich Fiedler und Hoppe auch, dass die Leistungsausgaben der GKV keineswegs aus dem Ruder laufen, wie oft unterstellt wird. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei vielmehr der Anteil der GKV-Pflichtbeiträge mit um die sechs Prozent seit Jahrzehnten nahezu konstant.
Die vielzitierten 10,4 Prozent Anteil am BIP, mit der im internationalen OECD-Vergleich Deutschland zu den Spitzenreitern bei den Gesundheitsausgaben gezählt werde, enthalte einen Großteil von Gesundheitsausgaben, die nicht über das GKV-System, sondern von den Menschen in Eigenverantwortung finanziert würden, stellte Fiedler fest. Dass die Beitragssätze dennoch gestiegen sind, sei eine Folge der gesunkenen Lohnquote, aus der die GKV-Beiträge finanziert werden.
Hoppe sieht es ebenso und betont, dass die Wachstumsschwäche der Wirtschaft in den vergangenen Jahren, die in Ostdeutschland anhält, für den nach OECD-Berechnungen gestiegenen Anteil der Gesundheitsausgaben verantwortlich war. "Wir haben keine exorbitante Kostenentwicklung", stellte der Bundesärztekammerpräsident fest.
Für Fiedler liegt es aber auf der Hand, dass angesichts der wachsenden Anforderungen
an die Medizin bei sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen schon bald darüber
nachgedacht werden muss, auch andere Einkunftsarten als den Arbeitslohn etwa
Kapitalerträge - zur Beitragsbemessung heranzuziehen. Zudem müsse ein für allemal der
sozialpolitische Verschiebebahnhof zu Lasten der GKV wie zuletzt die Kürzung der
GKV-Beiträge für die Bezieher von Arbeitslosenhilfe - geschlossen werden.
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