Nur die freie Heilberufsapotheke ist der Garant für Qualität |
20.09.1999 00:00 Uhr |
50 JAHRE BLAK
Angesichts der mehr als 1000-jährigen Geschichte Bayerns sind 50 Jahre ein kleiner Zeitraum - für viele Institutionen allerdings ein sehr wichtiger. So auch für die Bayerische Landesapothekerkammer, die im August 1949 wiederbegründet wurde. Aus diesem Anlass lud die Berufsorganisation am Tag der Apotheke, dem 16. September, zu einem "Treffen der etwas anderen Art" nach München ein.
Persönliche Begegnungen, Gespräche und Gedankenaustausch prägten den sommerlichen Empfang, zu dem Kammerpräsident Johannes M. Metzger Vertreter des Landtags und Bayerischen Gesundheitsrates, der Landeshauptstadt, von Behörden und Universitäten, der anderen Heilberufekammern und der ABDA, von Krankenkassen, Industrie und Großhandel sowie zahlreiche ehrenamtliche Pharmazieräte und Träger des Ehrenzeichens der Bayerischen Apotheker begrüßen konnte.
Bewusst habe man als Datum den "Tag der Apotheke" gewählt, der bundesweit auf das Leistungspektrum der Apotheken und die Rolle des Apothekers im Gesundheitswesen hinweise. "Eine dem Menschen verpflichtete Apotheke ist unverzichtbar", betonte Metzger. Die bestmögliche Arzneimittelversorgung gebe es nur, so lange die freie Heilberufsapotheke bestehe, "in der die Apothekerin und der Apotheker persönlich uneingeschränkt verantwortlich die Patienten betreut und berät." Zudem sei die Apotheke ein Sozialplatz in einer Zeit, in der die Menschen immer älter und oft auch einsamer werden. Niemals dürfe es eine Politik geben, die sich gegen den Menschen richtet, mahnte der Präsident.
Vertrauen zum freien Heilberuf
"Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker". Diese Worte unterstreichen die Schlüsselfunktion der Apotheke für die Patienten. Für Alfred Müller, Ministerialdirektor im Bayerischen Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit, haben die Apotheker wesentlichen Anteil am hoch entwickelten Gesundheitswesen Deutschlands. "Auch ganz persönlich möchte ich großes Vertrauen in die Apotheke bekunden." Am besten könnten freiberuflich tätige Apotheker ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen.
Soziale Gerechtigkeit sei umfassend zu fordern und zu fördern. Darunter versteht Müller nicht nur Chancen- und Verteilungs-, sondern auch Leistungsgerechtigkeit für die, die ihrer Aufgabe mit hoher Verantwortung nachkommen. Die Selbstverwaltung solle die Gesundheitspolitik aktiv mitgestalten, forderte der Ministeriale. Doch er weiß: "Die bayerische Apothekerkammer vertritt ihre Interessen nachdrücklich, verschließt sich aber nicht gegen Sachzwänge." Auch Stadtrat Joachim Lorenz unterstrich in seinem Grußwort die politische Aufgabe der Selbstverwaltung. "Es gibt Diskussionsbedarf und -möglichkeit", sagte er mit Blick auf das Sparpaket der Regierung.
Wir müssen für das Wohl der Patienten streiten
Hartnäckig müssen Arzt und Apotheker ihre Interessen einbringen und für das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen streiten, forderte Dr. Maria Fick, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, angesichts der Reformpläne. Trotz Trennung von Arzt- und Apothekerberuf: "Wir sollten zusammenstehen und mit einer Stimme sprechen", sagte Fick unter Beifall. Strukturen, die die Vorgänger mit Pioniergeist aufgebaut haben, seien zu erhalten oder aber neue zu schaffen.
Die letzten 50 Jahre - ein winziger Abschnitt in der bayerischen Geschichte - würdigte Dr. Johannes Pieck, Sprecher der Geschäftsführung der ABDA, als eine politische Frist, in der die Staatlichkeit wiedererstanden ist und Föderalismus und Subsidiarität gesichert wurden. Auch die 1950 gegründete Bundesorganisation sei Ausdruck des Subsidiaritätsprinzips. Bayerische Apotheker haben hier persönlich Verantwortung übernommen: Walter Riemerschmid und Rolf Martin als ABDA-Präsidenten sowie Dr. Hermann Vogel als BAK-Vizepräsident. Dieses Engagement werde ergänzt "durch Standfestigkeit in grundsätzlichen Fragen". "Deutschland braucht Bayern" - den Ausspruch des früheren Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß - werden die Gäste gerne vom ABDA-Sprecher gehört haben.
Demokratischer Neubeginn am 20. August 1949
In Stichworten, mit Namen und Jahreszahlen umriss BLAK-Ehrenpräsident Dr. Hermann Vogel die fast 200-jährige Geschichte. 1816 wurde der Pharmazeutische Verein in Bayern gegründet, der so vielfältige Ziele vertrat, dass auch der Bayerische Apothekerverband, die Pharmazeutische Gesellschaft und die Bayerische Apothekerversorgung ihn als Ahnherren benennen können. 1842 wurden in Bayern Gremien für die Heilberufe in jedem der acht Regierungsbezirke gebildet, die 1908 in Bezirksapothekerkammern umgewandelt wurden. Die Apothekerkammer entstand 1927 auf Grund des bayerischen Kammergesetzes, fand aber im Dritten Reich ein jähes Ende.
Nach dem Krieg waren Wiederaufbau, Eingliederung der Flüchtlinge und Entnazifizierung die Hauptaufgaben. Die Frage der Mitgliedschaft zur Kammer stellte sich gar nicht, berichtete Vogel, verteilte diese doch die Mangelware - etwa 100 Arzneimittel - nach Punktesystem und Umsatzgrößen an die Apotheken. Die Wahl zur ersten Delegiertenversammlung nach dem Krieg im August 1949 markiert den demokratischen Neubeginn.
1951 gelang die Verkörperschaftung. Ein weiterer Meilenstein war die Verabschiedung des bayerischen Apothekengesetzes 1952, das eine gelenkte Niederlassung verfügte, die aber 1958 durch das Bundesverfassungsgericht aufgehoben wurde. Die bis heute gültige totale Niederlassungsfreiheit führte zur raschen Vermehrung der Apotheken. Heute gehören der BLAK mehr als 10 000 Mitglieder in etwa 3500 Apotheken an. Durch die Pflichtmitgliedschaft könne die Kammer die Interessen des gesamten Berufsstandes vertreten, sagte Vogel. Sie wolle Probleme "ideologiefrei lösen in gesunder Staatsferne." Sein Resümee: "50 Jahre Selbstverwaltung - das hat funktioniert."
Schlaglichter zur Arzneimittelpolitik
Eine optimale Gesundheitsversorgung des Bürgers müsse in der Politik Vorrang haben, doch gerade hier soll intensiv gespart werden, kritisierte Gerhard Reichert, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes. Der BAV ist der "ältere Bruder" der Kammer; er wurde im Mai 1948 wiederbegründet (siehe PZ 29/98, Seite 26).
Energisch wandte sich Reichert gegen die Behauptung, dass die Mehrausgaben der GKV durch unwirtschaftliche Verordnung entstanden seien. "Ein großer Teil der Kosten ist hausgemacht": durch Mehrwertsteuererhöhung, abgesenkte Patientenzuzahlung, Befreiung chronisch Kranker von der Zuzahlung und Verlagerung der stationären in ambulante Behandlung. Wenn jetzt gespart werden soll, dann müssten die Bürger die Wahlgeschenke bezahlen. Auch innovative Arzneimittel und verbesserte Therapieformen erhöhten die Kosten. Das Bündnis für Gesundheit habe erreicht, dass die Politik den Leistungserbringern entgegenkomme. Ebenso standortfeindlich und unzumutbar für die Patienten sei die geplante Regelversorgung mit Importarzneimitteln, die zudem enorme Verwaltungskosten produziere. Vorzuziehen sei die vermehrte Verordnung von inländischen Generika.
Der zweite "Tag der Apotheke" ist auch ein Tag der Kunden und Patienten, doch er sehe Gefahren für deren Arzneimittelversorgung, mahnte Reichert. Metzger gab sich optimistisch: "Wir blicken in eine Zukunft, die gut sein muss. Denn wenn´s den Gesundheitsberufen gut geht, geht es auch den Patienten gut."
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