Pharmazeutische Zeitung online

Weniger Geld für Arzneimittel

08.09.2003  00:00 Uhr
GKV

Weniger Geld für Arzneimittel

von Daniel Rücker, Eschborn

Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat weiterhin ein Finanzierungsproblem. Fest steht aber auch: An den Arzneimittelausgaben hat es diesmal beim besten Willen nicht gelegen.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung haben die Krankenkassen von Januar bis Juni 2003 ein Defizit von 1,8 Milliarden Euro eingefahren. Ursache waren weniger die steigenden Ausgaben als vielmehr die wegbrechenden Einnahmen. Gesamtausgaben von 71,1 Milliarden Euro bedeuten eine Steigerung von 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dem stand ein Einnahmenzuwachs von 0,1 Prozent auf 68,9 Milliarden Euro gegenüber.

Kostentreiber waren Prävention (plus 6,6 Prozent), Fahrtkosten (5,6 Prozent), Zahnersatz und Heilmittel (je 3,8 Prozent). dahinter folgen die Verwaltungskosten der Krankenkassen. Sie stiegen um drei Prozent und liegen nun bei 3,729 Milliarden Euro. Vergleichsweise moderat stiegen die Kosten im Krankenhaus. Sie legten um 1,9 Prozent auf nunmehr 23,3 Milliarden Euro zu. Damit liegen sie zwar immer noch über dem durchschnittliche Zuwachsraten. Der starke Anstieg der vergangenen Jahre scheint aber vorerst gebremst.

Ein Blick auf die Arzneimittelausgaben straft die Propaganda einzelner Krankenkassen lügen. Gmünder Ersatzkasse und AOK hatten einen deutlichen Kostenanstieg bei Medikamenten beklagt. Die Zahlen des Ministeriums belegen, dass es sich dabei bestenfalls um individuelle Probleme handeln kann. Das Beitragssatzsicherungsgesetz hat die Arzneimittelausgaben um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sinken lassen. Die ABDA hatte bereits in den vergangenen Wochen auf sinkende Kosten für Medikamente hingewiesen. Das Ministerium hat diese Botschaft, die aus seiner Sicht einen Erfolg darstellen müsste, vergleichsweise zurückhaltend kommuniziert. Steigende Ausgaben bei Arzneimitteln waren in den Vorjahren Auslöser heftiger Reaktionen. Ministerin Ulla Schmidt äußerte sich überhaupt nicht öffentlich zu den GKV-Zahlen.

 

Kommentar: Schurkenrolle frei Die Krankenkassen leiden. Nein, nicht weil ihre Ausgaben gestiegen sind - sie sind im ersten Halbjahr fast konstant. Auch nicht weil ihre Verwaltungsausgaben gestiegen sind - das hat die GKV noch nie gestört. Nein, sie jammern, weil sie ihr Feindbild verloren haben. Die Arzneimittelausgaben, die von Kassenfunktionären fast reflexartig mit dem Attribut „explodierend“ verknüpft wurden, stagnieren nicht nur, sie sinken sogar. Die Schurkenrolle im Spiel GKV-Ausgaben bleibt in diesem Jahr unbesetzt.

Mit auffallender Sprachlosigkeit reagieren die Kassen auf die Veröffentlichung der GKV-Zahlen. Offensichtlich fällt die Abkehr von tradierten Argumentationsketten schwer. Auch im Ministerium herrscht Funkstille. Keine Pressekonferenz, kein Professor Karl Lauterbach, kein Professor Gerd Glaeske. Sinkende Arzneiausgaben sind für sie eine ebenso prickelnde Botschaft wie ein nicht-abgestürztes Flugzeug für ein Boulevardmagazin.

Aus Sicht der Apotheker sicherlich ärgerlich, dass die Lautsprecher vergangener Tage den Kostenrückgang bei Arzneimitteln ignorieren. Aber auch Schweigen ist eine Botschaft und in diesem Fall hören wir sie gern.

Daniel Rücker
Stellvertretender Chefredakteur

 

  Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa