Die Union will keinen Preiswettbewerb |
08.07.2002 00:00 Uhr |
von Daniel Rücker, Deggendorf
Trotz des großen Erfolgs der „Initiative Pro Apotheke“ will die Regierung weiter den Versandhandel einführen. Wie steht die Opposition dazu? In einem Gespräch mit der ABDA-Spitze erläuterte Kanzlerkandidat Edmund Stoiber die Unionspositionen zur Apotheke. Im Anschluss sprach die PZ mit BAK-Präsident Metzger.
PZ: Wie steht Edmund Stoiber allgemein zur Apotheke?
Metzger: Wir haben mit Edmund Stoiber die Thematik Gesundheitspolitik sehr grundsätzlich und ausführlich besprochen. Stoiber erkennt die enorme Bedeutung der Gesundheitspolitik für die nächste Legislaturperiode. Das wichtigste für uns Apotheker: Stoiber hat sich ganz klar zur mittelständischen, von einer Apothekerin oder einem Apotheker verantwortlich geführten Apotheke bekannt. Das ist auch für das Thema Versandhandel wichtig, denn hier stellt sich die Strukturfrage.
PZ: Wie steht Stoiber konkret zum Versandhandel?
Metzger: Für die bayerische Staatsregierung kommt Versandhandel nicht in Frage, Stoiber spricht hier natürlich auch für die Union. CDU und CSU wollen die Struktur der Arzneimittelversorgung nicht verändern.
PZ: Haben Sie auch über die Konsequenzen gesprochen, falls der Europäische Gerichtshof das deutsche Versandhandelsverbot aufheben sollte?
Metzger: Natürlich. Wir können ja nicht die Augen verschließen. Wenn wir es auch nicht erwarten, so könnte zumindest theoretisch der EuGH dies fordern. Stoiber sagt, dass die Bundesregierung dann Rahmenbedingungen schaffen wird, die die freie Heilberufsapotheke erhalten. Oberste Priorität hat dabei für Stoiber die Arzneimittelsicherheit. Der Schutz des Verbrauchers ist ihm ganz wichtig. Dazu gehören Apothekerinnen und Apotheker als Fachleute, die das Arzneimittel als besondere Ware in die besondere Obhut nehmen. Dazu gehört die persönliche Beratung in der Apotheke.
PZ: Wie will der Kanzlerkandidat dies erreichen?
Metzger: Konkrete Details hat Stoiber nicht genannt. Die Union geht davon aus, dass in Deutschland die Individualapotheke erhalten bleibt. Inzwischen ist vielen klar geworden, dass allein die Medien und das Gesundheitsministerium das Thema in der Diskussion halten. Die EU-Kommission beschäftigt sich nicht mit der Sache.
PZ: Zurück nach Deutschland: Die SPD will den Arzneimittelmarkt deregulieren. Will die Union diesen Weg fortsetzen?
Metzger: Die Union will einen Wettbewerb um die Qualität, nicht um der Preis. Wenn der Preis fixiert ist, dann stellt sich immer ein Wettbewerb um die Qualität ein. Bei einem freien Preis wird dagegen der Wettbewerb um die Qualität nachrangig.
Der Kanzlerkandidat will den Wettbewerb im Gesundheitswesen eingrenzen. Und zwar dort, wo der Verbraucherschutz und die Qualität der Versorgung gefährdet würden.
PZ: Die Union will also die Preisverordnung in ihrer jetzigen Form erhalten?
Metzger: Über die Arzneimittelpreisverordnung haben wir nicht konkret gesprochen. Klar ist, dass der freie Heilberuf einer Honorarordnung bedarf, wie immer die aussieht. Ohne Honorarordnung würde er zum reinen Kaufmann. Diesen Systemwandel fördert zurzeit das Bundesgesundheitsministerium. Stoiber hingegen steht zum Heilberufler.
PZ: Wie wichtig sind die Apotheker für Stoiber?
Metzger: Sehr wichtig. Dazu hat natürlich auch der große Erfolg
der „Initiative Pro Apotheke“ beigetragen. Unsere Unterschriftenaktion pro
Individualapotheke hat bei der Union großen Eindruck gemacht.
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