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Arzneimittelbudget etabliert Zwei-Klassen-Medizin

26.06.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

Arzneimittelbudget etabliert Zwei-Klassen-Medizin

von Karl H. Brückner, Berlin

Sieben Jahre nach Einführung der Arzneimittelbudgetierung werden viele Patienten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht mehr adäquat mit innovativen Medikamenten versorgt. Das jedenfalls ist die Botschaft einer Dokumentation des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), die am vergangenen Montag in Berlin veröffentlicht worden ist.

"Wir sind in der Zwei-Klassen-Medizin gelandet", erklärte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer. "Die Arzneimittelbudgets müssen weg", forderte Yzer, "zumindest aber müssen die regionalen Budgets in diesem Jahr deutlich aufgestockt werden, um medizinischen Fortschritt weiterhin den Patienten zugänglich zu machen." Aus der VFA-Dokumentation geht hervor, dass Hunderttausende GKV-Patienten in 13 Indikationsgebieten deutliche, teilweise dramatische Defizite bei der Arzneiversorgung hinnehmen müssen.

Der 26-seitige Bericht versteht sich als Bestandsaufnahme ohne Anspruch auf Vollständigkeit für zunächst 13 Indikationen. Er fasst die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zusammen. Auswahlkriterium für die Berücksichtigung von Studien war die Objektivierbarkeit der Unterversorgung. "Wenn wir vom Versorgungsdefizit sprechen, meinen wir die Abweichung der tatsächlichen Behandlung von der optimalen Behandlung bezogen auf evidenz-basierte Standards", so Yzer. Das bedeute aber nicht zwingend, dass jede andere Behandlungsform inakzeptabel sei. Klar sei auch, dass der Budgetdruck nicht alleinige Ursache für Versorgungsdefizite sein müsse.

Einige Zahlen aus dem VFA-Bericht: Obwohl die Zahl der Verordnungen von Lipidsenkern zu Lasten der GKV stark gestiegen ist, erhalten 87 Prozent der dafür in Frage kommenden Patienten keine oder keine ausreichende Behandlung mit Lipidsenkern. Ähnlich ist die Situation bei chronischer Herzinsuffizienz: 75 Prozent der Patienten werden nicht mit Betablockern behandelt.

Morphinverschreibungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen, doch eine adäquate Versorgung würde in etwa eine Verzehnfachung der verschriebenen Menge erfordern – dann erst entspräche sie internationalem Standard. Experten gehen davon aus, dass eine Million Menschen in Deutschland unnötig leiden müssen.

Eine Studie des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie hat gezeigt, dass die Behandlung aller Infarktpatienten mit Statinen zu Kostensenkungen von fast 1,5 Milliarden DM im Gesundheitswesen innerhalb von fünf Jahren geführt hätte.

Weitere Bereiche mit erheblichen Defiziten in der Arzneiversorgung laut VFA in Stichworten: 65 Prozent aller an schweren Depressionen Erkrankten sind unterversorgt. Von 30 000 Patienten, bei denen Hepatitis C diagnostiziert wurde, werden lediglich 10 000 medikamentös adäquat behandelt. Mehr als 2,5 Millionen Asthmatiker sind mangelhaft mit Arzneimitteln versorgt. Chronische Bronchitis wird nur in 50 bis 60 Prozent aller mittelschweren und schweren Fälle angemessen mit Antibiotika therapiert. Lediglich sieben und 15 Prozent aller Gastritis- oder Ulcus-Patienten erhalten eine Therapie mit innovativen Präparaten. Top

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