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Softwarehaus kooperiert mit Versandapotheke

31.05.2004  00:00 Uhr

Softwarehaus kooperiert mit Versandapotheke

von Daniel Rücker, Eschborn

Ärzte können sich ab Juni bequem noch ein paar Euro hinzuverdienen. Zumindest wenn sie die Praxissoftware M1 von Compumed verwenden.

Patienten, die in diesen Tagen einen Arzt aufsuchen, werden sich womöglich wundern. Zumindest wenn der Mediziner Compumed-Kunde ist. Dann erhalten sie am Ende der Untersuchung nämlich erst einmal kein Rezept für ein Arzneimittel. Stattdessen werden sie gefragt, ob sie das benötigte Präparat nicht über eine Versandapotheke bestellen wollen. Willigt der Patient ein, dann druckt der Arzt ein Rezept und ein weiteres als Voucher bezeichnetes Formular.

In einem Schreiben versucht der ebenfalls an dem Projekt beteiligte Online-Dienstleister Telemed den Ärzten vorzugaukeln, das Procedere diene der Datensicherheit und nehme die Vorteile des für 2006 angekündigten elektronischen Rezeptes vorweg. Im nächsten Absatz schlägt das Schreiben jedoch eine merkwürdige Richtung ein: „Mit der Teilnahme an diesem Verfahren leisten Sie einen Beitrag zum Aufbau des elektronischen Rezeptes im Zusammenspiel mit der Versandapotheke und Sie tragen damit zur Kostensenkung im deutschen Gesundheitswesen bei...“

Offensichtlich zweifeln die Betreiber jedoch daran, dass das große Ziel, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, den Ärzten für eine Kooperation ausreicht. Deshalb verspricht das Schreiben den Ärzten „1 Euro Aufwandsentschädigung“ für jedes bei Telemed eingegangene Rezept.

Weniger offensichtlich sind dagegen die Vorteile der Patienten. Sie müssen weder eine Zustellgebühr noch das Porto für das Rezept bezahlen. Dies bliebe ihnen freilich auch erspart, wenn sie das Rezept in einer öffentlichen Apotheke einlösen würden.

Erstaunlicherweise arbeiten Compumed und Telemed nicht mit einer der großen Versandapotheken zusammen, sondern mit der in diesem Geschäftsfeld weitgehend unbekannten Direkt-Apotheke in Boppard. Wie Compumed gegenüber der PZ erklärte, wolle man in einem kleinen Projekt klären, ob „Versandhandel ein Thema für Praxissoftware“ sei. Langfristig wolle man sich keinesfalls auf eine einzige Apotheke beschränken. Top

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