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Heilberufe garantieren Verbraucherschutz

27.05.2002  00:00 Uhr

Pharmacon Meran 2002

Heilberufe garantieren Verbraucherschutz

von Hartmut Morck, Meran

Vor weit mehr als 700 Teilnehmern hielt Johannes M. Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), ein Plädoyer für den unabhängigen Heilberuf.

Die augenblickliche Politik führe von der Zuwendungsmedizin zur Zuteilungsmedizin und damit weg von dem besonderen Vertrauensverhältnis zwischen Heilberuf und Patient, sagte der BAK-Präsident in seiner Eröffnungsrede zum 40. Internationalen Fortbildungskurs für praktische und wissenschaftliche Pharmazie, Pharmacon Meran 2002. Heilberufler erbrächten eine Leistung, für die sie uneingeschränkt auch mit ihrem Privatvermögen hafteten. Damit werde der bestmögliche Verbraucherschutz garantiert. Die Forderung nach Versandhandel und einer Liberalisierung der Arzneimittelpreisverordnung, wie sie im SPD-Programm formuliert wurde, leite eine Deregulierung des Arzneimittelmarktes ein, die nicht im Interesse der Patienten sein könne. Wer die Arzneimittelpreisverordnung und den einheitlichen Abgabepreis für Arzneimittel in Frage stelle, gebe einen Schutzmechanismus auf, der den Kranken bisher vor Übervorteilung bewahren sollte. Abgesehen davon habe die staatliche Preisverordnung die Funktion des Honorars für den freien Heilberuf Apotheker, mit dem er bisher seinen Pflichtenkatalog finanziere habe. Wer die Preisverordnung abschaffe, der schaffe auch den Apotheker als freien Heilberuf ab, so der Präsident.

Offensichtlich vertrete die SPD die Meinung, der freie Heilberuf sei dem erklärten Ziel eines liberalisierten Arzneimittelmarkt hinderlich. Dieselben Beweggründe unterstellte Metzger auch den Vertretern der Pharmaindustrie am Runden Tisch bei seiner Zustimmung für eine Liberalisierung des Arzneimittelvertriebs.

Für Metzger ergibt sich im SPD-Programm allerdings ein Widerspruch, da neben der Deregulierung und der Negierung des freien Heilberufes Apotheker an anderer Stelle der Wille zur Stärkung des Mittelstandes formuliert wurde - denn Mittelstand und Handwerk sei, so die SPD, das Herz der Wirtschaft, das unterstützt werden müsse.

Apotheken sind Mittelstand und die modernste Einzelhandelsbranche überhaupt. Gemeinsam mit dem Großhandel schafften sie mit hohen Investitionen die logistischen Voraussetzungen, innerhalb weniger Stunden jedem Kranken auch seltene Arzneimittel in den entlegendsten Teilen des Landes zur Verfügung zu stellen. Aus guten Gründe habe es bisher keinen Preiswettbewerb unter den Apotheken gegeben, es habe sich dafür ein Qualitätswettbewerb etabliert, der begrüßt werden sollte.

Der große Erfolg der "Initiative Pro Apotheke" zeige, dass die Menschen keinen internationalen Großkonzern als Arzneimittelverteiler wollen, sondern die persönlich bekannte Apothekerin, den Apotheker in der unabhängigen Apotheke. Metzger wertete die wohl größte Unterschriftensammlung in Deutschland als ein Zeichen für den Willen der Bevölkerung zur unmittelbaren Mitsprache und für den Unwillen gegenüber der Politik, die offensichtlich den Willen des Volkes missachte.

Metzger widersprach auch der Meinung, die ABDA führe einen vergeblichen Kampf, da sich bereits große Unternehmen wie die Deutsche Post AG für die neuen, umsatzträchtigen Vertriebswege interessierten: "Noch sind wir in diesem Land nicht so weit, dass Großunternehmen gegen den erklärten Willen der Bevölkerung ihre Interessen nach Belieben durchsetzten könnten." Sowohl die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP hätten sich bereits öffentlich gegen den Versand von Arzneimittel und damit für den Erhalt der mittelständischen Heilberufapotheke ausgesprochen. "Die ABDA führt keinen Kampf zum Wohle der Kleinen, sie führt einen Kampf für das Prinzip des unabhängigen Heilberufes und sie führt diesen Kampf gemeinsam mit den anderen Heilberufen und offenkundig gemeinsam mit der Bevölkerung." Er forderte deshalb die Apothekerinnen und Apotheker auf, bis zum Ende der Aktion am 15. Juni weiter Unterschriften zu sammeln. Top

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