Qualitätsoffensive kommt gut an |
23.05.2005 00:00 Uhr |
Weit über 700 Teilnehmer konnte Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK) am vergangenen Sonntag zur Eröffnung des 43. Internationalen Fortbildungskurses für praktische und wissenschaftliche Pharmazie der Bundesapothekerkammer in Meran begrüßen. In ihrer Rede ging sie auf die aktuellen gesundheitspolitischen Themen ein.
Nach Meinung der BAK-Präsidentin war es kein Zufall, dass in der Woche vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen die Frage der im Gesetz verankerten Anpassung des durch die Apotheken zu gewährenden Abschlags an die Krankenkassen auf Grund der 2004 gegenüber 2002 geringeren Zahl verkaufter Packungen zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) politisch hoch gekocht wurde. Es sei erfreulich gewesen und sicher auch ein Erfolg der ABDA-Öffentlichkeitsarbeit, dass zumindest die großen Tageszeitungen den legitimen gesetzlichen Anspruch der Apotheker objektiv dargestellt hätten. Das Verhandlungsergebnis sei akzeptabel und gebe den Apothekern bis 2008 Planungssicherheit.
Aber nicht nur die Landtagswahlen werfen Schatten voraus, sagte Linz, sondern auch die Bundestagswahl 2006. Bis zur Wahl seien weder von der Regierung noch von der Opposition Aktivitäten in Richtung einer großen Gesundheitsreform zu erwarten. Zum Zeitpunkt der Rede, war noch nicht bekannt, dass die Bundesregierung nach der verlorenen Landtagswahl Neuwahlen für diesen Herbst plant.
Untätig sei der Gesetzgeber allerdings nicht, wie die Änderung von § 14 des Apothekengesetzes zeige. Anderthalb Jahre intensiver Diskussion mit der Politik habe es bedurft, um die Trennung der Arzneimittelbelieferung von der pharmazeutischen Leistung in den Krankenhäusern zu verhindern. Die Regelung sehe nun vor, dass jede beliebige Apotheke in der Europäischen Union ein Krankhaus beliefern kann. Die Genehmigung ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So muss gewährleistet sein, dass die beliefernde Apotheke dringend benötigte Arzneimittel unverzüglich zur Verfügung stellen kann. Damit konnte die von der Bundesregierung geplante Fragmentierung der Arzneimittelversorgung verhindert werden.
Auch die 14. Novelle zum Arzneimittelgesetz (AMG) belege die Aktivität des Gesetzgebers. Mit der Novelle soll europäisches Recht in deutsches umgesetzt werden. so wird ein weiteres Mal versucht, Wunschvorstellungen der Regierung fest zu schreiben, indem patientenindividuell verblisterte Arzneimittel als zukunftsweisende Vision aufgenommen wurde. Man möchte damit Einnahmefehler vermeiden, Arzneimittelmüll verhindern und Kosten senken.
Insbesondere die beiden letzten Punkte stellte die BAK-Präsidentin in Frage. Verblisterung führe zu mehr Verpackungsmüll. Auch die Kosten sinken nicht, wie einem Gutachten von Professor Dr. Karl Lauterbach zu entnehmen ist. Verblisterung sei reiner Anachronismus. Linz kündigte an, alles zu tun, dass diese Regelung nicht Gesetz würde. Die Präsidentin zog eine positive Bilanz der von der BAK gestarteten Qualitätsoffensive: Das freiwillige Angebot der ABDA in Kooperation mit der Werbe- und Vertriebsgesellschaft »Pseudo Customer - als Hilfe zur Selbsthilfe« habe nach anfänglicher Skepsis eine sehr hohe Akzeptanz. Man habe offensichtlich verstanden, dass die Kammern hier ihre Mitglieder nicht überwachen oder gängeln wolle. Vielmehr gehe es darum, Apothekerinnen und Apotheker zu motivieren, die eigene Beratungsleistung kritisch zu hinterfragen und weiter zu verbessern. Die BAK verfolge damit auch den Zweck, valide Daten über die Beratungsqualität zu erhalten. Diese könnten auch dafür eingesetzt werden, negative Ergebnisse von Testkäufen zu entkräften. Eine Qualitätsoffensive finde aber nicht nur in der Beratung statt, sondern auch in Ringversuchen bei Rezepturen und physiologisch-chemischen Untersuchungen. Linz forderte die Kolleginnen und Kollegen auf, sich auch an diesen qualitätssichernden Programmen zu beteiligen. Es sei zu erwarten, dass auch auf diesem Sektor die Apotheken durch Dritte überprüft würden. Sie sei stolz auf die berufsständischen Initiativen für eine bessere Qualität in den Apotheken.
Zum Abschluss dankte die BAK-Präsidentin allen Kolleginnen und
Kollegen, die sich an der Aktion »Arzneimittelbezogene Probleme« beteiligt
haben. Immerhin sind aus rund 1000 Apotheken Meldebögen eingegangen. Da
die Frist erst Ende Mai ablaufe, könnten noch weitere Apotheken Bögen
einschicken. Die Auswertung habe begonnen. Im Herbst sollen Ergebnisse
vorliegen, die belegen wie wichtig der Apotheker bei der Abgabe der
Arzneimittel sei. Ein Ergebnis, das auch politisch eingesetzt werde.
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