Werbung für DocMorris |
25.04.2005 00:00 Uhr |
Für Apotheker ist es ohne Frage der Aufreger der Woche: Die von ihnen unterstützte BKK für Heilberufe wirbt bei ihren Mitgliedern für DocMorris. Unter dem Slogan »Sparen auf Rezept« fordert die krisengeschüttelte Kasse dazu auf, verordnete Arzneimittel über den niederländischen Versender zu beziehen.
Wie viele andere Krankenkassen lockt die BKK für Heilberufe mit einer niedrigeren Zuzahlung auf die verordneten Arzneimittel. In einem Schreiben an die Versicherten heißt es: »Damit erhalten Sie erstmals die Möglichkeit, die gesetzlich festgelegte Zuzahlung für Arzneimittel deutlich zu reduzieren. Unterm Strich zahlen Sie nur die Hälfte.« Dass hiermit deutsche Gesetze nicht beachtet werden, schert die Kasse offensichtlich nicht.
Fraglich ist allerdings, ob die Strategie der Kasse aufgeht. Unmittelbar nach dem Versand der Briefe meldeten sich in der PZ-Redaktion zahlreiche empörte Apotheker, die noch Mitglied der Kasse sind. Die BKK für Heilberufe hat naturgemäß einen überdurchschnittlich hohen Anteil Apotheker, PTA und PKA unter ihren Versicherten. Bei den meisten dürfte die Marketingaktion wenig Freude auslösen.
Nicht akzeptabel
Auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Hermann S. Keller, ist alles andere als begeistert: »Ich lehne die Entscheidung der BKK für Heilberufe rundweg ab. Der Aufruf zum Umgehen der Zuzahlung ist nicht akzeptabel.« Apotheker hätten die Krankenkasse zusammen mit Ärzten und Zahnärzten unterstützt, nun agiere die Kasse eindeutig entgegen den Interessen der Apothekerschaft. Wer DocMorris empfehle, beteilige sich am Arbeitsplatzabbau in deutschen Apotheken und schwäche damit die deutsche Wirtschaft.
Der Einfluss der Apothekerverbände auf die Entscheidung der BKK für Heilberufe ist jedoch gering. Sie haben keinen direkten Einfluss auf die Vorstände. Bessere Karten hätten da schon die Apotheker im Verwaltungsrat der Kasse. Allerdings sitzen sie mit Ärzten und Zahnärzten an einem Tisch. Denen dürfte die Werbung für DocMorris zumindest egal sein.
Teure BKK
Ohne Frage muss die BKK für Heilberufe mit Austritten von Apothekern und Apothekenmitarbeitern rechnen. Gegenüber der PZ kündigten einige Pharmazeuten diesen Schritt an. Da die ursprünglich äußerst preiswerte Kasse mit einem Beitragssatz von 14,8 Prozent mittlerweile zu den teuren gehört, fällt manchen dieser Schritt auch finanziell nicht schwer.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich nur noch wenige Krankenkassen, die nicht mit ausländischen Versandapotheken zusammenarbeiten. Von den großen Kassen hat sich allein die Barmer gegen diesen Schritt entschieden. Die Entscheidung über einen Kassenwechsel dürfte also vor allem eine emotionale Entscheidung sein.
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