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Bündnis für Arzneimittel

31.03.2003  00:00 Uhr

Bündnis für Arzneimittel

von Bernd Theimann, Frankfurt am Main

„Eine Anerkenntnis des Arzneimittels mit seiner nachgewiesenen heilenden oder vorbeugenden Funktion gibt es in der öffentlichen Diskussion so gut wie nicht“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH), Dr. Mark Seidscheck beim Deutschen Pharmarecht-Tag am 28. März in Frankfurt am Main.

Wie kritisch die Pharmaindustrie von der Bevölkerung gesehen werde, belege eine Studie des Instituts für Demoskopie in Allensbach. So weist rund drei Viertel der Befragten die Verantwortung für das Finanzdefizit im Gesundheitswesen an erster Stelle den Arzneimittelherstellern zu. Entsprechend sehen 55 Prozent der Befragten es als sinnvoll an, zur Senkung der Gesundheitsausgaben die Gewinne der Industrie zu verringern, abgesehen davon, dass nahezu 90 Prozent die Arzneimittelpreise als zu hoch ansehen. Die Ärzte dagegen, so Seidscheck weiter, seien in der Wahrnehmung der Bevölkerung eher Opfer der Gesundheitsreform als Akteure.

Der Apotheker hat, so Seidscheck weiter, durch seine Kompetenz inzwischen deutlich gemacht, welch hohen Stellenwert er bei der Abgabe verordneter, erst recht aber bei der Abgabe selbst gekaufter Arzneimittel hat. Seine Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch. Er wird auch nicht für die Höhe der Arzneimittelpreise verantwortlich gemacht. Umso mehr gilt dies, je mehr sich die Apotheke zu einem Gesundheits- und Gesundheitskommunikationszentrum hin entwickelt. Nicht umsonst spricht daher das Allensbacher Institut in der Umfragewertung von der Apotheke als „Oase in der Servicewüste“.

Am Pranger

Wie der BHA-Hauptgeschäftsführer weiter ausführte, hätten es gerade die Krankenkassen verstanden, die Arzneimittelindustrie immer wieder als den zentralen Preistreiber und „Abschöpfer“ an den Pranger zu stellen. Dass die Politik bei ihrer so genannten Reformpolitik immer wieder das Arzneimittel und primär die Preise aufgreift, könne deshalb nicht verwundern. „Das Arzneimittel und seine Leistungsfähigkeit werden nicht in ein gesamtpolitisches Konzept eingebettet, sondern es wird nur nach seinen angeblich zu hohen Preisen bewertet“, stellte Seidscheck mit Bedauern fest. Es fehle der soziale und gesellschaftliche Konsens, der es ermögliche, in Übereinstimmung mit der objektiven Wertigkeit des Arzneimittels und seiner Einschätzung in der Öffentlichkeit und der Politik seine Einordnung in das Gesundheitssystem vorzunehmen. Dass dieser Weg für die Politik schwierig sei, stehe außer Frage. Aber solange man sich im Einklang mit der Öffentlichkeit wisse, sei er der einfachere. „Es ist ja kein Geheimnis“, so der BAH-Chef, „dass Politik immer mehr dazu neigt, populistisch in der Form vorzugehen, dass sie sich anhand von Stimmungen in der Bevölkerung bei ihren Maßnahmen leiten lässt“.

Erste Ansätze zu einem gesellschaftlichen Konsens zeigten sich in Initiativen des Wirtschaftsministeriums. Dort sehe man ganz klar, dass nicht nur gesundheitspolitische Vorstellungen maßgeblich seien, sondern auch die Frage, ob und wie lange der Pharmastandort Deutschland gerade für die mittelständische Industrie noch hinreichend Perspektiven bietet. Offen bleibt nach Auffassung Seidschecks allerdings die Frage, wie dieser Prozess innerhalb der Bundesregierung erfolgreich abgestimmt werden kann.

Kritisch müsse sich allerdings die Pharmaindustrie selbst fragen, ob sie sich genügend darum bemüht hat, die komplizierten Sachverhalte rund um das Arzneimittel publikumswirksam zu vermitteln. Seidscheck hält es für notwendig, dass sich Industrie, Ärzte, Apotheker und Krankenkassen in einem „Bündnis für das Arzneimittel“ auf einen Grundkonsens über den Wert und Stellenwert des Arzneimittels in der Gesundheitsversorgung einigen. „Der Weg zu diesem Konsens wird mühsam sein, aber die Industrie kann dabei nur gewinnen, deshalb muss sie auch die Initiative ergreifen“. Top

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