Politik
Kirchen warnen vor Entsolidarisierung
Die evangelischen und katholischen Bischöfe haben davor gewarnt, durch
Reformen im Gesundheitswesen einer Entsolidarisierung in der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) Vorschub zu leisten und
Einkommensschwache in unvertretbarer Weise zu benachteiligen.
Würden allzu rigide Kostenbegrenzungen verwirklicht, "werden die
gesamtgesellschaftlichen Folgekosten wesentlich höher sein als die kurzfristig
erzielten Spareffekte, und der gesetzlich verankerte Vorrang von Prävention,
Rehabilitation und ambulanter vor stationärer Hilfe würde gefährdet", heißt es im
gemeinsamen Wort der beiden großen Konfessionen zur wirtschaftlichen und
sozialen Lage in Deutschland.
Die Oberhirten der deutschen Christen mahnen gegenüber dem Gesetzgeber aber
auch an, Kostendämpfungsmaßnahmen im Gesundheitswesen ausgewogen auf die
Leistungserbringer zu verteilen. Sparbeschlüsse des Gesetzgebers dürften zudem
nicht die Vielfalt der Leistungserbringer und der Einrichtungsträger gefährden.
Trotz aller Sparzwänge müsse auch in Zukunft eine vollwertige medizinische
Versorgung für jeden sowie ein freier, von der Einkommenssituation unabhängiger
Zugang aller zur Gesundbeitsfürsorge gewährleistet sein. Die Leistungsfähigkeit des
Gesundheitswesens und die Versorgung auf einem hohen medizinischen und
pflegerischen Niveau dürften nicht preisgegeben werden. Solidarität und
Gerechtigkeit im System seien zu wahren.
Ausgabenbegrenzungen im Gesundheitswesen dürften nicht dazu führen, Medizin
und Pflege auf "technische Vollzüge" zu reduzieren, menschliche Zuwendung und
Patientennähe seien unentbehrliche Kennzeichen einer humanen
Gesundheitsversorgung. Bereits das geltende Recht der gesetzlichen
Krankenversicherung sehe Eigenbeteiligung und Zuzahlungen vor. Damit seien zwar
zusätzliche Beitragssatzerhöhungen abgewendet worden, doch habe diese
Entwicklung die Patienten belastet.
Lesen Sie dazu bitte auch das
Editorial dieser Ausgabe.
PZ-Artikel von Hans-Bernhard Henkel, Bonn
© 1996 GOVI-Verlag
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