Heftige Diskussionen erwartet |
01.12.2003 00:00 Uhr |
Hermann Stefan Keller weiß, was auf ihn und seine Kolleginnen und Kollegen zukommt. „Im Januar wird es zu heftigen Diskussionen in den deutschen Apotheken kommen“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Gemeinsam mit ABDA-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Rainer Braun informierte Keller die Medien über die anstehenden Auswirkungen der Gesundheitsreform für die Apotheken und die Patientinnen und Patienten. Im Mittelpunkt stehen nach seiner Ansicht die neuen Zuzahlungsregelungen. Die Apothekerschaft fordere von den Krankenkassen, dass diese ihre Mitglieder rechtzeitig über die Änderungen informierten. Die Zuzahlungsregelungen seien vielen Menschen noch nicht ausreichend bekannt.
Daher habe die ABDA in den deutschen Apotheken umfangreiches Informationsmaterial bereit gestellt, um die Patientinnen und Patienten noch vor dem Beginn des neuen Jahres zu informieren. Trotzdem erwartet Keller, dass die Apotheken all das abfedern müssen, was ihnen „die Politik eingebrockt hat“.
Der DAV-Vorsitzende erläuterte die Probleme der Apothekerschaft und der Rechenzentren beim anstehenden Inkasso. Wegen des Kontrahierungszwanges sei die Apotheke verpflichtet, Medikamente bei Vorlage eines Rezeptes abzugeben. Da seien Ausnahmen kaum möglich. Man befinde sich in einem unlösbaren Dilemma und stehe gegebenenfalls kurz vor der unterlassenen Hilfeleistung. Gleichzeitig aber lohne es sich nicht, ein Mahnverfahren wegen 10 Euro zu betreiben. Keller: „Da sind am Ende die Kosten deutlich höher, als der eingetriebene Betrag.“ Das mache deutlich, dass die Apotheker das Risiko tragen, nicht der Gesetzgeber oder die Krankenkassen.
Schlechte Zahlungsmoral
Im übrigen müssten die Rechenzentren bereits seit einigen Monaten wegen des Inkassos im Rahmen des Beitragssatzsicherungsgesetzes mehrere hunderttausend Euro vorfinanzieren. Das liege an der schlechten Zahlungsmoral vieler Hersteller. Die Gesundheitsministerin habe versprochen, hier einzugreifen. Der erhöhte Herstellerrabatt werde die Situation in den Rechenzentren im kommenden Jahr verschlimmern.
Keller befürchtet vor allem unerfreuliche Diskussionen mit Sozialhilfeempfängern und anderen Personen, die ab 1. Januar 2004 nicht mehr von Zuzahlungen befreit seien. „Da kommt einiges auf uns zu.“
Ausführlich erläuterten Braun und Keller die Vorteile der neuen Honorierung der Apotheker. Die Position des Apothekers als Heilberufler werde deutlich gestärkt. Über die Auswirkungen der anderen gesetzlichen Änderungen wollte Keller nicht allzu konkret werden. „Da ist noch vieles unklar.“ Man wolle abwarten, wie sich der Markt entwickele.
Die Informationsbroschüren, die seit einigen Tagen in den Apotheken
verteilt werden, finden unterdessen reißenden Absatz. Die Abteilung
Öffentlichkeitsarbeit meldet zahlreiche Nachbestellungen der sechsseitigen
Information. Mit dem GMG und den neuen Zuzahlungsregelungen beschäftigt
sich auch eine aktuelle Beilage in der Druckausgabe der PZ.
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