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"Kursbuch Medikamente" will Verbrauchern zur Seite stehen

16.10.2000  00:00 Uhr

"Kursbuch Medikamente" will Verbrauchern zur Seite stehen

von Stephanie Czajka, Berlin

Neben den "Bitteren Pillen" und dem "Handbuch Medikamente" der Stiftung Warentest gibt es seit Donnerstag vergangener Woche einen dritten Arzneimittelratgeber für Patienten auf dem Markt. Das "Kursbuch Medikamente und Wirkstoffe" aus dem Verlag Zabert Sandmann wurde auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Autoren des 640 Seiten starken Werkes sind der Apotheker Andreas Heeke, der Arzt und Mitarbeiter des Institutes für Klinische Pharmakologie in Bremen Dr. Andreas von Maxen sowie die Internistin Dr. Gabriele Hoffbauer.

Die Bewertungen der Wirkstoffe gingen sehr viel weiter als in dem Handbuch der Stiftung Warentest, sagte Heeke. Auf fast jeder Seite des Buches findet sich eine wertende Zusammenfassung mit Formulierungen wie "ist zu empfehlen", "wir raten ab", "ist das erprobteste", "hat keine Vorteile gegenüber" oder "x sollte y vorgezogen werden". Das Buch enthält zudem Informationen über Krankheiten, es erklärt Fachbegriffe und es nennt nicht medikamentöse Behandlungsmethoden. Bei der Auswahl der besprochenen Medikamente orientierten sich die Autoren am Arzneiverordnungsreport.

Das Buch soll den Patienten in die Lage versetzen, bessere Fragen zu stellen, sagte Heeke. Sinnvoll fragen könne nur, wer eine Vorstellung von Inhalten und Zusammenhängen habe. Wenn der Kunde nicht aktiv nachfrage, ließen die Apotheker ihm ihre "Beratungskompetenz nicht zukommen", bemängelte Thomas Isenberg, Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände.

Informierte Patienten wünscht sich auch Professor Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft. Er schreibt in seiner Stellungnahme: "Die Arzneimittelkommission begrüßt ... jeden seriösen und nicht ideologisierten Versuch, den Patienten die wichtigsten arzneitherapeutischen Prinzipien in einer verständlichen und nicht industrieabhängigen Form nahezubringen. Eine solche Darstellung sollte durchaus kritisch wertend sein. Bei einer ersten Durchsicht erscheint mir das ... Buch in vielen Teilen einer solchen Zielsetzung verpflichtet."

Rund 70 Prozent der Aussagen des Buches seien seiner Einschätzung nach richtig, sagte Müller-Oerlinghausen im Anschluss an die Pressekonferenz. Das bedeute nicht, dass das restliche Drittel falsch sei. Der erwähnte Missbrauch von Fluoxetin beispielsweise sei eher ein Phänomen in den USA. Von Östrogenen gegen Osteoporose würde er nicht ohne Einschränkung abraten. Doch diese provokativen oder verkürzten Aussagen schadeten nicht, wenn sie dazu führten, dass der Patient vom Arzt Erklärungen verlange.

Ein Buch mit derartig eindeutigen Bewertungen herauszugeben bezeichnete Müller-Oerlinghausen als die "große Chance eines privaten Anbieters". Der organisierten Ärzteschaft selbst sei dies nicht möglich, kritisierte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission, weil "in diesem Land das Wettbewerbsrecht unerträglich mit dem Sozialrecht kollidiert". Verleger Zabert Sandmann aus München rechnet mit Verfügungen, ist aber nach eigenen Aussagen "sehr sorgfältig darauf vorbereitet".

In einer ersten Stellungnahme der Industrie bezeichnete der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) das neue Handbuch als weiteres Instrument, die Verbraucher und Patienten zu verunsichern und das Patienten-Arzt-Verhältnis zu stören. Insbesondere die von Professor Dr. Peter Schönhöfer, ehemaliger Leiter des Institutes für klinische Pharmakologie in Bremen, genannte Zahl von bis zu 16 000 Toten als Folge einer Einnahme von Arzneimitteln hält der Industrieverband für unseriös.

Auch die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat sich zum Kursbuch Medikamente und Wirkstoffe in einer Pressemeldung kritisch geäußert: Solche Bücher seien grundsätzlich dazu geeignet, die Verbraucher, die auf Arzneimittel angewiesen sind, zu verunsichern. Die ABDA empfehle deshalb Kunden und Patienten, noch mehr als bisher in der Apotheke unabhängige und qualifizierte Informationen und Beratung über ihre erklärungsbedürftigen Arzneimittel und deren richtiger Anwendung abzurufen.Pharmazeutische Kompetenz sei täglich und flächendeckend in den deutschen Apotheken verfügbar, so die Dachorganisation der Deutschen Apotheker.

In einer ersten Stellungnahme der Industrie bezeichnete der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) das neue Handbuch als weiteres Instrument, die Verbraucher und Patienten zu verunsichern und das Patienten-Arzt-Verhältnis zu stören.Insbesondere die von Professor Dr. Peter Schönhöfer, ehemaliger Leiter des Institutes für klinische Pharmakologie in Bremen, genannte Zahl von bis zu 16 000 Toten als Folge einer Einnahme von Arzneimitteln hält der Industrieverband für unseriös.

Auch die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat sich zum Kursbuch Medikamente und Wirkstoffe in einer Pressemeldung kritisch geäußert: Solche Bücher seien grundsätzlich dazu geeignet, die Verbraucher, die auf Arzneimittel angewiesen sind, zu verunsichern. Die ABDA empfehle deshalb Kunden und Patienten, noch mehr als bisher in der Apotheke unabhängige und qualifizierte Informationen und Beratung über ihre erklärungsbedürftigen Arzneimittel und deren richtiger Anwendung abzurufen.Pharmazeutische Kompetenz sei täglich und flächendeckend in den deutschen Apotheken verfügbar, so die Dachorganisation der Deutschen Apotheker.

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