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Apotheker und Ärzte wollen Qualität verbessern

26.08.2002  00:00 Uhr

Aut idem

Apotheker und Ärzte wollen Qualität verbessern

von Lisa Braun, Berlin

Erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der Aut-idem-Regelung mahnen Experten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft an.

In ihrem Entwurf einer gemeinsamen Leitlinie haben sie wichtige Regeln zur „guten Substitutionspraxis“ aufgestellt und diese persönlich an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Gudrun Schaich-Walch, übergeben. Mit der Leitlinie wollen Apotheker und Ärzte sicherstellen, „dass die Arzneimittelsicherheit bei einem Austausch zwischen wirkstoffgleichen Arzneimitteln nicht gefährdet wird und die berechtigten Interessen der Patienten gewahrt bleiben“, erklärten in einem anschließenden Gespräch mit Journalisten die Pharmazeuten Professor Dr. Henning Blume und Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz.

Professor Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft pflichtete bei: „Von den inhaltlichen Aspekten einmal ganz abgesehen, wollen wir darüber hinaus die sehr stark emotionalisierte Diskussion jetzt wieder versachlichen und die aufgeworfenen Gräben zwischen Apothekern und Ärzten wieder zuschütten.“

Viele Ärzte hätten aus berufspolitischen Gründen in der Arztpraxis Stimmung gegen Aut idem gemacht und viele Patienten verunsichert, sagte Müller-Oerlinghausen. „Das ist an der Grenze der Sittlichkeit. Ich war von Anfang an für Aut idem, allerdings weist die gegenwärtige rechtliche Ausgestaltung erhebliche Mängel auf“, so Müller-Oerlinghausen.

Jetzt müsse die Politik ihre Hausaufgaben machen. Dazu gehöre vor allem, die strikte Substitutionsverpflichtung für Apotheker wieder aufzuheben. Blume nennt als Beispiel den gut eingestellten Epileptiker. Eine generische Substitution ohne Rücksprache mit dem Arzt wäre sehr kritisch. Überhaupt sollte die Aufforderung „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ von beiden Berufsgruppen vermehrt wahrgenommen werden.

Im Leitlinienentwurf sind die Arzneimittelgruppen und Darreichungsformen aufgeführt, bei denen eine Substitution grundsätzlich als kritisch eingestuft werden muss. „Apotheker setzen sich in der Praxis schon heute über rechtliche Vorgaben hinweg, wenn sie bei Epileptikern nicht substituieren. Hier muss das Gesetz dringend angepasst werden“, mahnte Dr. Gabriele Bojunga, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Die Parlamentarische Staatssekretärin habe die geäußerten Bedenken mit großem Verständnis zur Kenntnis genommen. „Wir gehen davon aus, dass die Politik unsere Nachbesserungsvorschläge auf den Weg bringt“, waren sich die Experten einig.

Dass ein politischer Wechsel die Aut-idem-Regelung wieder außer Kraft setzen könnte, halten sie für unwahrscheinlich. Müller-Oerlinghausen dazu: „Spätestens über einen gemeinsamen europäischen Weg kommen wir an Aut idem nicht vorbei. Daraus resultiert auch das Bauchgefühl der Politik, auf dem richtigen Weg zu sein.“ Aus einem Politikum kann also schon sehr bald gängige Praxis werden. Top

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