Pharmazeutische Zeitung online

Friese: Patienten sind nicht wettbewerbsfähig

26.06.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

Friese: Patienten sind nicht wettbewerbsfähig

von Gisela Stieve, Maastricht

Einstimmig unterstützt hat der Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) eine Deklaration der Osteuropäischen Länder, die im März in Warschau vorbereitet worden war. Danach soll die Rolle des Apothekers im Gesundheitssystem in diesen Ländern nach westeuropäischem Vorbild gestärkt werden. ZAEU-Präsident Luek Arts zeigte sich im Gespräch mit der PZ zufrieden mit dem Verlauf der Generalversammlung vergangene Woche im niederländischen Maastricht. Künftig müsse das Gremium bestehend aus 15 Mitglieds- und der zehn Beobachterländer seiner Ansicht nach allerdings noch mehr politische Themen diskutieren und Erfahrungen der austauschen, um für die Zukunft präpariert zu sein.

Auch ABDA-Präsident Hans-Günter Friese hat die Deklaration ausdrücklich begrüßt, weil sie ein klares Bekenntnis zur Berufsausübung des Apothekers und zur Institution der Apotheke darstellt. Unter anderem müsse die Ausbildung dem wissenschaftlichen Standard angepasst werden. Gleiches gelte für die Fort- und Weiterbildung. Die Apothekenpflicht für Arzneimittel sowie das Fremd- und Mehrbesitzverbot sind laut Deklaration für die Arzneimittelsicherheit und den Verbraucherschutz unabdingbar ebenso wie die Forderung, dass der Leiter einer Offizin Apotheker sein muss. Mit Besorgnis wurde in Maastricht beschrieben, dass die Krankenhausapotheken in osteuropäischen Ländern an Bedeutung verlieren. Dieser Entwicklung soll laut Deklaration entgegengewirkt werden. Schließlich wird empfohlen, einen einheitlichen Apothekenabgabepreis je Land anzustreben.

Scharfen Protest haben die Worte des niederländischen Außenhandelsministers Gerrit Ybema bei den Delegationsmitgliedern aus Irland und Deutschland hervorgerufen. Ybema erläuterte, welche Veränderungen die niederländische Regierung in der Arzneimittelpolitik plant. Im Mittelpunkt soll ein regulierter Wettbewerb stehen, in dem die Krankenversicherer die eigentlichen "Lenker des Marktes" sein sollen. Die Kassen sollen nach Ybemas Worten mit Apothekern Verträge schließen können, so dass diese gehalten sind, die kostengünstigsten Medikamente abzugeben. Die Ärzte sollen nach den Regierungsplänen lediglich den Wirkstoff auf dem Rezept vermerken. So könnten die Kassen verhindern, dass unnötig teure Präparate verschrieben werden.

Die niederländische Regierung will außerdem die Möglichkeit zulassen, Selbstmedikationsmittel in Supermärkten zu verkaufen. Der bisherige Margenwettbewerb soll durch einen Preiswettbewerb ersetzt werden. Der Minister gab zu, dass es sich um radikale Änderungen handelt, hofft aber, dass sich die niederländischen Apotheker nicht mit einer ausschließlich defensiven Haltung den Weg in die Zukunft selbst verbauen.

Dem widersprach ABDA-Präsident Friese entschieden. Im Mittelpunkt des pharmazeutischen Handelns müsse stets der Patient stehen. Wettbewerb schaffe zwar Leistung, aber Patienten seien in keinem Gesundheitswesen "wettbewerbsfähig". Schließlich seien Apotheker immer noch mehr Heilberufler als Kaufleute. Insofern öffnet sich nach Frieses Beobachtung derzeit die Schere zwischen zwei apothekerlichen Interessengruppen immer weiter: auf der einen Seite England und Holland, wo Apotheker sich eher als Kaufleute verstehen, auf der anderen Seite die übrigen europäischen Länder, in denen Apotheker ein heilberuflich geprägtes Berufsverständnis haben.

Der ABDA-Präsident, der die deutsche Interessenpolitik in zahlreichen Gesprächen während der ZAEU-Generalversammlung bestätigt sah, hofft, dass die Mitgliedstaaten der ZAEU viele Argumente als gesundheitspolitisches Primat verstanden haben und sie politisch und praktisch umsetzen. Es gehe nicht nur um den Erhalt der Arzneimittelpreisverordnung sowie des Fremd- und Mehrbesitzverbotes. Auch müssten pharmazeutische Betreuung und Beratung ausgebaut werden. Deutschland jedenfalls könne mit einem qualitativ hoch stehenden Gesundheitswesen mit angemessenen Distributionskosten für Arzneimittel aufwarten.  Top

© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa