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12.06.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

INTERNETAPOTHEKE

Start mit 350 Medikamenten
und "deutschen Freunden"

von Hartmut Morck, Eschborn

Seit dem 8. Juni 2000 können europäische Verbraucher Arzneimittel bestellen, die innerhalb von drei Arbeitstagen per Boten oder durch die Post zugesandt werden. Standort der ersten Europa-Apotheke im Internet ist die niederländisch-deutsche Grenzstadt Kerkrade, Initiator der 36jährige Apotheker Jacques Waterval, der nur einen Steinwurf vom deutschen Herzogenrath entfernt, die Apotheek van Wersch betreibt.

Was bereits am 30. Mai 2000 in der deutschen Ausgabe der Financial Times in drei Beiträgen angekündigt wurde, ist wenige Tage später Wirklichkeit geworden. Mit diesem Datum hat die erste virtuelle Apotheke Europas unter der Internet-Adresse http://www.0800DocMorris.com ihren Betrieb aufgenommen. Der Niederländer Waterval, der in Kerkrade in der Hoofstraat 41 seine Apotheke betreibt, lässt sich von "deutschen Freunden" und einem Expertenbeirat mit deutschen Ärzten und Pharmakologen beraten.

Das Internetangebot ist in niederländischer, deutscher und englischer Sprache verfasst. Als Startsortiment werden 350 Medikamente aus allen Indikationsgebieten angeboten. Die Mehrzahl der gelisteten Arzneimittel sind nach deutschem Recht apothekenpflichtig oder sogar verschreibungspflichtig und dürfen nicht im Versandgeschäft gehandelt werden. Bei den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wird der Verbraucher aufgefordert, das Originalrezept einzureichen. Die Lieferung der entsprechenden Arzneimittel würde erst nach Prüfung des Rezeptes innerhalb von drei Arbeitstagen nach Eingang durch einen Boten oder die Post erfolgen. Bezahlt wird per Nachnahme, Scheck oder in Zukunft per Kreditkarte.

Eine direkte Abrechnung mit der Krankenkasse wird in Deutschland nicht möglich sein. Der deutsche Patient, der auf diesem Weg Kassenrezepte einlösen will, muss also in Vorleistung treten und dann versuchen, sich das Geld von der Krankenkasse zurückzuholen. Dass dieser Weg mit Schwierigkeiten und vielen Fragezeichen behaftet sein wird, verschweigt der Niederländer. Die Legitimation, das Angebot auch in Deutschland trotz bestehenden Versandhandelsverbotes für Arzneimittel machen zu dürfen, sieht 0800DocMorris in der sogenannten Schuhmacher-Entscheidung begründet. Diese habe die Einfuhr ausländischer Arzneimittel nach Deutschland für den individuellen Gebrauch möglich gemacht. Zudem werde man unterstützt durch die - allerdings noch nicht umgesetzte - E-Commerce-Richtlinie der EU.

Um den Verdacht eines Versandhandels auszuräumen, findet man in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen den Hinweis, dass die Zustellung der bestellten Arzneimittel im Auftrage des Patienten erfolge. Dem widerspricht allerdings die Tatsache, dass der Patient nie diesen Auftrag erteilt und dass 0800DocMorris selbst die Geschäftsbedingungen für den Versand festlegt: über 40 Euro Rechnungssumme versandkostenfrei, unter 40 Euro kommen 4 Euro Versandkosten hinzu und schließlich sind als Einführungsangebot die ersten drei Bestellungen gratis.

Da die Kerkrader Internetapotheke offensichtlich schon von Anfang an damit rechnet, dass sie auf Grund des geringen Warensortiments nicht jeden Arzneimittelwunsch erfüllen kann, werden die Kunden gebeten, ihre Ärzte aufzufordern, auf den Rezepten "aut simile" (nicht aut idem !) zu vermerken. Die Reaktion der deutschen Mediziner scheint programmiert.

Die Hauptzielgruppe der Internetapotheke sind chronisch Kranke und Frauen, die die Antibabypille einnehmen sowie Verbraucher, die auf Lifestyle-Drugs setzen. Zum Jahresende soll der Kundenstamm 50.000 Patienten umfassen. Vor diesem rein kommerziellen Hintergrund klingt es unglaubwürdig, dass 0800DocMorris nicht in Konkurrenz zu den etablierten Trägern des Gesundheitssystems, als auch nicht zu den öffentlichen Apotheken, treten will, sondern sich den Apothekern großzügig als Ansprechpartner anbietet. Man ist versucht zu fragen: Wofür?

Auch die weiteren Ziele klingen nicht unbedingt glaubwürdig: 0800DocMorris möchte mit seinem Internetangebot die Patientenfreundlichkeit wie in den Niederlanden, die Preise wie in Spanien, die Arzneimittelsicherheit wie in Deutschland, die Innovationen wie in Skandinavien und den Apothekenservice im Internet wie in Großbritannien verbinden. Ob 0800DocMorris erfolgreich am Markt agieren wird, werden zunächst die Gerichte, letztlich die Verbraucher entscheiden. Top

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