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SPD fordert Konsens in der Gentechnik

05.05.1997  00:00 Uhr

- Politik

  Govi-Verlag

SPD fordert Konsens in der Gentechnik

  Die SPD sieht in der Gen- und Biotechnik ein unverzichtbares Instrument der biologischen und biomedizinischen Forschung. Der Erfolg der neuen Technologie in Deutschland werde aber von ihrer Akzeptanz in der Bevölkerung abhängen, sagte SPD-Vorstandsmitglied Wolf-Michael Catenhusen auf einer Veranstaltung in Bonn.

Während gentechnisch hergestellte Arzneimittel von den Menschen weitgehend akzeptiert würden, stießen gentechnisch veränderte Lebensmittel auf große Skepsis beim Verbraucher. Dies werde sich ändern, wenn gentechnische Lebensmittel einen direkten Nutzen für den Verbraucher hätten. So werde sich eine allergenfreie Reissorte sehr wahrscheinlich am Markt durchsetzen, während dies für gentechnisch verändertes Soja sicherlich nicht gelte. Da Vertrauen in der Bevölkerung nur durch Transparenz entstehen könne, sei eine grundsätzliche Kennzeichnungpflicht unabdingbar.

Für die medizinische Gentechnik sieht Catenhusen in Deutschland nur eine Chance, wenn es gelinge, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine Technologiefirmen zu verbessern. Diese seien auch in den USA der eigentliche Motor für Innovationen. In Deutschland fehlten Risikokapitalfonds, die jungen Wissenschaftlern Startkapital zur Gründung einer eigenen Firma liefern könnten. Außerdem müßten Forscher an den Hochschulen dabei unterstützt werden, ihre Erkenntnisse als Patent anzumelden. Dies sei die Basis für den Wissenstransfer zwischen Universität und Wirtschaft.

Der SPD-Politiker warf der Bundesregierung vor, zu spät mit der Förderung der Gentechnik begonnen zu haben. Das BioRegio-Programm sei zwar eine gute Sache gewesen, aber deutlich zu spät gekommen. BioRegio war ein vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebener Wettbewerb, in dem deutsche Regionen ihre Leistungsfähigkeit in der Biotechnologie verglichen. Den Vorwurf, die SPD habe die Biotechnik jahrelang blockiert, wies Catenhusen zurück. Seine Partei habe die neuen Technologien immer begrüßt und lediglich "klare Rahmenbedingungen in Bezug auf Ethik und Umweltschutz" gefordert.

Ein klares Nein kommt von der SPD zur Keimbahntherapie und zum Klonen von Menschen. Der Hamburger Senator Dr. Fritz Vahrenhold hält eine Bewertung von vererbenswerten und nichtvererbenswerten Eigenschaften für äußerst bedenklich. "Da spüren wir die Nähe zum faschistischen Gedankengut." Der SPD-Senator forderte ein weltweites Verbot dieser Technik.

Bio- und Gentechnik seien heute unverzichtbare Schlüsseltechnologien, so Vahrenhold weiter. Aufgabe der Politik sei es jetzt, einen offenen Diskussionsprozeß in der Bevölkerung anzuregen und zu moderieren. Dieser dürfe jedoch nicht mit dem vordergründigen Ziel geführt werden, die Akzeptanz der Gentechnik zu erhöhen. Vielmehr müsse es darum gehen, Risiken und Chancen abzuwägen und eine von weiten Teilen der Gesellschaft getragenen Konsens zu finden.

Arbeitsplätze und Gentechnik

Recht zurückhaltend sind heute die Prognosen über die Zahl der Arbeitsplätze, die durch die Gentechnik entstehen werden. Gingen Studien Anfang der neunziger Jahre noch von mehreren Millionen neuer Stellen aus, erwarten heute Experten bis zum Jahr 2000 nur noch Zuwächse im fünfstelligen Bereich. Laut einer Prognos-Studie werden in den nächsten Jahren lediglich rund 20 000 neue Stellen in der Biotechnik entstehen. Dr. Ulrich Dolata vom Bremer Institut für interdisziplinäre Technikforschung glaubt, daß selbst diese Zahl noch zu hoch gegriffen sei. Im wesentlichen würden neue Arbeitsplätze alte ersetzen und sich so in der Summe wenig verändern. Auch Dr. Lutz Müller-Kurth, Vorsitzender der Vereinigung deutscher Biotechnikunternehmen, erwartet frühestens für 2010 einen nennenswerten Anstieg der Stellenzahl. Prognosen seien jedoch sehr schwierig, da die meisten Unternehmen in diesem Bereich erst wenige Jahre existieren und ihre Perspektiven noch nicht einschätzen können.

PZ-Artikel von Daniel Rücker, Bonn    

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