Politik
Der Branchenbericht
zur wirtschaftlichen Lage der Apotheken in Deutschland
für das Jahr 1996 fällt nicht befriedigend aus. Obwohl
der Gesamtumsatz der Apotheken um rund 4,5 Prozent auf 45
Milliarden DM angestiegen ist, kann eine Umsatzrendite
von 0,9 Prozent lediglich als ausreichend bezeichnet
werden. Die Entwicklung, die jeweils im Frühjahr von der
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
vorgestellt wird, ist im folgenden nach Mengen, Preisen,
Umsätzen und betriebswirtschaftlichen Ergebnissen
aufgeschlüsselt.
Auffallen mag in diesem Jahr, daß im
Wirtschaftsbericht der Apotheken keine Unterscheidung
mehr nach alten und neuen Bundesländern getroffen wurde.
Im Jahr sieben nach der deutschen Einheit will die ABDA
ausdrücklich Abstand von einer Ost-West-Schubladen-Denke
nehmen. Selbst wenn es vereinzelt noch geringfügige
Unterschiede zwischen den Apotheken in den Ost- und
Westländern gibt, soll dies nicht gesondert
hervorgehoben werden. Schließlich ist es im
Apothekenwesen relativ früh gelungen, eine
Harmonisierung zwischen den Systemen herbeizuführen.
Die Zahlen des vergangenen Jahres sind insbesondere vor
dem Hintergrund der ständigen Diskussionen um die
angeblich teure Vertriebsstruktur der Arzneimittel zu
sehen. Es wird immer wieder behauptet, daß sich der
Preis des Arzneimittels, das auf Rezept abgegeben wird,
von der Auslieferung ab Fabriktor bis in die Hand des
Patienten verdoppele. Diese Behauptungen sind nicht
richtig. Die Berechnungen, nicht nur aus dem Hause der
ABDA, besagen, daß die Wertschöpfung der Apotheken von
1978 bis 1996 von 28,4 auf 21,9 Prozent zurückgegangen
ist. Die Wertschöpfung der Industrie stieg dagegen von
51,4 auf 56,3 Prozent. Durch die Wertschöpfung der
Apotheke werden auch Dienstleistungen im Sinne einer
Mischkalkulation abgegolten, die nicht oder nur
unzureichend honoriert werden (Notdienst, Prüfung von
Fertigarzneimitteln, Herstellung von individuellen
Arzneimitteln, Beratung). Dabei wird die Mehrwertsteuer
von 15 Prozent, die zusätzlich erhoben wird, gern
verschwiegen.
Letztlich wird der Apotheker aber seine
Existenzberechtigung und seine Existenzsicherung weniger
in der finanziellen Wertschöpfung als in seiner
pharmazeutischen Kompetenz suchen müssen, also in
Beratung und pharmazeutischer Betreuung, in der
Unterstützung des Patienten bei der Erfassung und
Lösung von individuellen Arzneimittelproblemen zur
Verbesserung der Compliance, in der Vermeidung von
Arzneimittelrisiken und der Optimierung der
Arzneimitteltherapie.
Artikel von der PZ-Redaktion
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