Frauen sind besonders gefährdet |
20.03.2000 00:00 Uhr |
ARZNEIMITTELMISSBRAUCH
Grundlegende Kenntnisse sowie konkrete Instrumente und Hilfsmittel zur Umsetzung Pharmazeutischer Betreuung in die tägliche Praxis konnten die mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 4. ABDA-Symposiums Pharmazeutische Betreuung vom 17. bis 19. März 2000 in Hamburg erlangen. Nicht nur Grundlagenseminare zu Pharmaceutical Care bei Asthma oder Migräne standen auf dem Programm. Neu hinzu gekommen waren Seminare, die all den Kolleginnen und Kollegen, die schon Erfahrung mit Pharmazeutischer Betreuung gesammelt haben, einen tieferen Einstieg in die Materie ermöglichten (siehe auch Berichte im Ressort Pharmazie).
Die Kongressbesucher haben unter anderem die Umsetzung von Qualitätsstandards zur Pharmazeutischen Betreuung bei Diabetes diskutiert und trainiert. Geübt wurde auch die Patientenansprache und Gesprächsführung in der Apotheke beziehungsweise die Ansprache des Arztes im Rahmen der Pharmazeutischen Betreuung. Kolleginnen und Kollegen gaben ihre Erfahrungen in der Anwendung von Softwareprogrammen in der Offizin wieder. Premiere hatte das neue Datenmodul CAVE als Ergänzung zur ABDA-Datenbank, dessen Einsatz und Nutzen während des Kongresses erstmalig demonstriert wurde.
Ergänzend dazu und ebenfalls neu boten Softwärehauser Seminare an, um den Teilnehmern des Kongresses die neuesten technischen Entwicklungen vorzustellen. In einer audiovisuelle Fortbildungsveranstaltung (Videopharm) konnte man sich Anregungen zur Pharmazeutischen Betreuung des Rheuma-, Asthma-, Migräne-, Neurodermitis- oder Krebspatienten, des Diabetikers, des Hypertonikers oder des depressiven Patienten holen. Wie auch in den vergangenen Jahren zeigte sich: Pharmazeutische Betreuung ist effektiv. Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte und Möglichkeiten, sich auf diesem Sektor zu engagieren.
Logistik ohne Beratung darf es nicht geben
Das Konzept zur Pharmazeutischen Betreuung von Asthma-Patienten und das von den medizinischen und pharmazeutischen Fachgesellschaften und Berufsorganisationen verabschiedete Programm zur Pharmazeutischen Betreuung von Diabetes-Patienten sind für Hans-Günter Friese, Präsident der ABDA Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Zeichen, dass die Pharmazeutische Betreuung der richtige Weg des Berufsstandes ist. Die Apotheker müssten in einer Nutzen- und Interessengesellschaft ihren Wert beweisen. Friese warnte davor, die Logistik von der Beratung zu trennen. Dadurch würde gefährlichen Entwicklungen wie E-commerce oder dem unpersönlichen Umgang von Call-Centern Vorschub geleistet. Der Berufsstand stehe in einer gesellschaftlichen Verpflichtung, weshalb er auch ein Mitspracherecht bei Kosten-Nutzen-Diskussionen im Gesundheitswesen und in der Arzneimittelversorgung einfordere.
Abenteurer Pioniere Installateure
Am 1. Oktober 1994 habe die ABDA den Startschuss für die Pharmazeutische Betreuung in Deutschland gegeben, als in Frankfurt das erste Symposium damals mit überwiegend internationalen Referenten stattfand. Während in den ersten Jahren zunächst über die Machbarkeit diskutiert wurde, stehe heute mit dem 4. ABDA-Symposium die Umsetzung dieses Zukunftskonzepts und die Durchdringung des Apothekenmarktes im Mittelpunkt. "Abenteurer Pioniere Installateure", so bezeichnete Friese die Protagonisten der ersten Jahre. "Die Kolleginnen und Kollegen wollen sich heute in den pharmazeutischen Dienstleistungswettbewerb einbringen", so Friese. Der ABDA-Präsident erklärte, dass Deutschland mit der Pharmazeutischen Betreuung keine Insel, sondern in ein europäisches Netzwerk eingebunden sei.
Dr. Martin Schulz, Leiter des Zentrums für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische
Praxis (ZAPP) der ABDA und verantwortlich für die inhaltliche Organisation des
Symposiums, dankte in seiner Begrüßung den Mitveranstaltern ABDA und der
Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung (FI) sowie den knapp 20 Sponsoren und
Ausstellern, ohne die eine solche Veranstaltung kaum zu realisieren sei. Schulz gab einen
Überblick über die in Deutschland laufenden Pilotprojekte zur Pharmazeutischen
Betreuung. Danach gebe es auf der Landkarte keinen weißen Fleck mehr, sprich: kein
Bundesland, in dem nicht ein Projekt zur Pharmazeutischen Betreuung läuft. Als nächster
Schritt müssten die Inhalte auch in das Curriculum zur Ausbildung zum Pharmazeuten
eingebracht werden.
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