GKV sieht sich in der Rolle des Versorgungsmanagers |
28.02.2000 00:00 Uhr |
Nicht mehr nur als Kostenträger, sondern verstärkt als Versorgungsmanager, Anwalt der Versicherten und Gestalter im Gesundheitssystem versteht sich die Gesetzliche Krankenversicherung. Vor allem gegenüber der Medizin hat sie an Selbstbewusstsein deutlich gewonnen - zu diesem Ergebnis kommt das Projekt "Neue gesundheitspolitische Konzepte in der GKV" vom Sonderforschungsbereich 186 der Universität Bremen.
Die von den Kassen seit einigen Jahren mit Volldampf betriebenen neuen Steuerungskonzepte wie Praxisnetz- und Hausarztmodelle oder Modellversuche zu alternativer Medizin hätten allerdings auch ihre Kehrseiten: eine Vielzahl regional begrenzter Modelle führe zu einer verstärkten Bürokratisierung des Gesamtsystems, und die Konzentration auf "Krankheit" lasse kaum Raum für Prävention und Gesundheitsförderung, kritisieren die Wissenschaftler um Professor Rainer Müller. Die neuen Versorgungsmodelle böten überdies auch die Gefahr der Risikoselektion und der Unterversorgung.
Wie sehen diese neuen Konzepte der GKV aus? Sie konzentrieren sich jetzt verstärkt auf chronisch Kranke: "Zeitlich langfristige Verläufe von Krankheiten und deren biographische Dimension finden bei der GKV zunehmend Beachtung", heißt es in der Bremer Studie. Deutliche Hinweise dafür seien Disease-Management-Projekte beispielsweise zur Steuerung der regionalen Diabetes-Versorgung (ähnliche Projekte für asthmatische Erkrankungen sind geplant) oder Case-Management-Projekte für Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Schwerpunkt der GKV-Aktivitäten, so die Studie, liege auf den Strukturmodellen. Als "Königsweg" sehen die 16 befragten hochrangigen Kassenvertreter dabei die Praxisnetz-Modelle. Dem Hausarztmodell wurde kaum gesundheitspolitische Bedeutung beigemessen.
Ein weiterer Versuch der Einflussnahme der Kassen seien sogenannte Qualitätsmodelle:
Mit Hilfe von Datenanalysen - Kassenroutinedaten oder auch eigens erhobenen
Befragungsdaten - soll die Qualität der medizinischen Leistungserbringung untersucht
werden. Als Beispiel nennt der Bericht die "Deutsche Mammographie-Studie" in
Niedersachsen, Projekte der Ortskrankenkassen zur Qualität der Arzneimittelversorgung
oder Studien zur Behandlung von Hauterkrankungen mit komplementärmedizinischen Verfahren.
Eher als eine Art "nachfrageorientiertes Trendangebot" versteht die GKV dagegen
ihre Leistungsmodelle - vor allem die Modellversuche zu alternativmedizinischen Leistungen
wie Homöopathie und Akupunktur.
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