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Pharmastandort Deutschland wurde stabiler

27.01.1997  00:00 Uhr

-Politik

  Govi-Verlag

Pharmastandort Deutschland wurde stabiler

  Im vergangenen Jahr haben sich die Chancen für Deutschland verbessert, auch künftig ein wichtiger Standort für die Erforschung, Entwicklung und Produktion innovativer Arzneimittel zu sein. Für eine Branche, die allein in Deutschland täglich zwölf Millionen DM in Forschung und Entwicklung investiert, sei dies besonders wichtig, erklärte Dr. Horst Freisler, Vorsitzender des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) anläßlich der Mitgliederversammlung des Verbandes in Bonn.

Als Beispiel für die positive Entwicklung nannte der VFA-Vorsitzende die 7. Novelle des Sozialgesetzbuches V, die Arzneimittel mit patentgeschützten Wirkstoffen aus der Festbetragsbildung ausschließt sowie die Zurücknahme der Importklausel. Die wachsende gesellschaftliche und politische Akzeptanz der Gentechnik habe dazu geführt, daß zunehmend in- und ausländische Hersteller in den Gentechnik-Standort Deutschland investierten.

Freisler stellte fest, daß Politik und Gesellschaft immer mehr die medizinischen und ökonomischen Beiträge innovativer Arzneimittel und der forschenden Arzneimittelhersteller anerkennen. Skeptisch müsse dagegen die Budgetsituation stimmen. Die Sparbemühungen der Ärzte seien im Markt deutlich zu spüren gewesen. So seien die Umsätze im November und Dezember 1996 auf dem Apothekenmarkt bezogen auf die Vorjahresmonate um 6,1 und 6,8 Prozent gesunken. Dramatisch sei, daß auch überlebenswichtige Arzneimittel den Sparappellen zum Opfer fielen. Umsatz- und Mengenrückgänge von 20 bis 30 Prozent seien bei modernen Antibiotika wie Cephalosporine oder Makrolide zu verzeichnen gewesen. Das innovationsfeindliche Budget müsse abgeschafft werden, da es nicht geeignet sei, auf Dauer eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung sicherzustellen.

Das Ansinnen der GKV-Spitzenverbände, die Festbeträge auf breiter Front zu senken, kritisierte der VFA-Vorsitzende heftig: "Uns drängt sich der Eindruck auf, daß die Kassen ihre marktbeherrschende Stellung willkürlich und mißbräuchlich nutzen wollen. Schwerwiegende verfassungs- und europarechtliche Bedenken, wie sie unter anderem das Bundessozialgericht gegen das Festbetragsverfahren geäußert hat, werden schlichtweg ignoriert und der Kassenlage geopfert".

Minister Rüttgers lobt Politik der Pharmaunternehmen

"Die deutsche pharmazeutische Industrie ist besser auf die Globalisierung und die Wissensgesellschaft vorbereitet als andere Branchen." Dieses Lob verteilte der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie , Dr. Jürgen Rüttgers, auf derselben Veranstaltung. Vonnöten sei aber ein neuer Unternehmergeist, der wissenschaftlich-technische Innovationen als Chance für die Eroberung neuer Märkte versteht.

Die Forschung bleibt nach Rüttgers Worten unverzichtbares Standbein für den Standort Deutschland, wobei der Trend zum Abbau der Forschungsförderung gestoppt scheint. Deutschland brauche eine exzellente wissenschaftliche Basis in Grundlagen- und angewandter Forschung, aus der die Anwender die Ansatzpunkte für neue Produkte gewinnen. Der neueste Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands habe bestätigt, daß deutsche Forschungsergebnisse aus der Medizin und Pharmazie international zunehmend Bedeutung finden. "Wir brauchen aber eine schnelle Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ideen in Produkte und Verfahren", so der Minister.

Schmoldt: Kassen setzen falsche Prioritäten

"Unser Gesundheitswesen krankt nicht daran, daß insgesamt zu wenig Geld zur Verfügung steht. Die Probleme liegen in unwirtschaftlichen Strukturen und falsch gesetzten Prioritäten", erklärte Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik in einem Vortrag zum Thema "Zukunftschance Arzneimittel". Die wichtigste Aufgabe der Strukturreform im Gesundheitswesen sei es, dafür zu sorgen, daß die vorhandenen Mittel zielgerichteter und wirtschaftlicher eingesetzt werden. Eine Arzneimittelbudgetierung lehnte Schmoldt ausdrücklich ab. Sämtliche Elemente des Gesundheitssystems gehörten auf den Prüfstand, wo die Frage nach dem Verhältnis zwischen Effizienz und Kosten zu stellen sei. Kein Bereich dürfe ausgespart bleiben. Auch die Ausbildung und das Selbstverständnis der Ärzteschaft müsse hinterfragt werden.

PZ-Artikel von Gisela Stieve, Bonn

Dr. Horst Freisler neuer VFA-Vorsitzender

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat einen neuen Vorsitzenden. Dr. Horst Freisler, Vorsitzender des Vorstandes der Gödecke AG Freiburg hat jetzt die Nachfolge von Dr. Karl-Gerhard Seifert angetreten. Freisler war seit Gründung des VFA stellvertretender Vorsitzender. Dr. Gerald Möller, Präsident und Chief Executive Officer der Boehringer Mannheim-Gruppe und Aufsichtsratsvorsitzender von Boehringer Mannheim, hat die Position des stellvertrenden Vorsitzenden übernommen. Die VFA-Mitgliederversammlung wählte Patrick Schwarz-Schütte, Vorstandsvorsitzender der Schwarz Pharma AG, neu in den Vorstand, da Dr. Rolf Kramer, Asta Medica, im Februar in den Ruhestand tritt.

   

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