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Geduld gefragt

08.10.2001  00:00 Uhr

PHARMAZIE
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PHARMACON MALLORCA

Geduld gefragt

Wissenschaft ist kein Tagesgeschäft. Auch wenn die Forschung immer schneller immer mehr Ergebnisse erzielt, dauert es dennoch Jahrzehnte, bis eine neue Erkenntnis den Weg von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung geschafft hat. Professor Dr. Hans Günther Gassen, Universität Darmstadt, warnt deshalb vor zuviel Ungeduld. Sinn und Nutzen einer Forschungsrichtung könnten im Anfangsstadium nicht beurteilt werden. Nur so viel stehe fest: "Es geht nicht schnell, und es gibt keine Erfolgsgarantien."

Dies gelte auch für die Genomforschung. Heute sei völlig unklar, wann etwa die Gentherapie routinemäßig zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden könne. Vielleicht in einigen Jahren, vielleicht auch niemals. Ebenso wenig ließen sich die Erfolgsaussichten der Stammzelltherapie abschätzen. Mediziner wollen toti- oder pluripotente Zellen von Kranken Menschen zu den Gewebetypen ausdifferenzieren, deren Schädigung Ursache der Erkrankung sind. So sollen bislang unheilbare Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson, auch Schlaganfall therapiert werden.

Gassen warnte davor, die Stammzellforschung abzulehnen, weil bislang kein klinischer Nutzen abzusehen sei. Die Deutschen müssten sich in ihrer Entscheidung vielmehr davon leiten lassen, ob sie eine solche Forschung grundsätzlich wollen. Eine Gesellschaft könne nicht alle moralischen Fragen anhand der zehn Gebote und des Grundgesetzes klären, sondern müsse ihre Werte weiterentwickeln und entscheiden, ob diese Forschung mit der Moral vereinbar ist.

Wer die Stammzellforschung jetzt blockiere, der müsse sich über die Konsequenzen klar sein, sagte Gassen. "Das bedeutet, dass wir die Techniken, die in den USA oder Großbritannien entwickelt werden, importieren müssen. Vielleicht bedeutet dies aber auch, dass ein deutscher Arzt seinen Patienten sagen muss: 'Gehen Sie in ein großes Krankenhaus in den USA, wir können Ihnen hier nicht helfen.'"

Gassen erwartet, dass die Genomforschung in nächster Zeit vor allem die Diagnostik verändern wird. DNA-Analysen würden immer einfacher und preiswerter. Vor allem Vaterschaftstests hätten zurzeit Hochkonjunktur. Es sei wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es konfektionierte Testkits aus der Apotheke gebe.

Aber auch die Untersuchung der genetischen Disposition für bestimmte Krankheiten könnten nach Gassens Einschätzung in einigen Jahren über Apotheken vertrieben werden. Bereits heute können sich Menschen auf etliche vererbbare Krankheiten testen lassen, dazu gehören Ateriosklerose, Mammakarzinom oder Koronare Herzkrankheit.

Das Problem der Tests ist die häufig fehlende Behandlungsoption. Eine Diagnose ohne mögliche Therapiemöglichkeit sei zweifelhaft. Die Forschung zur Gentherapie hat bislang weitaus weniger Erfolge erzielt als erhofft. Die rund 2000 gentherapeutischen Studien sind zum großen Teil fehlgeschlagen. Doch auch hier sei wie bei der Stammzellforschung ein langer Atem und mehr Geduld notwendig.

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