Impfstoff gegen Rotavirus zurückgezogen |
29.11.1999 00:00 Uhr |
Wyeth Lederle Vaccines hat den oralen Impfstoff gegen Rotaviren RotaShield® in den USA vom Markt genommen. Das berichteten Experten auf dem 5. Deutschen Kongress für Infektions- und Tropenmedizin vom 24. bis 27. November in München.
Innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung ist es bei den Kindern häufiger zu Invaginationen gekommen. Dabei handelt es sich um Einstülpungen des Darms. Diese Störungen treten auch spontan auf, allerdings seltener. Nach Angaben der Firma Wyeth müsse der Zusammenhang mit dem Impfstoff erst noch geklärt werden. Bis dahin wolle das Unternehmen RotaShield® in Europa nicht auf den Markt bringen, obwohl der Impfstoff auch hier bereits Mitte des Jahres zugelassen ist.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatte empfohlen, dem Rat des Center for Disease Control and Prevention (CDC) zu folgen und den Impfstoff vom Markt zu nehmen, weil es bei 15 Kindern zu den Komplikationen gekommen war. Acht Kinder mussten daraufhin operiert werden.
In den klinischen Studien, die 1998 zur Zulassung in den USA geführt hatten, habe der Impfstoff 69 beziehungsweise 95 Prozent der Infektionen verhindert, berichtete Professor Dr. Thomas Löscher von der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München. Die US-amerikanische Impfkommission hatte zu diesem Zeitpunkt die routinemäßige Impfung aller gesunden Kleinkinder im Alter zwischen sechs und 30 Wochen empfohlen. In den klinischen Studien sei es zwar bei fünf von ungefähr 10 000 Kindern zu den Darmverschlingungen gekommen, dies sei jedoch im Vergleich zur Placebogruppe nicht statistisch signifikant gewesen, meldet die CDC.
Rotaviren sind die häufigsten Erreger von Diarhöen bei Kindern im Alter zwischen
sechs Monaten und zwei Jahren. Die Kinder nehmen die Viren per os oder über
Tröpfcheninfektion auf, wo sie sich in den Dünndarmzotten vermehren. Die Erkrankung
beginnt mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen, gefolgt von Diarrhöe, die drei bis neun Tage
dauert. Infektionen mit Rotaviren häufen sich in den Monaten von November bis Mai. In den
USA müssen deshalb jährlich 50 000 Kinder ins Krankenhaus, zwanzig sterben am
Flüssigkeitsverlust. In den Entwicklungsländern sind es wesentlich mehr.
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