Kooperation informierte Laien über Prostata und Klimakterium |
18.10.1999 00:00 Uhr |
Wechseljahre und Prostata standen auf dem Programm einer Laienveranstaltung, die die Kooperation Phytopahrma erstmalig in Bad Godesberg anbot.
Erst seit drei Jahren ist bekannt, dass neben den Estrogen-Rezeptoren vom Typ a auch ein b-Typ vorkommt. Dies könnte in Zukunft für eine Estrogen-Therapie bedeutsam werden, weil in der Gebärmutterschleimhaut ausschließlich a-Rezeptoren vorhanden sind, in allen anderen Erfolgsorganen jedoch beide Typen, berichtere Professor Dr. Wolfgang Wuttke aus Göttingen. Gelingt es, reine b-Rezeptoragonisten zu finden, so ließen sich klimakterische Beschwerden behandeln, ohne dass eine Proliferation der Gebärmutterschleimhaut zu befürchten ist. In den Extrakten aus dem Wurzelstock von Cimicifuga racemosa und Bellancantha sinensis, einer chinesischen Irisart, wurden relativ reine b-Rezeptor-Agonisten gefunden. Diese Phytoestrogene zeigen darüberhinaus im Tierexperiment eine aufbauende Wirkung am Knochen, die auf eine Stimulation des IGF (Insulin-like-growth-factor), eines wichtigen Mediators des Knochenaufbaus, zurückzuführen ist.
Der Vortrag von Professor Dr. Reinhard Ziegler, Heidelberg, galt dem besseren Verständnis von Diagnostik und Therapie der Osteoporose. Nach Meinung von Professor Dr. Reinhard Ziegler, Heidelberg, ist für die richtige Diagnose vor allem die Anamnese der Patienten hilfreich. Das Verfahren der Knochendichtemessung suggeriere, Kranke von Gesunden trennen zu können. Es reiche aber allein zur Diagnose nicht aus und könne lediglich ein Risiko signalisieren. Blutuntersuchungen und konventionelle Röntgenaufnahmen des Skeletts seien zusätzlich erforderlich. Ebenso wie die Diagnostik bedeute auch das Therapiekonzept ein Denkprogramm für die Ärzte. Art und Dosis der Medikamente müsse individuell gewählt werden.
Über benigne und maligne Gewebeveränderungen der Prostata berichtete Professor Dr. Dietmar Bach, Bocholt. Der heute gebräuchliche Terminus BPH (benigne Prostata-Hyperplasie) sollte seiner Meinung nach durch die korrektere Bezeichnung benignes Prostatasyndrom ersetzt werden, weil eine hyperplastische Gewebeveränderung erst bei der histologischen Untersuchung erkennbar ist. Das entscheidende Symptom der Erkrankung sei aber die Restharnbildung. Immer größere Mengen Restharn seien Zeichen dafür, dass allmählich durch Obstruktion und Irritation die Austreibungskraft der Blase erlahme. Die Diagnose kann der Urologe durch einen digitalen Tastbefund, Urin-Analyse und Ultraschall-Untersuchung stellen.
Zur Abgrenzung gegenüber dem Prostata-Karzinom könne neben Tastbefund und Sonografie der PSA-Spiegel im Serum bestimmt werden. Symptomatisch könne die BPH mit Pflanzenextrakten, sowie kurzfristig mit relaxierenden a-Blocker und langfristig mit a-Reduktase-Inhibitoren behandelt werden. Die 1996 veröffentlichte und mit über 1000 Patienten durchgeführte Carraro-Studie zeigte keinen Unterschied zwischen der Behandlung mit a-Reduktase-Hemmern und den Phytopharmaka. Die Phytopharmaka seien jedoch wesentlich billiger. Als Goldstandard unter den operativen Behandlungsmethoden nannte Bach die transurethrale Resektion. Entscheidend für die Auswahl des Therapie-Regimes sei der Leidensdruck und die klinischen Befunde (Restharn 150 bis 200 ml).
Therapiert werde, wenn das Karzinom auf die Prostata beschränkt sei, durch radikale Entfernung des Organs und lokoregional durch Bestrahlung. Bei schon eingetretener Metastasierung oder Überschreitung der Organgrenzen sei eine radikale Tumorentfernung nicht mehr möglich. Die Behandlung erfolge dann "systemisch antihormonell".
© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de