Marker für vaskuläre Schäden |
26.08.2002 00:00 Uhr |
Erektile Dysfunktion
von Brigitte M. Gensthaler, München
Eine erektile Dysfunktion ist bei drei Vierteln der Männer organisch bedingt. Mitunter deutet die Krankheit auf Durchblutungsstörungen, zum Beispiel am Herzen.
Diabetes, Gefäßerkrankungen und Prostata-Operationen rangieren in der Ursachenliste ganz oben. Nur selten sind die Störungen rein psychisch bedingt. Bei der Diagnose einer erektilen Dysfunktion werden häufig auch Gefäßschäden am Herzen bei bislang symptomlosen Menschen entdeckt. Bevor dann eine Therapie der Sexualstörung begonnen wird, gilt es den kardiovaskulären Status des Patienten genau zu analysieren. Bei ischämischen Herzerkrankungen kann ein Elektrokardiogramm helfen, die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit auszuloten.
Die Hemmstoffe der Phosphodiesterase-5 beeinflussen die Kontraktilität des Herzmuskels und die Reizleitung nicht. In einer amerikanischen Studie mit 105 Männern mit koronaren Gefäßerkrankungen änderte Sildenafil weder Auftreten noch Dauer von Ischämie-Phasen im Belastungs-EKG. Rhythmusstörungen durch das Medikament sind nicht zu befürchten, erklärte der Professor Dr. E. P. Kromer, Direktor der Medizinischen Klinik I am Klinikum Hanau, vor Journalisten in München. Die Durchblutung am Herzen werde geringfügig verbessert und der Blutdruck um 7 bis 10 mm Hg gesenkt.
Dagegen lässt die Kombination mit NO-freisetzenden Medikamenten den systolischen Druck in den Keller rauschen; sie ist daher bei allen PDE-5-Hemmern strikt kontraindiziert. Bei gesunden Probanden fällt der systolische Blutdruck um 30 bis 40, maximal sogar um bis zu 80 mm Hg. Eine Drucksenkung um 20 bis 30 mm Hg gelang mit Sildenafil bei einer Hypertonie im Lungenkreislauf, berichtete der Kardiologe. Allerdings lag die Dosis in den Studien, in die vor allem Frauen einbezogen wurde, bei fünfmal täglich 100 mg.
Die Konkurrenz steht in den Startlöchern. Tadalafil und Vardenafil sollen dem Sildenafil Marktanteile abgraben. Nach dem positiven Votum des European Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP) für Tadalafil könnte die Zulassung Ende des Jahres erfolgen. Auf Grund der langen Halbwertszeit wird der Wirkstoff bereits als „Wochenendpille“ gepriesen. Das kurzwirksame Vardenafil, dessen Zulassung Anfang 2003 erwartet wird, will mit seiner höheren Selektivität zum PDE-5- als zum PDE-6-Enzym punkten. Da PDE-6 vor allem in der Retina vorkommt, kann seine Blockade Seh- und Farbstörungen auslösen.
Welche Potenzpille letztlich das Rennen macht, ist völlig offen, meint Kromer. Die meisten Männer würden vermutlich alle drei probieren und sich dann individuell entscheiden.
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