Vardenafil jetzt auf dem Markt |
24.03.2003 00:00 Uhr |
Die Viagra®-Konkurrenz wird stärker: Seit wenigen Tagen ist der dritte Phosphodiesterase-5-Hemmer auf dem deutschen Markt. Vardenafil stammt aus der Forschungspipeline der Bayer AG und wird vom Leverkusener Unternehmen gemeinsam mit GlaxoSmithKline als Levitra® vermarktet.
Der Markt für Wirkstoffe zur Behandlung der erektilen Dysfunktion (ED) ist groß. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren 1995 weltweit 152 Millionen Männer betroffen. Heute sollen es bereits 180 Millionen sein – Tendenz steigend. Die Störung ist kein spezifisches Problem älterer Männer, erklärte der Hamburger Urologe Professor Dr. Hartmut Porst bei der Einführungspressekonferenz in München. Am häufigsten sei die ED mit einer benignen Prostatahyperplasie und Beschwerden im unteren Harntrakt assoziiert. Auch Krankheiten, bei denen die Endothelfunktion gestört ist, gehen oft mit Potenzproblemen einher, berichtete Dr. Jürgen Zumbé von der Leverkusener Klinik für Urologie. Umgekehrt könnten diese Beschwerden auf die Spur chronischer Krankheiten führen. So wird bei jedem vierten Mann, der wegen einer ED zum Arzt geht, ein bislang unerkannter Diabetes mellitus festgestellt, vier von zehn leiden bereits an einer koronaren Herzerkrankung.
Alle drei zugelassenen PDE-5-Hemmer – Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil – wirken über den gleichen Mechanismus. Gemessen an der halbmaximalen Hemmkonzentration am Zielenzym PDE-5 (IC50) ist Vardenafil der potenteste Stoff, berichtete der Biochemiker und Bayer-Forscher Dr. Erwin Bischoff. Es binde stark und selektiv an die PDE-5, zur Hemmung des Isoenzyms PDE-6 in der Retina sind 15-fach höhere Konzentrationen nötig.
In maximaler Dosierung sind die drei PDE-5-Hemmer gleich effektiv, erklärte Porst. Unterschiede ergäben sich bei den niedrigeren Dosen. Interessant für die Praxis ist deren Halbwertszeit. Nach Angaben des Urologen hält die klinische Wirksamkeit über einen Zeitraum an, der dem Zwei- bis Dreifachen der Halbwertszeit entspricht. Dies gelte für alle Wirkstoffe dieser Gruppe.
Porst stellte eine offene Studie mit 398 Männern vor, die die Ausgangsdosis von 10 mg Vardenafil nach zwei und sechs Wochen selbst ändern konnten. Nach zehn Wochen berichteten 83 Prozent über einen erfolgreichen Geschlechtsverkehr. Bei schweren organischen Störungen brachte die 20-mg-Dosis bessere Erfolge als die Gabe von 5 oder 10 mg. Über Nebenwirkungen wie Kopfschmerz, Gesichtsrötung, verstopfte oder laufende Nase sowie Dyspepsie klagten 2 bis 6 Prozent der Teilnehmer.
Sprechen die Männer nicht auf die perorale Therapie an, kommen Maßnahmen wie die Vakuumpumpe oder die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie in Frage. Manche Patienten profitieren auch von einer regelmäßigen abendlichen Einnahme eines PDE-5-Hemmers über ein Jahr. Porst empfiehlt dafür ein Viertel der Höchstdosis. Die Datenlage sei zwar noch dürftig, aber mitunter könne diese Therapie die ED dauerhaft verbessern.
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