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Rimexolon, Zalepon und Morctocog alpha

28.06.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-VerlagNEU AUF DEM MARKT

Rimexolon, Zalepon und Morctocog alpha

von Ulrich Brunner, Eschborn, und Brigitte Gensthaler, München

Zwei neue Präparate ergänzen seit Anfang Juni den deutschen Arzneimittelmarkt. Mit Rimexolon-haltigen Augentropfen können nichtinfektiöse Entzündungen des vorderen Augenabschnitts behandelt werden. Zaleplon ist bei schweren Schlafstörungen und Schlaflosigkeit indiziert. Bereits im Mai wurde der rekombinante Koagulationsfaktor VIII Morotocog a zur Kontrolle und Prophylaxe von Blutungsepisoden eingeführt.

Rimexolon

Ein weiteres Glucocorticoid-haltiges Ophthalmikum wird seit 1. Juni von Alcon Pharma vertrieben. Die Augentropfen mit dem Handelsnamen Vexol® enthalten eine einprozentige Suspension des Glucocorticoids Rimexolon. Sie sind indiziert zur Behandlung von nicht-infektiösen Entzündungen des vorderen Augenabschnitts, zum Beispiel der Uveitis anterior, sowie bei Entzündungen nach Augenoperationen. Liegt eine virale oder bakterielle Entzündung vor, sollten die Augentropfen jedoch nicht angewendet werden.

Rimexolon ist ein Prednisolon-Derivat, dessen Hydroxylgruppe an Position 17a und 21 durch eine Methylgruppe ersetzt wurde. Aufgrund seiner lipophilen Eigenschaften diffundiert die Suspension gut in die Vorderkammer des Auges. Deshalb können auch intraokulare Entzündungen mit dem Präparat therapiert werden.

Die Substanz steigert im Vergleich zu Prednisolon oder Dexamethason nicht so stark den Intraokulardruck (IOD) - eine sonst typische Nebenwirkung der Glucocorticoide. In kontrollierten Untersuchungen an Steroid-empfindlichen Patienten, die bereits vorher mit einem erhöhten IOD auf Prednisolonacetat- oder Dexamethasonphosphat-haltige Augentropfen reagierten, beobachteten Wissenschaftler nach Gabe von Rimexolon eine längere Zeitspanne bis zum Anstieg des IOD und zudem niedrigere mittlere Endwerte.

Verschiedene Studien belegen die Wirksamkeit von Rimexolon bei Uveitis und postoperativen Entzündungen nach Kataraktextraktionen. In zwei kontrollierten klinischen Untersuchungen reduzierten Rimexolon-haltige Augentropfen die Symptome einer Uveitis genauso effektiv wie ein Präparat mit einer einprozentigen Prednisolonacetat-Suspension.

In den USA ist Rimexolon als Augentropfen unter dem Handelsnamen Vexol® bereits seit 1995 eingeführt.

Zaleplon

Seit 1. Juni ergänzt das Pyrazolopyrimidin Zaleplon die Palette der Schlafmittel. Das Präparat mit dem Handelsnamen Sonata® von Wyeth-Pharma ist angezeigt zur Behandlung von Patienten mit Schlaflosigkeit und Einschlafschwierigkeiten. Das Arzneimittel darf jedoch nur verordnet werden, wenn es sich um schwerwiegende und beeinträchtigende Störungen handelt, die für den Betroffenen eine unzumutbare Belastung bedeuten.

Zaleplon besitzt zwar keine Benzodiazepin-Struktur, greift aber selektiv an den Benzodiazepinrezeptoren vom Subtyp w1 im ZNS an. Damit ist die Substanz mit Zolpidem (Stilnox®, Bikalm®) und Zopiclon (Ximovan®) vergleichbar, denen Zaleplon strukturell auch ähnelt. Forscher konnten in Tierversuchen zeigen, daß Ratten anders auf Zaleplon als auf Benzodiazepine reagieren. Die Wirkung von Zaleplon konnte mit dem Benzodiazepin-Antagonisten Flumazenil jedoch aufgehoben werden.

Nach peroraler Gabe wird Zaleplon schnell und nahezu vollständig resorbiert. Die maximalen Plasmaspiegel werden nach circa einer Stunde erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 30 Prozent. Zaleplon wird zu rund 70 Prozent über den Urin und 30 Prozent über den Faeces ausgeschieden. Der Arzneistoff wird über Cytochrom P450 3A4 metabolisiert. Daher muß mit Wechselwirkungen gerechnet werden, wenn Patienten zusätzlich Präparate wie beispielsweise Cimetidin einnehmen, die das Enzymsystem hemmen.

In einer randomisierten Doppelblindstudie mit 132 Patienten, die dauerhaft an schwerwiegenden Schlafstörungen litten, verbesserten Dosen von 5 und 10 mg Zaleplon während den ersten zwei Tagen die Symptome signifikant gegenüber Placebo. Ebenso stieg die totale Schlafzeit gegenüber Placebo signifikant an. Weiterhin schliefen Probanden, die 10 mg Zaleplon erhielten, nach nächtlichem Aufwachen wieder schneller ein, als Studienteilnehmer aus der Placebogruppe (19 versus 22,5 min).

Ähnliche Ergebnisse zeigt auch eine doppelblinde Vergleichsstudie zwischen Zaleplon und dem Benzodiazepin Triazolam (Halcion®). Hier erhielten 132 Patienten mit Schlafstörungen über 14 Tage 5 beziehungsweise 10 mg Zaleplon, 0,25 mg Triazolam oder Placebo und alle anschließend für drei Tage Placebo. Die Patienten litten laut eigener Einschätzungen unter Verum, also Zaleplon oder Triazolam, signifikant weniger an Schlaflosigkeit. Hier ergab sich zwischen Placebo und der 5-mg-Dosierung Zaleplon jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede.

Valide Daten zum Wirksamkeitsvergleich von Zaleplon mit Zolpidem und Zopiclon liegen bis jetzt noch nicht vor.

In allen Untersuchungen vertrugen die Patienten das Präparat gut. Als häufigste Nebenwirkung berichteten sie von Kopfschmerzen. Ähnlich wie Zolpidem und Zopiclon beeinträchtigt Zaleplon nicht die natürlichen Schlafphasen, insbesondere die REM-Phasen werden nicht verkürzt. Beim Aussetzen der Medikation registrierten die Mediziner keinen signifikanten Rebound-Effekt.

Moroctocog a

Bereits seit Anfang Mai ist ein neuer rekombinanter Koagulationsfaktor VIII im Handel (rFVIII SQ; Moroctocog a; Handelsname Refacto® von Wyeth Pharma). Im Unterschied zu anderen Faktor-VIII-Produkten fehlt dem Molekül die zentrale B-Domäne zwischen Serin (S)-743 und Glutamin (Q)-1638; der Zusatz SQ im generischen Namen weist darauf hin. Die verbleibenden 90- und 80-kD-Ketten (1438 Aminosäuren) sind nicht-kovalent verbunden; die Wirkungsweise ist vergleichbar mit der des endogenen Faktor VIII. Das Glykoprotein wird in Ovarialzellinien des chinesischen Hamsters (CHO) hergestellt.

Das Endprodukt ist frei von humanem Serumalbumin; als Stabilisatoren dienen Polysorbat 80 und L-Histidin. Es ist zugelassen zur Kontrolle und Prophylaxe von Blutungsepisoden sowie für die Routine- und Operationsprophylaxe bei Patienten mit Hämophilie A. Refacto® kann neutralisierende Antikörper induzieren; die Induktionsrate entspricht nach Firmenangaben der anderer Faktor-VIII-Produkte.Top

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