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Augen auf bei Insulin glargin

02.05.2005  00:00 Uhr

Retinopathie

Augen auf bei Insulin glargin

von Elke Wolf, Neu-Isenburg

Diabetes beeinflusst viele Prozesse im Körper nachhaltig ­ und das nicht zum Besten. Ob Analoginsuline, speziell Insulin glargin, eine diabetische Retinopathie vorantreiben könnten, wird immer wieder diskutiert.

Insulin glargin (Lantus®) geriet im Jahr 2002 in Misskredit, weil eine Publikation einen Zusammenhang zwischen dem Langzeitinsulin und einer erhöhten Rate an Augenhintergrundveränderungen herstellte. Der Verdacht, das Insulinanalogon könnte vaskuläre Komplikationen fördern, entstand durch Versuche, die seine Bindungsfähigkeit an dem Insulin like growth factor (IGF)-1-Rezeptor zeigen.

»Wenngleich IGF-1 bei der Progression der diabetischen Retinopathie möglicherweise eine wichtige Rolle spielt, ist der genaue Mechanismus unsicher«, sagte Professor Dr. Peter Kroll, Zentrum für Augenheilkunde, Universität Marburg, auf einer Presseveranstaltung. Tatsache ist: Injiziert man am Tiermodell IGF-1 in den Glaskörper, so schlängeln und krümmen sich die Arteriolen viel stärker; angiographisch sind Mikroblutungen nachweisbar. Und: Bei Patienten mit erhöhtem Serumspiegel an IGF-1 schreitet die diabetische Retinopathie schneller voran. Den Schluss, dass unter Insulin glargin eine diabetische Retinopathie progredient verläuft, könne man aus diesen Ergebnissen nicht ziehen, warnte Kroll. In den Zulassungsstudien gebe es keinen Hinweis auf Unterschiede zwischen der Therapie mit NPH-Insulin und der mit Insulin glargin. Eine Untersuchung zeigt, dass es unter dem Analoginsulin in 2,9 Prozent der Fälle zu retinalen Veränderungen kam, bei Injektion eines NPH-Insulins bei 2,3 Prozent der Probanden.

Um den Sachverhalt vollständig aufzuklären, hatte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA 2002 eine Vergleichsstudie zwischen den beiden Insulinarten anberaumt. Die Ergebnisse werden für 2007 erwartet. Bislang wurden sechs retinale oder Glaskörperblutungen durch Insulin glargin gemeldet. »Die Studie wäre längst vorzeitig abgebrochen worden, wenn Insulin glargin schlechter als NPH-Insulin abgeschnitten hätte«, vermutete Kroll.

Eine normnahe Stoffwechseleinstellung hilft, mikrovaskuläre Komplikationen zu vermeiden. Kroll: »Insgesamt gesehen sind Diabetiker heutzutage besser eingestellt. Das beweisen geringere Komplikationsraten.« In der Tat: Während die Zahl von jährlich 2000 erblindeten Diabetikern seit geraumer Zeit konstant ist, gibt es immer mehr Diabetiker. Kroll geht von acht bis zehn Millionen Diabetikern in Deutschland aus.

Das Diabetes-Dilemma

Nationale und internationale Leitlinien sehen den Zielwert für HbA1c unter 6,5 Prozent und den Nüchternblutzuckerspiegel unter 100 mg/dl. »Diese Werte zu erreichen, bedingt verstärkt Hypoglykämien. Besonders die nächtlichen Unterzuckerungen haben erheblich zugenommen«, informierte Professor Dr. Hans-Ulrich Häring, Universitätsklinik Tübingen. »Es ist fast schon unethisch, diese Werte mit NPH-Insulin erreichen zu wollen.«

Hypoglykämien treten nur dann nicht auf, wenn keine normnahe glykämische Stoffwechsellage angestrebt wird. Neuere Daten, wonach das kardiovaskuläre Risiko offenbar bereits ab einem HbA1c über 5 Prozent anzusteigen beginnt, machten jedoch klar, wie wichtig die Bedeutung der Normoglykämie für das Erreichen einer normalen Lebenserwartung frei von vaskulären Schäden sei, so Häring. Top

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