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Worüber Mann nicht spricht

05.03.2001  00:00 Uhr

PHARMACON MERAN

Worüber Mann nicht spricht

von Tilmann Laun, Eschborn

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) - eine der häufigsten Krankheiten der männlichen Bevölkerung im höheren Alter - geht meist mit einer gravierenden Verschlechterung der Lebensqualität einher. Häufiges oder nächtliches Wasserlassen, Harndrang, schwacher Harnstrahl, Harnstottern und Nachträufeln nach dem Wasserlassen sind die wichtigsten Symptome. Aber im Gegensatz zu früher, als die Entfernung der Prostata die einzige effektive Behandlungsmöglichkeit darstellte, verfügen die Urologen heute über verschiedene operative Verfahren und medikamentöse Therapieformen um wieder Licht ans Ende des Tunnels zu bringen.

Die Prostata ist ein kastaniengroßes Organ, das aus glatter Muskulatur, Bindegewebe und Drüsen besteht. Sie umschließt die Harnröhre unterhalb des Blasensphinkters und produziert ein milchiges Sekret, das bei der Ejakulation dem Samen beigemischt wird, um dessen Beweglichkeit zu erhöhen. Während der Pubertät wächst die Prostata, und ihr Gewicht erhöht sich von 2 auf circa 20 g. Meist jenseits der fünften Lebensdekade kann eine zweite, pathologische Wachstumsphase einsetzen.

In Deutschland leiden schätzungsweise 1,7 Millionen Männer im Alter über 50 Jahren an BPH. Bei 43 Prozent der Männer, die ihren 70. Geburtstag bereits hinter sich gelassen haben, findet man eine vergrößerte Prostata und nahezu alle Männer über 80 sind von einer pathologischen Prostataveränderung betroffen.

Trotz der großen klinischen Bedeutung der BPH ist die Pathogenese bis heute nur unzureichend geklärt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass zunächst die stromalen Anteile der Prostata proliferieren, was dann in einem zweiten Schritt zu einer Proliferation der epithelialen Komponenten führt. In einer Reihe von Hypothesen wird den Steroiden und zunehmend den Wachstumsfaktoren eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der BPH eingeräumt. Neuere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass oxidativer Stress zumindest an der Entstehung eines Prostatakarzinoms beteiligt zu sein scheint.

Es ist vor allem zunächst die Lebensqualität, die bei den Betroffenen spürbar abnimmt. Die hierfür verantwortlichen Symptome fasst man auch unter dem Begriff "Low Urinary Tract Syndroms" (LUTS) zusammen. Sie lassen sich noch mal unterteilen in Speichersymptome, wie häufiges oder nächtliches Wasserlassen (Nykturie) und Harndrang, sowie Entleerungssymptome, zu denen Schwierigkeiten beim Wasserlassen, schwacher Harnstrahl, Harnstottern sowie Nachträufeln nach dem Wasserlassen, das als eine milde Form der Inkontinenz verstanden werden kann, gehören.

Da sich die BPH auf Grund ihrer Symptome nicht von schwerwiegenden Krankheiten wie etwa dem Prostatakarzinom unterscheiden lässt, ist eine sorgfältige Untersuchung und Diagnosestellung des Urologen erforderlich. Bezogen auf das Prostatakarzinom kann ein erstes Screening des potenziellen Patientenkollektivs (Männer über 45 Jahren) einfach und kostengünstig mit einem PSA-Schnelltest auch in der Apotheke erfolgen. Hierbei werden pathologisch erhöhte Werte des prostataspezifischen Antigens (PSA) aus Kapillar- oder Vollblut mit einem Teststreifen nachgewiesen. Sind maligne Erkrankungen oder ein weit fortgeschrittener Krankheitsverlauf ausgeschlossen, lassen sich die Symptome mit einer medikamentösen Therapie erfolgreich beseitigen. Bei schweren Fällen mit Harnverhalt, Blut im Urin, Niereninsuffizienz oder Blasensteinen ist eine transurethrale Prostataresektion nötig. Diesem Eingriff unterziehen sich jährlich etwa 33.000 Männer in Deutschland.

Die therapeutische Palette zur Behandlung einer BPH reicht von pflanzlichen Präparaten wie Brennnesselwurzel, Sägepalmenfrüchte, afrikanische Prunus-Rinde oder Kürbissamen, über a1-Adrenozeptor-Antagonisten bis zu den 5a-Reduktasehemmern, zu denen auch Finasterid gehört. Der Wirkmechanismus der Phytopharmaka ist im Gegensatz zu den Adrenozeptor-Antagonisten und 5a-Reduktasehemmern noch nicht eindeutig geklärt. Unter Finasterid schrumpft die Prostata um bis zu 20 Prozent.

Goldstandard in der Behandlung der mittleren oder schweren BPH ist ohne Frage die transurethrale Resektion. Für Patienten mit wenigen oder leichten Symptomen wiegen jedoch die möglichen Nachteile eines chirurgischen Eingriffs schwerer als die Nebenwirkungen einer Pharmakotherapie.

Nicht nur die therapeutischen Ansätze in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung und die verhältnismäßig große Zahl der Betroffenen geben reichlich Anlass zur Beratung. Neben Neuerungen in der Pharmakotherapie bedeutet auch die Betreuung der inkontinenten Patienten eine Herausforderung für die Apotheke. Gerade dieses sensible Thema bedarf einer diskreten und kompetenten Beratung und kann unmöglich zwischen Getränkeregal und Käsetheke auf dem Weg zur Leergutannahme abgehandelt werden.

Der Pharmacon vom 20. bis 25. Mai 2001 in Meran informiert neben diesen Themen auf gewohnt hohem Niveau auch über weitere Innovationen aus der Urologie. Des Mannes größte Sorge im fortgeschrittenen Alter ist aber genauso Thema wie neue Wege in der MS-Therapie. Neue Arzneistoffe und neues zu bekannten Arzneistoffen liefern wie immer "Die Informationen zur sofortigen Verwendung in der Offizin". Auch in diesem Jahr werden Seminare angeboten, die sich am Schwerpunktthema des Kongress orientieren. Eine Veranstaltung zur Betreuung von Inkontinenzpatienten ergänzt beispielsweise das Vortragsprogramm zu diesem Komplex. Nutzen Sie daher Ihre Chance zu einem Update in Sachen urologische Erkrankungen und deren Therapie.

Ein Anmeldeformular finden Sie im perforierten Teil der Druck-Ausgabe. Weitere Informationen zum Kongress erhalten Sie zudem bei der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker mbH, Postfach 5722, 65732 Eschborn, Telefon 06196/928-415, Telefax 06196/928-404 oder per E-Mail unter h.tarara@wuv.aponet.de sowie im Internet unter www.pharmacon-meran.de

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