Guter Rat für Krebspatientinnen |
24.02.2003 00:00 Uhr |
Viele Patienten nehmen den Apotheker als Informationsquelle kaum wahr und sie wünschen sich mehr aktive Angebote seitens der Arzneimittelfachleute. Der Apotheker könne Arzneimittel-bezogene Probleme erkennen und lösen, Compliance und Selbstmanagement fördern und Informationen, die die Patientin in der Klinik oder vom Arzt erhalten hat, wiederholen und vertiefen. Entscheidend sei es, dass die Patientin versteht, welchen Nutzen die Therapie für sie persönlich bringt.
Um Begleitsymptome der Tumorerkrankung oder Nebenwirkungen der Therapie zu entdecken, müsse der Apotheker mitunter »Spürsinn beweisen«, zeigte Liekweg am Beispiel der Mucositis. Oft meinen Patienten, dass diese Beschwerden »zum Krebs dazu gehören« und ertragen werden müssten. Erst bei gezielter Nachfrage berichten sie über Mundtrockenheit und Entzündungen, die das Sprechen, Essen und Schlucken erschweren. Schon einfache Maßnahmen könnten helfen, die Symptome zu lindern: viel trinken, den Mund mit Salbeitee spülen, keine alkoholischen Mundwässer benutzen, Mundtherapeutika nach dem Essen und eine weiche Zahnbürste anwenden. Ähnlich ist es beim Fatigue-Syndrom, das neben der Übelkeit die häufigste Nebenwirkung einer Krebstherapie ist und die Lebensqualität erheblich einschränkt. Auch viele aufgeschlossene, informierte Patientinnen glauben, dass die quälende Erschöpfung und Müdigkeit ein Zeichen persönlicher Schwäche und unabänderlich sei.
Ist eine schwere Anämie die Ursache der Erschöpfungszustände, kann Erythropoietin die Blutbildung anregen. Der hohe Preis des Medikaments verhindere jedoch eine breite Anwendung, schränkte Liekweg ein. Der Apotheker könne die Frau beraten, wie sie ihren Tagesablauf besser gestalten kann, welchen Nutzen Ablenkungs- und Entspannungsverfahren bieten oder wie sie mit vitaminreicher Kost und Bewegung mehr Wohlbefinden erreichen kann.
Ein weiteres wichtiges Feld ist die Antiemese. Etliche Patienten wissen nicht, warum sie vorbeugend Medikamente einnehmen sollen und schlucken die Präparate erst bei beginnender Übelkeit. Hier muss der Apotheker aufklären. Oft ist es hilfreich, sehr süße, fettige oder salzige Speisen zu meiden und kalte und lauwarme Nahrung zu bevorzugen. Vielen Krebspatienten wird bei intensiven Gerüchen schlecht, dabei sollte man auch an stark riechende Blumen denken, empfahl die Referentin.
Anhand von vier Fallbeispielen konnten die Teilnehmer das Gehörte vertiefen und selbst Beratungspläne für Krebspatientinnen entwickeln. Liekweg stellte etliche Internetseiten vor, die nützliche Informationen für Fachkreise und Patienten enthalten.
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