Gesunde Knochen |
11.11.2002 00:00 Uhr |
von Berit Eyrich, Berlin
Vorsorge und Früherkennung des Knochenschwundes müssen verbessert werden – so fordern es die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie (BVO). Mit geeigneten Präventionsmaßnahmen und den Früherkennungsprogrammen lässt sich die Erkrankung verhindern beziehungsweise ein Fortschreiten des Krankheitsprozesses hinausschieben. Der Vorsorgetipp lautet deshalb: regelmäßige Bewegung sowie täglich Milch und Milchprodukte.
Die Knochen gehören neben den Zähnen zu den festesten Bestandteilen des Körpers. Sieht man sich ihren Aufbau an, so erscheinen die Bausteine einfach: 70 Prozent anorganische Mineralstoffe, davon 95 Prozent als Calciumphosphat in Form von Hydroxylapatit – der Knochen ist also stark verkalkt. Die restlichen 30 Prozent Knochenmasse sind organischen Ursprungs.. Den Hauptanteil bilden hier Kollagene vom Typ I. Nur einen geringer Teil machen spezifische Zellen aus. Doch die Osteoblasten, Osteoklasten und Osteozyten sind entscheidend am Auf- und Abbau des Knochens beteiligt.
Die Osteoblasten sind die so genannten Knochenbildner und für den Aufbau der Knochenmatrix verantwortlich. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den Osteoklasten um Knochen resorbierende Riesenzellen, die mit ihren reich vorhandenen lysosomalen Enzymen den Knochen „anknabbern“. Der Osteozyt ist die häufigste Knochenzellpopulation. Ihm wird die Funktion eines Signalgebers zugesprochen. Mit Hilfe eines riesigen Netzwerkes aus Osteozyten können über die Fortsätze an der Oberfläche Informationen bezüglich des Knochenstoffwechsels aufgenommen und Signale zum Auf- oder Abbau weitergegeben werden.
Enorme Syntheseleistung
Jeder Knochen besitzt diese lebenslange Fähigkeit zum ständigen Umbau. Jährlich werden etwa 4 bis 10 Prozent des Knochenvolumens erneuert – eine enorme Syntheseleistung der Osteoblasten. Doch mit zunehmendem Alter produzieren die Osteoblasten etwas weniger Knochenmasse als erforderlich. Bereits vor der Menopause wird bei Frauen eine negative Bilanz erreicht, die postmenopausal auf Grund der fehlenden positiven Estrogenwirkung noch verstärkt wird. Die Folgen – die Knochen werden dünner und brüchiger, die Porosität steigt und damit auch die Gefahr von Frakturen. 25 bis 30 Prozent der Frauen sind betroffen, aber auch Männer erkranken in Abhängigkeit vom steigenden Lebensalter. Klinisch relevant werden nun Rundrücken – der so genannte Witwenbuckel, abnehmende Körpergröße, Rückenschmerzen, erhöhte Frakturneigung und Myogelosen im Bereich der Rückenmuskulatur.
Doch der Entmineralisierung der Knochen kann man mit geeigneten Maßnahmen entgegentreten. Es gelten auch hier die allgemeinen Regeln einer gesunden Lebensweise: ausgewogene Ernährung, bei Bedarf mit einer Nahrungsergänzung aus Calcium und Vitamin D, Bewegung und Koordinationstraining am besten an der frischen Luft (Radfahren, Schwimmen, Walking, Wandern), Zeit für Entspannung, Einschränkung des Konsums von Genussmitteln, insbesondere von Alkohol, und Verzicht auf das Rauchen.
Der Mensch verbringt einen großen Teil seiner Arbeits- und Freizeit sitzend, was zu Fehlbelastungen des Skelettsystems führt. Häufig wird die Bedeutung von körperlicher Aktivität bei der Gesunderhaltung der Knochen unterschätzt. Doch entscheidend für den Knochenaufbau und -abbau ist deren Belastung. Wird der Knochen einem ungewohnten Druck oder besonderer Belastung ausgesetzt, so passt er sich diesen Veränderungen durch An- oder Abbau oder Verlagerung des statischen Zentrums an. Ein besonderer Stimulus für den Aufbau ist die Muskeltätigkeit, die bei körperlicher Aktivität für die Erzeugung des Druckes auf den Knochen verantwortlich ist und somit letztendlich zu einer erhöhten Knochendichte führt. Bereits eine vierwöchige Immobilisation führt zu deutlich messbaren Knochenmasseverlusten, was häufig bei älteren Menschen nicht wieder auszugleichen ist.
Ausreichende Calciumzufuhr ist für einen gesunden Knochen unverzichtbar. Für eine optimale Versorgung mit Calcium kommt es aber auch auf den Phosphatgehalt der Nahrung an, der sich negativ auf die Calciumresorption aus dem Darm auswirkt. Als phospatreich sind insbesondere zu nennen: fetter Käse, Fleisch, Wurst, Schokolade und Cola. Als „knochengesund“ ist eine milchproduktreiche Ernährung anzusehen, wobei Quark kein optimaler Calciumlieferant ist, da ein Großteil des Calciums bei der Quarkproduktion als Molke abfließt. Bei unzureichender Ernährung sind 500 mg Calcium als tägliche Nahrungsergänzung, am besten in Form einer Brausetablette, die – wenn möglich – über mehrere Stunden in kleinen Schlucken eingenommen wird, optimal. Während der Schwangerschaft, der Stillzeit sowie während und nach den Wechseljahren besteht ein erhöhter Bedarf an Calcium. Die empfohlene Calciumdosis liegt hier bei mindestens 1000 mg pro Tag.
Prophylaxe
Zur Prophylaxe der Osteoporose bietet sich eine zusätzliche Versorgung mit Vitamin D an. Besonders im Winter kann der Organismus nur ungenügend Vitamin D in der Haut bilden. Empfehlenswert ist hierbei eine Gabe von 500 bis 1000 Internationalen Einheiten gleichzeitig mit Calcium, da Vitamin D dessen Resorption aus dem Darm erhöht. Vitamin D führt weiterhin zu einer erhöhten Rückresorption von Calciumionen in den Nierentubuli. Trotz einer steigernden Wirkung der Osteoklastenfunktion und somit des Knochenabbaus, bewirkt Vitamin D durch die Erhöhung des Blutcalciumspiegels die Bildung funktionstüchtiger Knochen. Insgesamt wird durch Vitamin D mehr Knochen auf- als abgebaut.
Der Konsum von Alkohol sollte eingeschränkt bzw. ganz eingestellt werden, da Alkohol die Aufnahme von Calcium und Vitamin D in den Körper und dessen nachfolgende Aktivierung hemmt. Die Funktion der Osteoblasten wird ebenfalls beeinträchtigt. Ebenso vermindert Rauchen die Resorption von Calcium und beschleunigt den Knochenabbau. Im Durchschnitt erreichen Raucherinnen früher die Menopause und unterliegen so hormonbedingt ebenfalls einem schnelleren Abbau der Knochen.
Großer Beratungsbedarf
Die Präventionsmaßnahmen gegen Osteoporose geben reichlich Anlass zur Beratung in der Apotheke. Dazu kommt eine verhältnismäßig große Anzahl von Frauen, die sich nun, bedingt durch die neue Bewertung der Hormonersatztherapie, Alternativen für eine aktive Gesunderhaltung ihrer Knochen erhoffen. Patientinnen erwarten von ihrem Apotheker eine kompetente Beratung. Die Empfehlungen gelten natürlich ebenfalls zur Unterstützung der Arzneimitteltherapie bei Knochenschwund. Der Pharmacon vom 12. bis 18. Januar in Davos informiert Sie neben diesem Thema auf gewohnt hohem Niveau über weitere Innovationen auf dem Gebiet der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats. Schwerpunkt bilden dabei die Therapiemöglichkeiten bei rheumatischen Beschwerden, Gelenkerkrankungen und Rückenschmerzen. Informieren Sie sich auch über Sportverletzungen und deren Behandlung sowie über den Einsatz von Endoprothesen. Erneuern und vervollständigen Sie Ihr Praxiswissen in den vielfältigen Seminarangeboten. Insgesamt erhalten Sie als Teilnehmer des Kongresses 40 Punkte im Rahmen des freiwilligen Fortbildungszertifikats – die Teilnahme am Kongress wird von den Landesapothekerkammern anerkannt.
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