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Rezepturklassiker NRF

Neuauflage ist da

27.09.2004  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Rezepturklassiker NRF: Neuauflage ist da

von Rosemarie Eifler-Bollen und Antje Lein, Eschborn

239 Rezepturen und 24 Stammzubereitungen, zahlreiche Tabellen, Listen und Leitlinien für die Praxis umfasst das NRF 2004. Im Vordergrund für dieses Jahr stehen die Überarbeitungen der Harnstoff-Monographien, der Augentropfen-Vorschriften sowie des zugehörigen allgemeinen Kapitels I.8. und der Stammzubereitungen. Aber auch drei neue dermatologische Rezepturen mit Tiabendazol, Polyhexanid und Harnstoff sind dabei.

Dem vielfachen Wunsch aus der Praxis entsprechend hat das NRF das Inhaltsverzeichnis um ein alphabetisches Monographienverzeichnis ergänzt. Es soll die Suche nach der Fundstelle der Rezepturformel erleichtern. Besondere Beachtung findet seit Jahresanfang 2004 die Verschreibungspflicht von Rezepturen. Ärzte und Patienten wenden sich mit Fragen um die Verordnungsfähigkeit und damit der Erstattungsfähigkeit von Rezepturarzneimitteln für die gesetzlich Versicherten an die Apotheke. Die Liste „Verschreibungspflicht bei NRF-Rezepturen“ im Kapitel I.3. ist insofern ein wichtiger Beitrag der Apotheke, um die Ärzte entsprechend informieren zu können. Als Standardwerk der standardisierten Rezepturen spielt die Qualitätssicherung im NRF eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grund wurden zwei Leitlinien zur Qualitätssicherung der Bundesapothekerkammer – „Herstellung und Prüfung der nicht sterilen Rezeptur- und Defekturarzneimittel“ und „Herstellung der Zubereitungen zur Anwendung am Auge“ – in die entsprechenden Kapitel integriert. Auch die aktuelle Fassung der AMK-Information über bedenkliche Rezepturen ist in Kapitel I.5. berücksichtigt worden.

Aktuelle Wundversorgung

Polyhexanid gilt als das Mittel der ersten Wahl in der Wundantiseptik. Die Substanz wurde erstmals 1959 erwähnt und wird seither als Oberflächenantiseptikum eingesetzt. Im Vergleich zu anderen Lokalantiseptika besitzt es keinen Eiweißfehler und wird hinsichtlich der therapeutischen Breite und der Gewebeverträglichkeit als sehr günstig eingeschätzt. Der Stoff gehört zur Gruppe der Biguanide und ist chemisch eng verwandt mit Chlorhexidin. Wie bei diesem muss sehr auf Inkompatibilitäten und Rezepturbehandlungen geachtet werden. Das antimikrobielle Spektrum umfasst insbesondere auch Methicillin-resistente Staphylokokken. Die Literatur belegt die gute Wirksamkeit von Polyhexanid und beschreibt zahlreiche Anwendungsbereiche, wie zum Beispiel Ulkus cruris, diabetischer Fuß und Verbrennungen. Da Zubereitungen zum Spülen von Wunden steril sein müssen, informiert die NRF-Vorschrift 11.128. unter anderem über Herstellung und Sterilisation. Bedarf für weitere Polyhexanid-Rezepturen für Auge und Mundhöhle ist abzusehen.

Harnstoff hat als Monotherapeutikum bereits seit vielen Jahren seinen Platz in der Behandlung unterschiedlicher chronischer Hauterkrankungen. Anerkannte Indikationsgebiete sind neben chronischen Ekzemen und Atopischer Dermatitis auch die trockene Altershaut, Exsikkationsdermatosen und bestimmte Ichthyosis-Formen. Harnstoff zeichnet sich in der Behandlung der trockenen Haut vor allem durch eine hohe Wasserbindungskapazität aus. Die Auswahl eines geeigneten Basisdermatikums für den Arzneistoff richtet sich nach dem Hautzustand des Patienten, dem gewünschten therapeutischen Effekt und der Akzeptanz der Grundlage. Es sind deshalb Rezepturen mit unterschiedlicher Charakteristik im NRF standardisiert und in diesem Jahr überarbeitet worden. Da Harnstoff vor allem in der Neurodermitisbehandlung eingesetzt wird, bei der man eine regenerierende, lang anhaltende Wirkung erwartet und die man mit Wasser-in-Öl-Cremes erzielen kann, wurde eine weitere lipophile Harnstoff-Creme unter NRF 11.129. aufgenommen. Sie bietet eine gute Alternative zu wasserhaltigen Harnstoff-Wollwachsalkoholsalben, da sie physikalisch stabiler und frei von Wollwachs-Produkten ist.

Tiabendazol bei Larva migrans

Tiabendazol ist ein Breitband-Anthelminthikum und wirksam gegen Nematoden (Fadenwürmer). Es wird auch lokal zur Behandlung der Larva migrans cutanea eingesetzt. Die Parasitose kommt in tropischen und subtropischen Regionen vor, wobei vor allem verunreinigte Strände eine gefährliche Infektionsquelle darstellen. Die Larven bohren sich aktiv in die Haut und wandern durch die oberflächlichen Hautschichten, gelangen jedoch glücklicherweise nicht in den Blutkreislauf. Die Patienten klagen über quälenden Juckreiz. Auf Grund des zunehmenden Ferntourismus hat die Behandlung mit Tiabendazol auch bei uns an Bedeutung gewonnen. Die Standardisierung der topischen Zubereitung (siehe NRF 11.130.) erweitert somit das Therapiespektrum zur systemischen Behandlung der Larva migrans.

Konserviertes Wasser

Wer Aqua conservans oder Aqua conservata noch viel in der Rezeptur verwendet, kann aufatmen. Die als Stammzubereitung S.6. im NRF monographierte PHB-Ester-Lösung kann deutlich länger als drei Monate verwendet werden, wie in den alten Monographien des AB-DDR und des DAC 1979 fixiert. Die überarbeitete NRF-Vorschrift weist auf noch eine Besonderheit hin, die in Apotheken nicht allgemein bekannt ist: Konserviertes Wasser und Arzneimittel auf Basis von Konserviertem Wasser nie im Kühlschrank aufbewahren. Das schlecht wasserlösliche Propyl-4-hydroxybenzoat fällt sonst praktisch irreversibel aus.

 

Anschrift der Verfasserinnen:
Pharmazeutisches Laboratorium des NRF
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn
nrf@govi.de
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