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Neues von altes Bekannten

18.09.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Neues von altes Bekannten

von Daniel Rücker, Westerland

Bis vor wenigen Jahren galt die chronische Herzinsuffizienz als Kontraindikation für die Einnahme von Betablockern. Jetzt müssen Kardiologen umdenken, denn aktuelle Studien zeigen, dass zumindest einige Vertreter dieser Substanzgruppe Menschen mit Herzinsuffizienz sehr gut helfen. Dr. Andreas Busch, Aventis Pharma, erwartet sogar einen baldigen Boom der scheinbar altbekannten Betablocker bei dieser Indikation.

Ursprünglich wurden Betablocker zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten (KHK) und des Bluthochdrucks eingesetzt. Da sie über eine Blockade der ß1-Rezeptoren im Herz die Kontraktionskraft des Myokards reduzieren, wurden sie Menschen mit Herzinsuffizienz nicht verordnet. Die ohnehin schwache Pumpleistung des Herzens, so glaubten Mediziner, werde durch die Medikamente weiter reduziert.

Wie Busch berichtete, begann das Umdenken, nachdem in mehreren Studien mit herzinsuffizienten Patienten Betablocker zumindest ebenso gut abschnitten wie ACE-Hemmer oder Calciumantagonisten. Dies gilt sogar für Patienten mit NYHA IV, dem schwersten Stadium der Krankheit. In der Copernicus-Studie senkte Carvedilol die Mortalität von Patienten mit NYHA IV um 35 Prozent, berichtete Busch. Andere Studien belegen die Wirksamkeit von Metoprolol und Bisoprolol in früheren Stadien der Erkrankung. Die positive Wirkung bei Herzinsuffizienz schreibt Busch vor allem der Blockade von ß1-Rezeptoren zu.

Trotz der eindeutigen Ergebnisse verordnen Ärzte ihren herzinsuffizienten Patienten Betablocker weiterhin sehr zurückhaltend. "80 bis 85 Prozent der Patienten sollten einen Betablocker bekommen. Aber nur 5 Prozent erhalten einen", kritisierte Busch. Zu den meisten niedergelassenen Medizinern sei der Paradigmenwechsel noch nicht vorgedrungen. Erschwerend komme hinzu, dass Betablocker in den ersten beiden Monaten der Therapie die Symptomatik tatsächlich verschlechtern. Erst danach überwiegen die positiven Effekte.

Ebenfalls umdenken müssen die Mediziner bei der Behandlung von hypertonen Diabetikern. Auch bei ihnen galten Betablocker als kontraindiziert. Hier war es die UK Prospective Diabetes Study Group, die den Nutzen einer konsequenten Blutdrucksenkung bei Diabetikern belegte. Je niedriger der Blutdruck ist, desto länger dauert es, bis diabetische Symptome auftreten. Der Betablocker Atenolol habe dabei in keinem Punkt schlechter abgeschnitten als der ACE-Hemmer Captopril, sagte Busch. Er warnte aber davor, dieses Ergebnis auf andere Betablocker zu übertragen.

Erstaunlich ist dieses Ergebnis, da Betablocker bei Nicht-Diabetikern, das Risiko für diese Erkrankung erhöhen. In Studien mit nicht-diabetischen Hypertonikern schnitten Betablocker schlechter ab als ACE-Hemmer oder Calciumantagonisten, sagte Busch.

Für die Zukunft erhofft sich Busch neue Therapieoptionen durch die Molekular- und Zellbiologie. Erste gentherapeutischen Experimente mit Genen, die für die ß-Adrenorezeptorkinase oder eine bestimmte Caspase in der dem ß-Rezeptor nachgeschalteten intrazellulären Signalkette codieren, seien vielversprechend.

Greifbarere therapeutische Fortschritte erwartet der Referent von transgenen Mäusen, die ß1-Rezeptoren überexprimieren. Diese Tiere entwickeln alle Symptome einer Herzinsuffizienz und seien deshalb ein sehr gut geeignetes Tiermodell für die Entwicklung neuer Substanzen. Top

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