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Nur hochwertige Vitaminpräparate haben in der Apotheke Zukunft

20.09.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-VerlagPHARMACON WESTERLAND

Nur hochwertige Vitaminpräparate haben in der Apotheke Zukunft

PZ-Artikel

Empfehlungen zur Vitaminzufuhr der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der National Academy of Sciences, Hochdosierungen sowie spezielle Zubereitungen von Vitaminen erläuterte Professor Dr. Peter Ch. Schmidt, Tübingen. Bis zur dreifachen Dosisempfehlung der DGE zählen Vitaminpräparate zu den Nahrungsergänzungs- und Lebensmitteln, so der Referent. Vitaminprodukte mit einer Tagesdosisempfehlung, die mehr als das dreifache der von der DGE empfohlenen Zufuhr entspricht, seien Arzneimitteln zuzuordnen.

Die Empfehlungen der DGE berücksichtigen nicht das Risiko einer erhöhten Vitaminzufuhr. Unter anderem diese Tatsache habe dazu geführt, dass in den USA unter dem Titel "Dietary Reference Intakes" (DRI) ein neues Konzept für die Zufuhrempfehlungen von Vitaminen erarbeitet wird. Danach ist die höchste tägliche Aufnahmemenge eines Vitamins, bei der nicht mit negativen Einflüssen auf die Bevölkerung zu rechnen ist, als "Tolerable Upper Intake Level" (UL) definiert.

Als höchste Aufnahmemenge eines Vitamins, bei der keine Nebenwirkungen beobachtet worden sind, ist der "No Observed Adverse Effect Level" (NOAEL) festgeschrieben (zum Beispiel bei Vitamin A 10 000 I. E., bei Betacaroten 25 mg, bei Vitamin D 800 I. E., Vitamin E 1200 I. E. und Vitamin C > 1000 mg). Der "Lowest Observed Adverse Effect" (LOAL) erfasst die niedrigste Aufnahmemenge eines Vitamins, bei der Nebenwirkungen aufgetreten sind. Dieser Wert ist jedoch für zahlreiche Vitamine noch nicht definiert. Es lasse sich lediglich festhalten, dass die meisten wasserlöslichen Vitamine wie zum Beispiel Vitamin C auch in hoher Dosierung eine ausgezeichnete Verträglichkeit aufweisen.

Vitamine in der Arzneitherapie

Anhand einiger Beispiele zeigte der Referent die Möglichkeiten von hochdosierten Vitaminen in der Arzneitherapie auf. So hat eine Doppelblindstudie an 55 Patienten im Jahr 1998 eine signifikante Wirksamkeit von 400 mg Riboflavin täglich bei Migräne belegt. In Dosierungen von 100 mg pro 25 g Glucose bei der Infusion wird Vitamin B1 zur Alkoholentwöhnung empfohlen. Ein Medikamenten-induzierter Vitamin-B-6-Mangel durch Isoniacid, Hydralazin, Penicillamin, Cycloserin, Ethionamid oder auch Theophyllin wird durch Dosierungen von 25 bis 200 mg pro Tag therapiert. Die Folsäure hat sich in der Prävention von Neuralrohrdefekten bei Neugeborenen in Dosierungen von 0,4 mg bis 1 mg pro Tag etabliert.

Anhand weiterer Beispiele erläuterte Schmidt Formulierungsprobleme von Vitaminpräparaten in der parenteralen Ernährung sowie von Mischmizellen mit Vitamin K1 und auch vitaminhaltigen Extrudaten. Schmidt betonte, dass nur spezielle Vitamin-Zubereitungen in entsprechender Qualität in der Apotheke eine Zukunft haben werden. "Alles andere werden wir an den Lebensmittelhandel verlieren."Top

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