Pharmazeutische Zeitung online

Preis für altbewährtes Probiotikum

09.06.2003  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Saccharomyces boulardii

Preis für altbewährtes Probiotikum

von Christiane Berg, Hamburg

Als Praxis-Medikament, das die Therapie im Hinblick auf Wirksamkeit, Arzneimittelsicherheit und positive Langzeitwirkung in herausragender Weise optimiert, ist Perenterol® mit dem H. G.-Creutzfeldt-Praxis-Preis 2003 ausgezeichnet worden.

In der Begründung der Jury hieß es, dass mit dem Antidiarrhoikum ein effektives aber gleichzeitig weitgehend nebenwirkungsfreies Arzneimittel zur Prävention und Therapie bei akuten Diarrhöen, bei Reisediarrhöen und auch bei Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankungen (AAD) gewürdigt wird.

Der hohe Stellenwert der tropischen Wildhefe Saccharomyces boulardii liegt zum einen in der Tatsache begründet, dass diese auf mehrfache Weise direkt in die Pathomechanismen der Diarrhö eingreift, sagte Privatdozent Dr. med. Thomas Weinke, Gastroenterologe und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesapothekerkammer, bei der Preisverleihung. Zum anderen sei die Bedeutung der medizinischen Hefe auf die gute Verträglichkeit und breite Einsatzmöglichkeit in der Vorbeugung und Therapie auch bei Kindern und alten Menschen zurückzuführen.

Uraltes Biotherapeutikum

Das 1923 erstmals von dem französischen Mykologen Henri Boulard in Indochina aus den Schalen tropischer Früchte (Litschi) isolierte und von der einheimischen Bevölkerung seit langem durch „Lutschen“ dieser Schalen verfügbar gemachte Antidiarrhoikum hemmt das Wachstum verschiedener Bakterien (Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Salmonella typhi, Clostridium difficile) und Hefearten (Candida albicans, Candida pulcherima, Candida krusei). Durch Bindung an pathogene Erreger trägt das heute biotechnologisch fermentativ hergestellte Therapeutikum aktiv zur Elimination krankmachender Keime bei.

Bakterien entfalten ihre Darm-Pathogenität oftmals durch Toxine. Saccharomyces boulardii ist in der Lage, diese Toxinwirkungen zu reduzieren. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass die medizinische Hefe zudem über antisekretorische Effekte verfügt, indem es Einfluss auf den transepithelialen Chloridtransport am Jejunum und Colon descendens und damit auf den intestinalen Elektrolyttransport nimmt.

Tragende Therapiesäule

Weinke betonte, dass es in Deutschland jährlich zu 41 Millionen akuten Durchfallerkrankungen kommt. Bei Fernreisen sei die Reisediarrhö die häufigste Erkrankung mit zum Teil erheblichen Belastungen für den Urlauber. Von 20 Millionen Tropenreisenden aus Industrienationen weltweit entwickelt pro Jahr circa ein Drittel die Symptomatik einer Reisediarrhö. Der Gastroenterologe verwies auf 16.000 Fälle pro Tag, die für die Mitnahme von Saccharomyces boulardii in der Reiseapotheke sprechen.

Zu den etablierten Therapiesäulen der akuten Diarrhö zählen neben Saccharomyces boulardii die orale Rehydratation als unumgängliche Basismaßnahme sowie die Gabe von Loperamid. Der Stellenwert von Antibiotika in der Therapie der akuten Diarrhö werde oft überschätzt, da gerade bei den häufigsten Durchfallerregern (Noroviren, Rotaviren) entweder ein Wirkansatz nicht vorhanden ist beziehungsweise die Keimausscheidung wie bei Enteritis-Salmonellen gar verlängert wird. Die Antibiotika-Therapie ist zumeist nur bei schweren Verläufen (Campylobacter-Yersinien-Infektion) gerechtfertigt, sagte der Referent.

Mit seiner Peristaltik hemmenden Wirkung verfüge Loperamid lediglich über einen nichtkausalen Therapieansatz. Auch sei es bei Kindern unter zwei Jahren sowie bei invasiven Erregern (zum Beispiel Shigellen, Salmonellen, Campylobacter) kontraindiziert, da es zu einer längeren Verweildauer der Keime im Intestinaltrakt führen kann. Besonders bei Kindern, älteren Menschen sowie Multimorbiden komme Saccharomyces boulardii ein besonderer Stellenwert zu, da sich Antibiotika in der Vorbeugung verbieten.

Stärkung der Compliance

Gerade durch die Gabe von Beta-Lactam-Antibiotika, Clindamycin und neueren Chinolonen müsse in Deutschland bei 15 bis 20 Prozent aller mit Antibiotika behandelten Patienten mit Durchfall gerechnet werden. Randomisierte Studien hätten gezeigt, dass durch den Einsatz von Saccaromyces boulardii die Häufigkeit der Antibiotika-assoziierten Diarrhö um mehr als die Hälfte gesenkt werden kann. Weinke verwies auf den Aspekt der Compliance bei Antibiotika-Gabe, der nicht unterschätzt werden darf. Bei der Verordnung eines Antibiotikums sollte der Patient auf die Diarrhö als mögliche Begleiterscheinung aufmerksam gemacht werden. Durch vorbeugende Gabe von Saccharomyces boulardii lasse sich der Erfolg der antibiotischen Therapie in vielen Fällen absichern. Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa