Resonanzkörper Publikum |
04.06.2001 00:00 Uhr |
PHARMACON MERAN
von Hartmut Morck, Meran
Der Blick auf das diesjährige Programm des traditionellen Konzertes während der Pharmacon-Woche in Meran, das von der Deutschen Krankenversicherung AG unterstützt wurde, hat sicher einige davon abgehalten hinzugehen. Standen doch ausschließlich zeitgenössische Stücke auf der Agenda. Außerdem war vielen nicht klar, was sie von einem Percussion Ensemble zu erwarten hatten.
Wie in den Jahren seit 1996 hatte die Bundesapothekerkammer auch in diesem Jahre Preisträger des Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert" zu ihrem Konzert nach Meran eingeladen und zusätzlich mit einem Förderpreis in Höhe von 1000 DM ausgezeichnet. Die Preisträgen dieses Jahres waren das Pianisten Richard und Valentin Hamburger aus Neckarmühlbach in Baden sowie das Viersener Percussion Ensemble, das 2000 den Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" mit Höchstpunktzahl gewann. Die jungen Künstler bedankten sich mit dem Konzert für die Auszeichnung der Bundesapothekerkammer.
Im ersten Teil bewiesen Richard und Valentin Hamburger mit ihrer Interpretation des "Concerto per due pianoforti soli" von Igor Strawinsky, das in den Jahren 1931 bis 1935 in Paris entstand, dass sie mit Recht den Preis verdient haben. Präzision, Einfühlungsvermögen, technisches Können sowie eine erstaunliche Disziplin und Abgestimmtheit zeichnete das Duo aus. Auch wenn die Musik für manchen Zuhörer gewöhnungsbedürftig war, der Applaus zeigte, dass das Können der 21-jährigen Zwillinge höchste Anerkennung fand.
Mit dem zweiten Stück, der weniger bekannten expressiven "Rhapsodie Espagnole", die Maurice Ravel zwischen 1907 und 1909 komponierte, wurden die vom Strawinsky etwas strapazierten Ohren wieder verwöhnt. Sehr emotional verstanden es die beiden Pianisten die Melodien, insbesondere die Habanera aus dem dritten Satz, herauszuarbeiten und das Stück mit dem temperamentvollen Vivace-Satz "Feria" perfekt zu beenden.
Nach der Pause stand im wahrsten Sinne des Wortes ein Spektakel auf dem Programm. Die vier "Geräuschkünstler" Achim Buschmann, Thomas Hohnen, Veith Kloeters und Stefan Theiler verstanden es mit den Händen und mit einem zeitgenössischen Schuhplattler, sowie mit Vibraphonen, Xylophonen, Trommeln, Sticks, Gongs und verschiedenen anderen Schlaginstrumenten mit ihren minimalistischen Stücken der Komponisten Reich, Schinstine, Funda, van der Vlieger, Hummel, Fink und Rouse von wenigen Minuten Spieldauer mitzureißen. Sie übertrugen dabei die eigene Begeisterung auf die Zuhörer und "brachten das Publikum in Resonanz", wie der Präsident der Bundesapothekerkammer Johannes Metzger im Anschluss an das Konzert würdigend feststellte.
Der Dank der rund 250 Zuhörer blieb nicht aus. Sie belohnten die vier jungen Künstler mit minutenlangem Beifall. Abschließend bleibt festzustellen: Der Mut der Bundesapothekerkammer, zeitgenössische Musik auf das Programm zu setzen, hat sich gelohnt und wurde belohnt.
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