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Für Ekzeme ist Homöopathie kein Reizthema

25.10.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Für Ekzeme ist Homöopathie
kein Reizthema

von Elke Wolf, Rödermark

Dass homöopathische Arzneimittel bei der Behandlung von Neurodermitis und verschiedenen Dermatitiden eine Alternative zu schulmedizinischen Verfahren sein können, beweist eine Anwendungsbeobachtung an 127 Patienten. Bei 93,7 Prozent der Probanden brachte ein homöopathisches Komplexmittel aus Viola tricolor, Corallium rubrum und Cicuta virosa eine deutliche Besserung der Symptome. Das unterstützt die These, dass endogene und exogene Dermatosen nicht nur als Erkrankung der Haut, sondern als Störung des gesamten Organismus verstanden werden sollten.

In die multizentrische Anwendungsbeobachtung waren 127 Patienten mit Neurodermitis, toxischer beziehungsweise allergischer Kontaktdermatitis oder Ekzemen an den unterschiedlichsten Körperstellen eingeschlossen. Die Mehrzahl der Patienten litt mindestens drei Monate unter typischen Symptomen wie Juckreiz, Schuppung oder Erythemen. Rund 19 Prozent hatten ihre Beschwerden bereits über ein Jahr, 15 Prozent gar über fünf Jahre.

Die meisten Patienten nahmen das homöopathische Komplexmittel aus Stiefmütterchen, Edelkoralle und Wasserschierling (Cuti-DoÒ) über rund 38 Tage ein (+/-14,9); die kürzeste Behandlungsdauer betrug 13, die längste 91 Tage. Bei der Dosierung hielten sich die meisten Patienten an die Vorgaben aus dem Beipackzettel: 57 Patienten nahmen dreimal 10 Tropfen am Tag ein. Manche zogen als Dosierung zweimal täglich 10 Tropfen oder dreimal täglich 15 Tropfen vor.

Als Hauptzielkriterien wurden die Parameter Juckreiz, Schuppung, Erytheme, Quaddeln und Nässen erfasst und ausgewertet. Insgesamt betrachtet verbesserten sich bei 119 von 127 Patienten die Beschwerden, zum Teil deutlich. In acht Fällen blieben die Befunde unverändert; eine Verschlechterung trat in keinem Fall ein. Die Wirkung war um so besser, je deutlicher die Morphologie der Hautausschläge mit den Arzneimittelbildern der Wirkstoffe korrelierte, schreiben die Autoren.

Die Ärzte beurteilten die homöopathische Behandlung in 84 Prozent mit gut bis sehr gut. Die Patienten gaben in 76 Prozent der Fälle gute bis sehr gute Noten. In 10 Prozent der Fälle bezeichneten die Mediziner und in 17 Prozent der Fälle die Patienten das Ergebnis als mäßig. Zu 6,2 Prozent waren die Ärzte und zu 5,5 Prozent die Probanden nicht zufrieden. Auch bei der Verträglichkeit konnte die homöopathische Behandlung gute Noten einheimsen. Sie wurde von Ärzten und Patienten (über 90 Prozent) einhellig als gut bis sehr gut eingestuft. In einigen Fällen war die Verträglichkeit mäßig bis nicht befriedigend, wobei ein spezifischer Grund nicht genannt wurde. Eine Zusatzmedikation (Fettsalbe) wurde nur in einem Fall erforderlich.

Bemerkenswert ist laut Autoren, dass die Medikation bei Patienten mit hyperhydrotischen, nässenden Ekzemen, zum Beispiel im Genital- oder Analbereich, schon nach wenigen Tagen deutlich anschlug. Diese Auffälligkeit korreliere mit den Arzneimittelbildern der homöopathischen Wirkstoffe.

Die Autoren der Studie sehen in dem untersuchten Homöopathikum eine Alternative zu Corticoid-haltigen Präparaten. Letztere könnten zwar akute Beschwerden schnell und wirksam kupieren, doch sei die Ursache der Erkrankung damit nicht behoben. Außerdem lasse die Compliance bei vielen Patienten zu wünschen übrig. Dagegen beruhe die Wirksamkeit und Verträglichkeit des untersuchten Präparates gemäß den Arzneimittelbildern auf einer ganzheitlichen Regulation des Organismus. Die Wirkstoffe würden auf verschiedenen Ebenen (Haut, Stoffwechsel) in das Krankheitsgeschehen eingreifen und die körpereigenen Heilungskräfte aktivieren.

Die Inhaltsstoffe:

  • Viola tricolor, das Stiefmütterchen, findet schon seit alters her Einsatz als Blutreinigungsmittel und zur Behandlung von Hautausschlägen. Viola enthält unter anderem Saponine und Salicylsäuremethylester. Das Arzneimittelbild von Viola nennt juckende Pusteln mit Krustenbildungen und Papeln besonders im Gesicht und an den Ohren, rheumatoide Schmerzen am ganzen Körper.
  • Corallium rubrum, die Edelkoralle, ist ein wahres Calcium-Depot (81 Prozent). Corallium wird aufgrund seiner entkrampfenden und reizstillenden Wirkung bei Erkrankungen der oberen Atemwege gegeben. Das Arzneimittelbild nennt neben plötzlich einsetzenden Hustenanfällen jedoch auch korallen-, funkel- und dann kupferrote glatte Flecken auf der Handoberfläche und an einzelnen Fingern.
  • Cicuta virosa, der Wasserschierling. Die arzneiliche Wirkung der Cicuta wird auf den Inhaltsstoff Cicutoxin, ein g-Pyronderivat, zurückgeführt, das vor allem im frischen Wurzelstock zu finden ist. Cicutoxin ist ein zentral angreifendes Gift, es erzeugt heftige, klonische Krämpfe, die in späteren Stadien auch in tonische Krämpfe übergehen. Hauptangriffspunkt ist das Atmungszentrum in der Medulla oblongata. Cicuta kann therapeutisch sowohol bei Tetanie und Wundstarrkrämpfen als auch bei Hauterkrankungen mit pustulären Ausschlägen im Gesicht und an den Händen eingesetzt werden.

Quelle: Bresser, H., et al., Neue Aspekte in der Behandlung von Neurodermitis und Dermatitis. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 8 (1999) 558-562. Top

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