Atypische Antipsychotika verbessern die Lebensqualität |
28.07.2003 00:00 Uhr |
Schizophrenie
von Karen Dente, New York
In San Francisco fand einer der weltweit größten Kongresse für psychiatrisch tätige Ärzte und Wissenschaftler statt. Ein Schwerpunkt auf dem 156. Jahreskongress der American Psychiatric Association (APA) bildeten die so genannten atopischen Antipsychotika.
Weltweit leiden rund 45 Millionen Menschen unter einer Schizophrenie. Die Schizophrenie – beziehungsweise die unterschiedlich verlaufenden Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis – nimmt in jeder Hinsicht eine Sonderstellung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ein. Schizophrene Psychosen können akut und dramatisch auftreten oder schleichend und für Außenstehende kaum wahrnehmbar. Sie können eine einmalige Episode bleiben oder das weitere Leben in kürzeren oder längeren Abständen bestimmen.
In der medikamentösen Behandlung stehen neben den klassischen Neuroleptika moderne atypische Antipsychotika zur Verfügung. Diese haben nach bisherigen Erkenntnissen durch ihr verändertes Wirkprofil einen günstigeren Effekt auf die subjektive Befindlichkeit, neurophysiologische Leistung, Kommunikationsqualität und damit Rezidivprophylaxe die klassischen Vertreter. Als Nebenwirkungen können Gewichtszunahme, Diabetes, Hyperglykämien, Dyslipidämien und in einigen Fällen Herzrhythmusstörungen auftreten.
Ein recht neu in den Markt eingeführter Wirkstoff ist Ziprasidon (Zeldox®). Ziprasidon bindet zwar wie die anderen Antipsychotika an die D2-artigen Dopaminrezeptoren im Striatum, hat aber auch eine Affinität zu serotonergen Rezeptoren. Es blockiert zusätzlich die serotonergen 5HT2A-Rezeptoren, so dass motorische Beschwerden weitgehend ausbleiben. Das Antipsychotikum ist auch ein potenzieller Agonist am 5HT1A-Rezeptor. Aus Studien ist bekannt, dass bei ängstlichen Menschen diese Rezeptoren nur schwach aktiv sind. So erwartet man von einem 5HT1A-Agonisten angstlösende und antidepressive Effekte. In klinischen Studien zeigte sich Ziprasidon im Vergleich zu Haloperidol und Risperidon in der Behandlung schizophrener Symptome (negative wie auch positive Symptomatik, sowohl kognitive als auch affektive Symptome) ähnlich wirksam. In Hinblick auf Gewichtszunahme, sowie Glukose- und Lipidveränderungen zeigte sich Ziprasidon Olanzapin überlegen.
Seit November 2002 ist in den USA Aripiprazol (Abilify®) zugelassen. Hierbei handelt es sich um eine neue Klasse von antipsychotisch wirksamen Substanzen: partielle Dopaminagonisten. Der Dopamin-Seretonin-Stabilisator (DSS) hat sowohl antagonistische als auch agonistische Eigenschaften, die das dopaminerge System auf physiologischem Niveau stabilisieren. Bei einem Dopamin-Überschuss reduziert Aripiprazol die Dopaminübertragung an den Synapsen und verhindert somit die Entstehung der Psychose. Bei vermindertem Dopaminspiegel wird das System aktiviert, und somit die negativen Symptomen reguliert wie auch die kognitiven Funktionen aufrechterhalten. Darüber hinaus beeinflusst Aripiprazol das serotogene System und wirkt antidepressiv. In einer vier- bis sechswöchigen Studie mit Patienten mit akuter Schizophrenie zeigte sich Aripiprazol im Vergleich zu Placebo signifikant wirksamer und ähnlich wirksam wie Risperidon.
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