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Potenzieller Auslöser für Krebs

30.06.2003  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Sodbrennen

Potenzieller Auslöser für Krebs

 

von Christiane Berg, Hamburg

Sodbrennen ist zwar statistisch mit der Manifestation eines Adenokarzinoms assoziiert, doch müssen stets auch genetische Risikofaktoren hinzukommen, damit Tumoren entstehen. Mit anderen Worten – Speiseröhrenkrebs ist multifaktoriell bedingt.

Luftaufstoßen, Säureregurgitation, Schmerzen hinter dem Brustbein, Erbrechen und Übelkeit: Bis zu 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung westlicher Industrieländer leiden täglich an den typischen Symptomen der Refluxkrankheit. Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung treten die Beschwerden mindestens einmal pro Woche auf. Jeder zehnte Betroffene entwickelt eine Ösophagitis, die in wiederum zehn bis 15 Prozent der Fälle schwerwiegende Komplikationen wie Ulcerationen oder ein Barett-Syndrom zur Folge hat. Als Barrett-Syndrom (Zylinderzellmetaplasie) bezeichnet man die Umwandlung von normaler Schleimhaut der Speiseröhre (Plattenepithel) in eine Form ähnlich der Magenschleimhaut (Zylinderepithel).

Geringes individuelles Risiko

Unbehandelt führt die Metaplasie der Ösophagusschleimhaut bei einem von zehn Patienten zum Adenokarzinom der Speiseröhre, betonte Professor Gerald J. Holtmann, Essen, auf einer Veranstaltung am 17. Juni zum Stellenwert von Antacida in der Therapie von Refluxbeschwerden. „Die Weiterentwicklung eines Barett-Syndroms zum Karzinom ist durch das genetische Potenzial, auf den Reiz Säure zu reagieren, determiniert“, sagte er. Eine familiäre genetische Prädisposition, so zum Beispiel ein Adenokarzinom in der Verwandtschaft, mache im Einzelfall eine rechtzeitige Endoskopie bei länger persistierender Refluxösophagitis beziehungsweise Barett-Syndrom erforderlich. Per se sei ein Barett-Ösophagus keine Erkrankung, die die Lebensdauer verkürzen muss.

Der Mediziner lehnt routinemäßige Screeningmaßnahmen ab und nannte es „keinesfalls sinnvoll, dass jeder der Sodbrennen hat, auch endoskopiert wird“. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei mehr als fragwürdig. Auch verlängere die regelmäßige Überwachung der Patienten bei Refluxbeschwerden nicht die Lebensdauer, zumal 40 Prozent der Patienten mit Adenokarzinom der Speiseröhre zuvor keine GERD-Symptome (gastro-oesophageal reflux disease) zeigen.

Lokalisation und Graduierung

Grundsätzlich können Mediziner mit der endoskopischen Untersuchung als „diagnostischer Goldstandard“ den Grad sowie die Lokalisation entzündlicher Refluxläsionen exakt bestimmen und andere Erkrankungen ausschließen.

Als Ursachen des Refluxes nannte der Referent eine reduzierte Verschlusskraft des unteren Ösophagussphinkter, eine verzögerte Magenentleerung sowie eine gestörte Clearance-Funktion des tubulären Ösophagus. Verschiedene Nahrungs- und Genussmittel wie scharfe Speisen, Weißwein oder Kaffee können den gastroösophagalen Reflux begünstigen, indem sie die Magensäuresekretion stimulieren oder die Magenentleerung beeinflussen. Gesichert sei, dass auch Übergewicht ein Risikofaktor ist, so Holtmann. Die Infektion mit Helicobacter pylori habe dagegen einen protektiven Effekt, da sie über Atrophie der Magenschleimhaut die Säuresekretion reduzieren kann. Der Erreger der Gastritis Typ B gilt allerdings als wesentlicher ätiopathogenetischer Faktor bei der Entstehung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni.

Unterschiedlicher Leidensdruck

Weniger als 50 Prozent der Patienten mit Refluxerkrankungen weisen bei den heute üblichen endoskopischen Untersuchungstechniken erosive Veränderungen auf, machte Holtmann abschließend deutlich. Interessant in diesem Zusammenhang sei auch, dass der Grad der identifizierten Schleimhautläsionen oftmals nicht mit der Schwere der Symptomatik einhergeht. So klagen manche Patienten ohne Läsionen über starke Beschwerden, während andere mit geringen Symptomen eine stark entzündlich veränderte Speiseröhre aufweisen. Sind erosive Schleimhautdefekte nicht nachzuweisen, sei die Ansprache auf eine sekretionshemmende Behandlung mit zum Beispiel H2-Blockern und Protonenpumpeninhibitoren „fast beweisend“ für die Diagnose.

Bei etwa 90 Prozent der Patienten mit Refluxkrankheit liegen leichte Beschwerden vor, die eine Behandlung mit aluminium-magnesiumhydroxidhaltigen Antacida gerechtfertigt erscheinen lassen, sagte Holtmann. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die lokale, also im Magen ansetzende Wirkung der säurebindenden Arzneimittel etwa dreimal so schnell wie die der systemisch wirkenden H2-Blocker und PPIs eintritt.

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