Rifaximin zur Prophylaxe einer Reisediarrhö |
27.06.2005 00:00 Uhr |
Nahezu die Hälfte aller Tropenreisenden entwickelt in den ersten drei Wochen ihrer Reise Durchfälle. Die häufigsten pathogenen Erreger sind enterotoxische Escherichia coli. Eine Prophylaxe mit Antibiotika könnte eine Reisediarrhö sehr effektiv verhindern, doch wird sie auf Grund möglicher Nebenwirkungen und Resistenzentwicklung der Erreger nicht empfohlen.
Rifaximin, ein nicht resorbierbares Rifamycinderivat, das in den USA zur Behandlung intestinaler Infekte eingesetzt wird. Seit 2004 ist es auch für die Indikation der unkomplizierten Reisediarrhö zugelassen. Die Autoren einer Studie untersuchten die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rifaximin zur Prophylaxe von Reisediarrhöen. Hierzu erhielten insgesamt 210 amerikanische Studenten, die nach Mexiko reisten, in einer randomisierten kontrollierten Doppelblindstudie entweder
Rifaximin 200 mg/d
Rifaximin 2 x 200 mg/d
Rifaximin 3 x 200 mg/d
oder
Placebo.
Die Prophylaxe wurde über zwei Wochen durchgeführt, die Nachbeobachtungszeit betrug drei Wochen, potenzielle Nebenwirkungen wurden über fünf Wochen erfasst. Beurteilungskriterium war das Auftreten einer Diarrhö definiert als drei wässrige Stuhlentleerungen innerhalb 24 Stunden und mindestens einem zusätzlichen Symptom (Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Erbrechen, Fieber).
Ergebnis: 14,7 Prozent der Patienten der Rifaximin- und 53,7 Prozent der Patienten der Placebogruppe entwickelten eine Reisediarrhö. Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 73 Prozent (RR = 0,27). Rifaximin verhinderte dabei bis zu 72 Prozent aller Reisediarrhöen und 77 Prozent der Diarrhöen, die eine weitere Antibiotikabehandlung benötigen würden (p < 0,001). Verglichen mit Placebo waren alle Rifaximin-Dosierungen zur Prophylaxe der Diarrhö überlegen, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Rifaximin-Dosierungen waren gering. Das Antibiotikum reduzierte gegenüber Placebo auch bei Studienteilnehmern ohne schwere Diarrhö signifikant mäßige bis schwere Bauchschmerzen, Krämpfe und die Gasentwicklung. Bei den Nebenwirkungen wurden zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede beobachtet. Unter Rifaximin traten minimale Veränderungen der Darmflora auf.
Fazit: Mit Rifaximin konnte das Auftreten einer Reisediarrhö mit nur minimaler Veränderung der Darmflora erheblich reduziert werden. Problematisch könnte die Resistenzbildung sein. Obwohl bislang in verschiedenen kleineren Studien die Resistenzentwicklung überprüft wurde und im Vergleich zu anderen Antibiotika vergleichsmäßig selten war, kann sie bei vermehrter prophylaktischer Einnahme nicht ausgeschlossen werden.
Quelle: DuPont H. et al., Ann Int Med. 142 (2005) 805-812.
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