Captopril ist konventionellen Antihypertonika ebenbürtig |
21.06.1999 00:00 Uhr |
Der ACE-Hemmer Captopril wirkt in der Langzeitbehandlung von Hypertonie genauso effektiv wie ß-Blocker und Diuretika, so das Ergebnis einer ersten großen Interventionsstudie mit harten klinischen Endpunkten wie kardiovaskulärer Mortalität und Morbidität.
ACE-Hemmer werden in Deutschland bei Hypertonie mittlerweile sehr häufig verordnet und auch von der nationalen Hochdruckliga als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Bislang wurde allerdings nur für ß-Blocker und Diuretika anhand von mehreren großen Interventionsstudien belegt, daß die Langzeitbehandlung mit einer signifikanten Reduktion der Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, KHK et cetera einhergeht. Ob dies für ACE-Hemmer wie Captopril ebenfalls zutrifft, war Gegenstand der in Schweden und Finnland durchgeführten CAPPP-(Captopril Prevention Project)-Studie, die vor kurzem abgeschlossen wurde.
In der offenen Multizenterstudie erhielten 10.985 Patienten im Alter zwischen 25 und 66 Jahren mit einem diastolischen Blutdruck über 100 mmHg entweder Captopril (n = 5492) oder eine konventionelle Therapie mit ß-Blockern (vor allem Metoprolol und Atenolol) und/oder Diuretika (hauptsächlich Hydrochlorothiazid und Bendroflumethiazid, n = 5493). Um den angestrebten diastolischen Blutdruck von unter 90 mmHg zu erreichen, durfte Captopril in einer Tagesdosis von maximal 200 mg als Monotherapie oder in Kombination mit einem Diuretikum gegeben werden. In beiden Studiengruppen konnte zusätzlich ein Calciumantagonist appliziert werden.
Primärer Endpunkt war die Gesamtzahl tödlicher und nichttödlicher Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie alle anderen kardiovaskulären Todesfälle. Nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 6,1 Jahren ergab sich zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied (11,1 versus 10,2 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre für die Captopril- beziehungsweise Vergleichsgruppe).
Tödliche und nichttödliche Schlaganfälle traten jedoch unter Captopril häufiger auf (189 versus 148). Demgegenüber wurden weniger kardiovaskuläre Todesfälle als in der konventionellen Behandlungsgruppe registriert (76 versus 95). Ebenso entdeckten die Mediziner weniger neue Diabetesfälle (337 versus 380). Etwas überraschend ist die relativ hohe Inzidenz von Schlaganfällen in der Captopril-Gruppe. Eine Erklärung hierfür könnte die nicht optimale Randomisierung der Studie sein. So lagen die Blutdruckwerte in der Captopril-Gruppe von Anfang an im Schnitt um circa 2 mmHg höher.
Quelle: Hansson, L., et al., Lancet 353 (1998) 611 616
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