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Antiepileptikum könnte bei Alkoholismus helfen

09.06.2003  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Topiramat

Antiepileptikum könnte bei Alkoholismus helfen

 

von Wolfgang, Kämmerer, Wiesbaden 

Das Antiepileptikum Topiramat kann die Lust auf Alkohol verringern. Zu diesem Ergebnis sind amerikanische Forscher des University of Texas Science Center in San Antonio in einer Studie gekommen, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurden.

Dass Alkohol bei chronischer Zufuhr Veränderungen auf molekularer Ebene verursacht, ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. Die Details wurden in den vergangenen Jahren aufgedeckt. Offensichtlich kommt es im Gehirn zu Veränderungen fast aller Transmittersysteme, so auch des glutaminergen und GABAergen (Gamma-Aminobuttersäure) Systems.

Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter im Zentralnervensystem. Eine Überstimulation der Glutamatrezeptoren liegt unter anderem bei der Epilepsie vor. GABA ist der bedeutsamste zentral hemmende Überträgerstoff.

Bei chronischem Alkoholkonsum ist die Konzentration an Glutamatrezeptoren im Mittelhirn gegenüber Abstinenten erhöht. Des Weiteren führt die Aufnahme von Alkohol zu einer verminderten GABA-Rezeptoraktivität. Das Antiepileptikum Topiramat aktiviert die GABA-Rezeptoren und verstärkt damit die GABA-vermittelte Inhibition und hemmt die AMPA-Rezeptoren, einen Subtyp der Glutamat-Rezeptoren. Somit könnte Topiramat bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit einen positiven Effekt erzielen. Diese Hypothese wurde in einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie untersucht.

Hierzu erhielten insgesamt 150 Patienten mit einer dokumentierten Alkoholabhängigkeit über einen Zeitraum von 12 Wochen täglich entweder 25 bis 300 mg Topiramat oder Placebo. Zusätzlich wurde eine Verhaltenstherapie zur Verbesserung der Compliance durchgeführt. Primäre Beurteilungskriterien waren das selbstberichtete Trinken (Anzahl der Getränke pro Tag, Tage mit exzessiven Alkoholkonsum [mehr als 5 Getränke bei Männern respektive 4 Getränke bei Frauen], abstinente Tage) sowie der Gamma-Glutamyl-Transferase-Spiegel. Sekundäres Beurteilungskriterium war das selbstberichtete Verlangen der Patienten nach Alkohol.

Im Durchschnitt tranken nach den drei Monaten Therapie die Topiramat-Patienten drei Gläser weniger Alkohol pro Tag als die Placebo-Gruppe (p = 0,0006). Die Tage mit exzessivem Alkoholkonsum konnten im Vergleich zu den Placebo-Patienten um 27,6 Prozent reduziert und die abstinenten Tage um 26,2 Prozent erhöht werden. Die Aktivität der Gamma-Glutamyl-Transferase nahm gegenüber Placebo ab und das Verlangen nach Alkohol korrelierte invers mit der Einnahme von Topiramat.

Fazit: Topiramat (25 bis 300 mg täglich) beeinflusst das Trinkverhalten bei chronischen Alkoholikern signifikant günstiger als Placebo. In weiteren Studien müssten jedoch noch mehrere Fragen geklärt werden. So sei beispielsweise die optimale Dauer der Behandlung, die genaue Dosierung oder auch die genaue Wirkung mit anderen Medikamenten noch unbekannt.

Quelle: Johnson, B. A., et al., Lancet 361 (2003) 1677 - 1685.

© 2003 GOVI-Verlag
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