Thrombotische Purpura auch durch Clopidogrel |
22.05.2000 00:00 Uhr |
Nicht nur Ticlopidin, sondern auch der neuere Thrombozytenaggregationshemmer Clopidogrel kann die gefährliche thrombotische thrombozytopenische Purpura auslösen, berichteten Forscher jetzt im New England Journal of Medicine.
Thrombotische thrombozytopenische Purpura ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch Thrombozytopenie, mikroangiopathische hämolytische Anämie, Fieber, neurologische Veränderungen und renale Abnormalitäten gekennzeichnet ist. Idiopathische Fälle treten bei 3,7 pro 1 Million Personen pro Jahr auf und die Mortalitätsrate liegt zwischen 10 und 20 Prozent, selbst wenn die Betroffenen sofort behandelt werden. Es gibt viele Arzneistoffe, die im Verdacht stehen, diese Erkrankung auszulösen.
Auch den Thrombozytenaggregationshemmer Ticolpidin bringen Wissenschaftler mit einer geschätzten Inzidenz von einem Fall zu 1600 bis 5000 Behandelten mit der Krankheit in Verbindung. Die neuere Substanz Clopidogrel gilt allgemein als wesentlich verträglicher. Beide Arzneistoffe sind strukturell verwandte Derivate vom Thienopyridin und unterscheiden sich nur durch eine Carboxymethyl-Gruppe. Ticlopidin und Clopidogrel haben eine kurze Halbwertszeit, bilden jedoch unterschiedliche Metaboliten.
In Phase-III-Studien mit circa 20 000 Patienten beobachtete man unter Clopidogrel keine Neutropenie, Nebenwirkungen der Haut oder gastrointestinale Beschwerden sowie eine thrombotische thrombozytopenische Purpura. Clopidogrel hat daher Ticlopidin im klinischen Alltag zur Schlaganfall- und Thromboseprophylaxe verdrängt.
Seit der Einführung von Clopidogrel Anfang 1998 wurden mehr als 3 Millionen Patienten weltweit damit behandelt. Seitdem wurde über zwei Fälle einer thrombotischen thrombozytopenischen Purpura berichtet. Im New England Journal of Medicine informierten Wissenschaftler jetzt über elf Purpura-Fälle, die während oder kurz nach der Therapie mit Clopidogrel eintraten.
Eine thrombotische thrombozytopenische Purpura könne nach Therapiebeginn - meist innerhalb der ersten zwei Wochen - auftreten, folgern die Autoren. Die behandelnden Ärzte sollten sich der Möglichkeit dieser Nebenwirkung bewusst sein. Auf Grund der Bedeutung dieser Nebenwirkung wurden die Ergebnisse der Arbeit, die das Journal offiziell erst am 15. Juni 2000 publizierten will, bereits vorab veröffentlicht.
Quelle: Bennett, C. L., et al., N. Engl. J. Med. 342 (2000)
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