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Technologen setzen auf internationalen Austausch

03.04.2000  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-VerlagAPV-APGI-KONGRESS

Technologen setzen auf internationalen Austausch

von Brigitte M. Gensthaler, Berlin

Globalisierung heißt das Zauberwort der modernen Wirtschaft, das gleichermaßen Pharmazie und pharmazeutische Industrie erfasst. Im Zeitalter der Fusionen und Global Player können sich wissenschaftliche Organisationen nicht auf nationale Aktivitäten beschränken. Ein wichtiger Grund für die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik - APV, nun zum dritten Mal gemeinsam mit der Association de Pharmacie Galénique Industrielle (APGI) zum Technologie-Kongress einzuladen.

Nach Budapest und Paris hatten die Veranstalter die deutsche Hauptstadt als Tagungsort des 3. World Meeting on Pharmaceutics, Biopharmaceutics and Pharmaceutical Technology gewählt. Etwa 800 Teilnehmer aus 40 Ländern folgten dem Ruf an die Spree. Vom 3. bis 6. April erlebten sie eine Tagung mit vier Plenarvorträgen, mehr als 100 Kurzvorträgen in Parallel-Veranstaltungen, Poster-Sessions und eine umfangreiche Industrie-Ausstellung.

Die internationale Diskussion über wissenschaftliche Konzepte und Ideen bezeichnete APV-Präsident Dr. Günther Hanke als zukunftssichernd für die Pharmazie. Er sehe den Kongress als Plattform für den Austausch von Industrie, Offizin und Forschung. Hier könnten Kooperationen und wissenschaftliche Netzwerke entstehen. Die enge Verknüpfung von Industrie und Wissenschaft kennzeichnet die APV-APGI-Kongresse, betonte Chairman Professor Dr. Rainer Müller von der Freien Universität Berlin bei der Kongresseröffnung.

Investition in die Ausbildung

Als Ort der Wissenschaft und Industrie pries der Festredner und Ex-Außenminister Dr. Klaus Kinkel die Hauptstadt. Deutschland sei eine der führenden Nationen in Wissenschaft und Technologie – mit Pharmazie und Biotechnologie an vorderer Front. Um die weltweite Reputation in der Ära der Globalisierung zu behaupten, müsse man sich rasch an die neuen weltweiten Bedingungen anpassen. Kinkel sprach sich klar für eine starke, zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige pharmazeutische Industrie in Deutschland aus. Wer neuen Sparten wie der Biotechnologie auf Dauer nur skeptisch und feindselig begegne, verliere den Anschluss.

Die rot-grüne Regierung forderte er auf, den Trend zur Globalisierung zu erkennen und günstige Rahmenbedingungen für das Wirtschaftswachstum zu schaffen. Dazu gehöre auch, den Bürgern die Angst vor der weltweiten Vernetzung zu nehmen.

Die "Pseudo-Green-Card à la Schröder" hält der Politiker für ungeeignet, um hochqualifizierte Experten anzulocken, denn sie biete keine langfristige Perspektive. Vielmehr setzt der FDP-Mann auf verbesserte Ausbildung und international konkurrenzfähige Qualifikation. Dazu müssten mehr öffentliche und private Gelder in Ausbildung, Training und Qualifizierung fließen. "Die Zukunft kann nur durch Ausbildung und Forschung gemeistert werden", dies müsse die Europäische Union erkennen. Dennoch gibt sie hierfür weniger als 5 Prozent ihrer Gelder aus.

Green Card für Apotheker?

Ein Mangel an Pharmaexperten ist für Professor Dr. Müller angesichts der desolaten Lage an den deutschen Universitäten absehbar. Knappe Gelder, hohe Studentenzahlen, geringe Planungssicherheit und starre gesetzliche Rahmenbedingungen machen den Universitäten das Leben schwer, klagte der Technologe vor der Presse. Relativ teure Studiengänge wie die Pharmazie würden aus Spargründen geschlossen, ohne den tatsächlichen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt zu berücksichtigen. Ein Beispiel: die Schließung des Pharmazeutischen Instituts der Humboldt-Universität. Doch eine Green Card für Spezialisten hält auch Hanke für Augenwischerei. Eine fundierte Ausbildung zu gewährleisten, sei Aufgabe des Staates.Top

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