Begleittherapien bei Brustkrebs |
24.02.2003 00:00 Uhr |
Für die Behandlung des Mammakarzinoms gibt es keine einheitlichen Standards. Die Ärzte richten sich nach den Empfehlungen internationaler und nationaler Konsensuskonferenzen sowie von speziellen Tumorzentren. Dr. Helmut Hehenberger, stellvertretender Leiter der Apotheke des Klinikums Augsburg, gab einen umfassenden Überblick über Operation, Strahlen- und Chemotherapie dieses Tumors.
Ebenso wichtig wie die eigentliche Krebstherapie sind umfassende Supportivmaßnahmen, die tumorassoziierte Komplikationen und therapiebedingte Nebenwirkungen verhüten oder lindern sollen. Diese verursachen einen hohen Leidensdruck bei den Patienten, sagte der Klinikapotheker und stellvertretende Vorsitzende der DGKPha. »Oberstes Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität.« Jede Chemotherapie erfordere eine umfassende Begleitmedikation, die sich nach den eingesetzten Substanzen richten muss.
Zu den tumorassoziierten Nebenwirkungen gehören maligne Ergüsse in Pleura und Pericard (»Herzbeutel«), Schmerzen durch den Tumor, Hypercalcämie und Knochenmetastasen, Fatigue, ein Erschöpfungssyndrom, und Auszehrung. Zudem weisen viele etablierte Chemotherapeutika eine spezifische Organtoxizität auf. Bekannt sind die stark nierentoxischen Effekte von Methotrexat und Cisplatin, die neurotoxische Wirkung von Taxanen, die Blasentoxizität von Cyclophosphamid und die irreversibel kardiotoxische Wirkung von Anthracyclinen, Cyclophosphamid und Trastuzumab (vor allem in Kombination mit Taxanen). In einer Befragung gaben etwa zwei Drittel der Patienten an, komplementäre Methoden einzusetzen. Sie nahmen vor allem Antioxidantien, Mistel- und Enzympräparate, Vitamine und Mineralien ein. Was kann der Apotheker in puncto Ernährung raten? Als »schützend« werden in der Primärprävention Obst, Vitamin C und eventuell auch die Vitamine A und E eingestuft, erklärte Hehenberger. Der Nutzen einer fettarmen, ballststoffreichen Ernährung und eines reduzierten Alkoholkonsums wird derzeit in der Women´s Health Initiative Study an 64.000 Frauen untersucht. Eine weitere große Studie prüft den Einfluss einer extremen Fettreduktion in der Sekundärprävention.
Spezielle Krebsdiäten sind unwirksam oder gefährlich, mahnte der Referent. Entgegen der Laienmeinung könne man einen Tumor nicht »aushungern«. Bei schlechter Ernährungslage sei eine strenge Reduktionsdiät gefährlich. Hohe Dosen der Vitamine A und C sind für Krebspatienten nicht geeignet. Während einer Chemotherapie sollten sie Vitamin A, C und E nicht supplementieren. Vor allem bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs und während einer Tamoxifen-Therapie sollten die Patientinnen auch keine Phytoestrogene – zum Beispiel in Ginseng und Soja enthalten – aufnehmen. Ebenso ungeeignet sind Akupunktur und starke Massagen bei Patienten mit Thrombozytopenie, warnte der Apotheker.
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